Heizöl-Rückblick Dezember 2021: Ölpreise zwischen Omikron, Energiekrise und unsicheren Prognosen

Der Dezember 2021 stand im Zeichen heftiger Preisbewegungen: Die Gaspreise explodierten und zogen die Ölnotierungen unbarmherzig mit. Omikron sorgte zunächst für klaren Pessimismus, bis sich das Blatt zum Jahresende ebenso klar drehte. Der Heizölpreis setzte zur Rallye an.

Im Überblick: Der Ölmarkt 2021

  • Januar: Holpriger Jahreswechsel – doch die Ölpreise bleiben stabil
  • Februar: Das Ölangebot wird sichtbar knapper, die Ölpreise steigen
  • März: Marktlage mit vielen Fragezeichen – Ölpreise suchen Orientierung
  • April: Hoffnung auf steigende Nachfrage treibt Ölpreise an
  • Mai: US-Iran-Atomdeal und erholende Nachfrage beschäftigen den Markt
  • Juni: Steigendes Angebotsdefizit trifft auf Ausbreitung der Delta-Variante
  • Juli: Weiterer Glaube an das Angebotsdefizit trifft auf Delta-Realität
  • August: Pandemieentwicklung bestimmt das Marktgeschehen
  • September: Erste Anzeichen einer Energiekrise lassen Ölpreise steigen
  • Oktober: Energiekrise treibt Ölpreise und Marktsorgen
  • November: Omikron dominiert – Freigabe strategischer Ölreserven

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölmarkt im Dezember 2021

  • Omikron-Variante dominiert Pandemiegeschehen – Unsicherheit zu ihren Auswirkungen
  • Russland dreht Westeuropa den Gashahn ab
  • OPEC+ bleibt bei aktuellen Produktionsbeschlüssen

 

Heizölpreisentwicklung im Dezember 2021

Die Heizölpreisentwicklung im Dezember 2021 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

 

Auch wenn mehr Ansteckungen sicher kein Grund zum Feiern sind, könnte sich die derzeit dominante Omikron-Variante als „Ausweg“ aus der Pandemie herausstellen. Immer mehr Studien aus aller Welt legen nahe, dass Omikron für wesentlich mildere Verläufe verantwortlich ist und damit möglicherweise auf längere Sicht weniger restriktive Maßnahmen notwendig machen wird.Auf solche Meldungen schien der Ölmarkt im Dezember 2021 nur gewartet zu haben. Sorgen um neue Lockdowns und weniger Wirtschaftsleistung nahmen zusehends ab, die Prognosen zur Nachfrage wurden zusehends heller.

Gleichzeitig gewann die Energiekrise an Schärfe. Russland etwa pumpte zum Monatsende immer weniger Gas nach Westeuropa und drehte den Hahn zwischenzeitlich sogar ganz zu. Als die Gaspreise explodierten, wurden auch die Ölpreise unweigerlich in Mitleidenschaft gezogen.

Noch zum Monatsanfang entschied die OPEC+-Gruppe, nicht an der derzeitigen Steigerung der Produktionsmengen zu rütteln. Auch wenn die Vorsicht vor Omikron dabei eine Rolle spielte, zeigten nicht wenige Analysten auf, dass sich das Ölkartell trotz der Energiekrise mit den hohen Ölpreisen arrangieren kann und vorerst nichts unternehmen will, um an seinen Einnahmen etwas zu ändern.

Auch wenn die Feiertage zum Jahreswechsel die Preisbildung verzerrten und die Notierungen teilweise deutliche Achterbahnfahrten hinlegten, stand der Dezember unterm Strich klar im Zeichen von Preissteigerungen: Brent legte im Monatsvergleich um rund 12 Prozent zu, Texas Intermediate (WTI) sogar um 16 Prozent. Der Heizölpreis steigerte sich um rund 7 Prozent.

 

Russland und Europa im Gas-Clinch

Ausgerechnet zum Winterstart in Westeuropa stellte Russland seine Gaslieferungen über die Jamal-Pipeline teilweise vollständig ein und pumpte die dringend benötigte Energie zurück Richtung Polen. Der Richtungswechsel lässt sich zwar über deutsch-polnische Lieferverträge erklären, die fehlende Energie für Westeuropa jedoch nicht.

Offiziell begründet Russland die sinkenden Liefermengen mit weniger Bestellungen aus Abnehmerländern wie Deutschland und Frankreich sowie einem steigenden Bedarf im eigenen Land. Gleichzeitig sei Polen an den Engpässen schuld.

Doch es gibt gute Gründe, in der Gaskrise einen politischen Schachzug zu sehen. Zum einen steht Moskau im Verdacht, die Genehmigung zur Pipeline Nord Stream 2 erzwingen zu wollen. Zum anderen hat der erneute Aufmarsch russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine für mehr als diplomatische Spannungen mit dem Westen gesorgt.

Die Gaspreise zogen in dieser Situation auf immer neue Rekordwerte an, Verbraucher und Abnehmer schauten sich nach günstigeren Energieträgern um – und wurden bei Öl fündig. Das trieb unweigerlich auch die Ölpreise nach oben und verschärfte zudem das (errechnete) Angebotsdefizit auf dem Ölmarkt, das die Investitionsentscheidungen schon seit geraumer Zeit antreibt.

 

Omikron: Vom neuen Schreckgespenst zum Preistreiber

Nach fast zwei Jahren Pandemie sind die Verhältnisse eigentlich klar: Sobald eine neue Variante auftaucht, fallen die Börsenpreise aus Angst vor dem wirtschaftlichen Abschwung. Das war auch bei Omikron nicht anders. Allerdings drehte sich hier das Blatt wesentlich deutlicher und schneller:

Nach Schreckensmeldungen zur höheren Ansteckungsrate versicherten die Vakzinlieferanten, ihre Impfstoffe seien auch gegen diese Variante wirksam – vor allem mit einer Booster-Impfung. Zudem zeichnete sich zusehends ab, dass Omikron zwar ansteckender ist, die Verläufe jedoch im Allgemeinen wesentlich milder ausfielen als noch bei Delta. Dass mildere Verläufe die Gesundheitssysteme trotzdem zum Zusammenbruch bringen können, war für den Markt im Dezember nicht so wichtig. Viel wichtiger war die Aussicht, dass die Welt von Omikron wohl nicht mehr so stark ausgebremst werden könnte wie noch von den Vorgängern.

Das schürte den Nachfrageoptimismus und lieferte damit einen weiteren Grund für Preissteigerungen, die die vorherigen Omikron-Verluste spielend wettmachten.

 

Notenbanken straffen Geldpolitik – Anbruch einer neuen Zeit?

Die US-Notenbank Fed machte rhetorisch den Anfang, die Zentralbanken von England und Russland folgten mit Taten: Die Zeit der Nullzinspolitik scheint vorbei. Um der steigenden Inflation zu begegnen, haben sich wichtige Währungshüter auf der ganzen Welt dazu entschieden, ihre Leitzinsen anzuheben, um die Geldentwertung und gekoppelte Preissteigerungen zu stoppen. Dieser historische Schritt folgte auf die überraschende Ankündigung der Fed, im Jahr 2022 gleich dreimal am Leitzins schrauben zu wollen. Das großangelegte Anleihenkaufprogramm zur Stabilisierung der Wirtschaft wurde noch in diesem Jahr beendet.

Die Nullzinsstrategie wurde zur Finanzkrise 2008 eingeführt, um den Zusammenbruch der Wirtschaft durch billig verfügbares Geld zu verhindern. Auch in der Hochphase der Coronapandemie war dieses Mittel noch opportun. Doch mit der teils rasanten Erholung der Nachfrage, zunehmender wirtschaftlicher Stabilität und damit einhergehenden Ressourcenknappheiten stiegen die Preise für Güter und Waren im abgelaufenen Jahr rasant – das verfügbare Geld verlor damit zusehends an Wert.

Über eine Leitzinsanhebung wird Geld buchstäblich „teurer“ und soll sich in seinem Wert dem Warenangebot anpassen. Einzig die EZB zögert in dieser Hinsicht noch und steht deshalb unter zunehmender Kritik von Ökonomen.

Für die Ölpreise und die Energiemärkte ist diese Kehrtwende natürlich genauso entscheidend wie für alle anderen Branchen und Produkte. „Teures Geld“ ist hier vor allem in Hinblick auf den Dollar wichtig, der als Leitwährung für Öl mit seiner jeweiligen Tagesnotierung das Handelsinteresse stets beeinflusst. Gerade im Verhältnis zum bisher unbeweglichen Eurozins wird die Frage in den kommenden Monaten sein, ob der Euro gegenüber dem Dollar weiter an Wert verliert und damit Öl selbst dann teurer macht, wenn die Energiebörsen eine andere Richtung vorgeben.

 

Weitere News in Kürze

  • Force Majeure in Libyen senkt Ölangebot – neue politische Unruhen
  • USA verhängen neue Sanktionen gegen Iran – Verhandlungen werden mit Unterbrechungen weitergeführt
  • USA liefern erste strategische Ölreserven an Energieunternehmen

 

Was auf dem Ölmarkt im Januar 2022 wichtig bleibt

Der Jahreswechsel 2021/2022 bleibt nicht nur in Hinblick auf die Pandemie und die Energiekrise spannend. Die OPEC+ will am 4. Januar zu einem weiteren Treffen zusammenkommen und über ihr weiteres Fördervorgehen beraten. Ihre Entscheidung wird die Ölpreise in jedem Fall beeinflussen. Gleiches gilt für die angehobene CO2-Abgabe, die Heizöl definitiv teurer macht. Hier muss sich erst eine Balance einstellen, die gerade im Zusammenhang mit der Geldpolitik bewertet und beobachtet werden muss.

So oder so gibt es aktuell nur wenige Möglichkeiten, die Entwicklung der Heizölpreise vorherzusagen. Deshalb informieren wir Sie täglich mit unseren Heizölnews und geben Ihnen auf unserer Heizölpreisseite einen Überblick, mit dem Sie den besten Zeitpunkt für den Kauf selbst festlegen können.