Heizöl-Rückblick November 2021: Erst die Freigabe, dann Omikron – Ölpreise machen scharfe Kehrtwende

Mit der Freigabe strategischer Ölreserven wollten wichtige Verbraucherländer das knappe Angebot ausgleichen und die Ölpreise von Rekordwerten zurückholen. Die neue Coronavariante Omikron leistete unerwartete – und unerwünschte – Hilfe.
Wir betrachten die Auswirkungen auf den Heizölpreis.

Im Überblick: der Ölmarkt 2021

  • Januar: Holpriger Jahreswechsel – doch die Ölpreise bleiben stabil
  • Februar: Das Ölangebot wird sichtbar knapper, die Ölpreise steigen
  • März: Marktlage mit vielen Fragezeichen – Ölpreise suchen Orientierung
  • April: Hoffnung auf steigende Nachfrage treibt Ölpreise an
  • Mai: US-Iran-Atomdeal und sich erholende Nachfrage beschäftigen den Markt
  • Juni: Steigendes Angebotsdefizit trifft auf Ausbreitung der Delta-Variante
  • Juli: Weiterer Glaube an das Angebotsdefizit trifft auf Delta-Realität
  • August: Pandemieentwicklung bestimmt das Marktgeschehen
  • September: Erste Anzeichen einer Energiekrise lassen Ölpreise steigen
  • Oktober: Energiekrise treibt Ölpreise und Marktsorgen hoch

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen für den Ölmarkt im November 2021

  • Koordinierte Freigabe strategischer Ölreserven bei den größten Ölverbrauchern
  • Neue Coronavariante und steigendes Infektionsgeschehen
  • OPEC+ behält Förderquoten bei und diskutiert Nullrunde

 

Heizölpreisentwicklung im Überblick:

Die Heizölpreisentwicklung im November 2021 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

Mit dem Auftauchen der neuen Coronavirus-Variante Omikron starteten die Ölpreise zum Monatsende eine zweistellige Talfahrt, die deutlich widerspiegelte, wie sehr sich der Markt vor neuen Lockdowns und einer noch schwierigeren Pandemielage fürchtete. Sowohl Brent als auch WTI verloren zum letzten November-Wochenende jeweils klar über zehn Prozent an Marktwert. Der Heizölpreis sank im Monatsverlauf insgesamt um rund sieben Prozent. Für Verbraucher ist dies natürlich eine hervorragende Nachricht. Allerdings kamen sämtliche Notierungen dabei von Rekordwerten zurück, die einen anderen Aspekt des Ölmarktes im November verdeutlichten:

Nachdem sich die OPEC+-Gruppe gegen eine weitere Anhebung der Förderquoten entschieden hatte, wurde die knappe Angebotslage immer offensichtlicher und immer akuter. Selbst als die führenden Verbraucherländer der Welt in einer beispiellosen Gemeinschaftsaktion strategische Ölreserven freigaben, glaubte der Markt nicht daran, dass diese Mengen die hohe Nachfrage befriedigen könnten. Was von dieser Nachfrage im Spiegel der Omikron-Gefahr übrigbleiben wird, lässt sich zurzeit nicht einschätzen. Doch der Markt steuert vorerst klar auf eine Trendwende zu. Diese ist allerdings keine Preiskorrektur, wie sie sich der Markt wünschen würde. Schließlich könnte die neue Virusvariante die sich erholende Weltwirtschaft erneut lahmlegen.

 

 

Freigabe strategischer Ölreserven: OPEC+, USA und das Tauziehen um die Marktkontrolle

Wie der Name schon sagt, sind strategische Ölreserven für Sonderfälle wie Naturkatastrophen oder kriegerische Auseinandersetzungen reserviert und sollen die Funktionsfähigkeit einer Regierung oder eines Landes über 30 Tage garantieren.

Die Rekordpreise für Energie trieben die wichtigsten Öl-Abnehmerländer des Globus im November zu einer zeitweiligen Neuinterpretation des Begriffs. Auf Betreiben der USA entschieden sich unter anderem Japan, Indien und Großbritannien ebenfalls dazu, Teile ihrer Reserven auf den (heimischen) Markt zu werfen und damit Druck aus der Angebotsseite zu nehmen. China hatte zuvor bereits Benzin und Diesel verteilt, sich aber offenbar auf Nachfrage der USA zu weiteren Freigaben bekannt.

Die Signalwirkung dieser Aktion ging vor allem in Richtung OPEC+-Gruppe, die mit ihrer künstlichen Beschränkung der eigenen Förderquoten einen wesentlichen Anteil an der aktuellen Preislage hat. Zwar wollte das Ölkartell seine Förderung jeweils monatlich um 400.000 B/T anheben. Laut Statistiken blieben die meisten Mitglieder jedoch hinter ihren Vorgaben zurück – und profitierten gleichzeitig von den deutlich steigenden Ölpreisen.

Mit der Freigabe erhielt das angespannte Verhältnis zwischen OPEC- und Nicht-OPEC-Ländern neuen Zündstoff. Saudi-Arabien und Russland dachten prompt laut darüber nach, dass die OPEC bei ihrem nächsten (vorgezogenen) Treffen Anfang Dezember eine Nullrunde der Förderanhebungen für Januar beschließen könnte.Zum Zeitpunkt dieser Ansage hatte die Omikron-Variante noch nicht ihr aktuelles Schreckenspotenzial für die Märkte entfaltet. Auch wenn die OPEC in einer weiteren Ankündigung sagte, man wolle das Treffen um wenige Tage verschieben, um Omikron zu beobachten, ging es bei der Nullrunden-Aussage zuallererst um eine Demonstration der Stärke und der Marktmacht.

Das ändert jedoch nichts daran, dass sich die Nullrunde tatsächlich als gute Idee herausstellen könnte. Ebenso wie ein „Wiedereinsammeln“ der Freigabeoptionen. Obwohl die Realität somit die Wirtschaftspolitik überholt, sollte dies nicht über das eigentliche Geschehen hinwegtäuschen: In allen Lagern geht es um die Frage, wer den Ölmarkt in welchem Umfang dominiert und bis zu welchen Punkt die Welt bereit ist, sich die Ölpreise von der OPEC diktieren zu lassen.

 

Corona und kein Ende: Omikron breitet sich auf der Welt aus und versetzt Märkte in Aufruhr

Zum Zeitpunkt dieses Berichts wurden zwar erst wenige Fälle der neuen Omikron-Covid-Variante gemeldet, doch sind diese Meldungen wenig hoffnungsvoll. Die neue Variante könnte die Immunabwehr umgehen, noch ansteckender sein und viele Leben kosten. Zahlreiche Länder haben bereits neue Eindämmungs- und Lockdown-Maßnahmen auf den Weg gebracht.

Es steht außer Frage, dass sich die Pandemie damit in eine erschreckende Richtung bewegt, die alle Märkte und die Ölpreise in hellen Aufruhr versetzt. Zwar machen Impfstoffhersteller bereits Hoffnung auf modifizierte Vakzine. Doch diese sind noch nicht auf dem Markt. Auch ist noch niemand in der Lage zu sagen, was von Omikron erwartet werden muss.

Damit steht zum Beispiel auch zur Debatte, ob die US-Notenbank Fed ihr Anleihen-Kaufprogramm zur Stützung der Wirtschaft tatsächlich zurückfährt. Generell bleibt auch zu fragen, wie sich die neuen Covid-Gegebenheiten auf die allenthalben grassierenden Lieferkettenprobleme auswirken und mit welchen Inzidenzen zu rechnen ist. Unterm Strich heißt es also: Unsicherheit ist das Gebot der Stunde.

 

Weitere News in Kürze

  • US-Notenbank will Anleihenkauf zeitnah zurückfahren – Inflation auf Rekordstand
  • Iran verlangt von USA Zusagen zu Atomdeal – bisher keine neuen Ergebnisse – Wiederaufnahme der Gespräche Ende November gestartet

 

Was auf dem Ölmarkt im Dezember 2021 wichtig bleibt

Mit den Feiertagen steht der Welt normalerweise eine treibstoffverbrauchsintensive Zeit ins Haus. Was davon in diesem Jahr übrig bleiben wird, zeigt sich wohl erst im Monatsverlauf und entlang der Omikron-Entwicklungen. Das OPEC-Treffen Anfang Dezember bleibt ein einflussreicher Marktfaktor für die Preisbildung, auch wenn zurzeit schwer vorauszusagen ist, zu welchem Ergebnis das Ölkartell kommt und was dies letztendlich für die Ölpreise bedeutet.

Noch sind diese stark vom Geschehen der vergangenen Monate aufgeladen, eine Talfahrt ist trotz möglicher Trendwende vorerst nicht zu erwarten. Allerdings können Sie selbst entscheiden, wann der beste Zeitpunkt zum Heizölkauf ist. Lesen Sie täglich unsere Heizölnews und holen Sie sich einen Überblick über die aktuellen Preisentwicklungen auf unserer Heizölpreisseite.