Heizöl-Rückblick August 2021: Alles hängt an der Nachfrage

Der Ölmarkt blieb auch im August von der Frage getrieben, wie die Nachfrage gegen die Pandemie bestehen kann und was dies für die Ölpreise heißt. Dementsprechend bewegt zeigten sich die Notierungen. Denn es gab genug Indikatoren für einen Rückgang, aber auch für das Gegenteil.

Im Überblick: der Ölmarkt 2021

  • Januar: Holpriger Jahreswechsel – doch die Ölpreise bleiben stabil
  • Februar: Das Ölangebot wird sichtbar knapper, die Ölpreise steigen
  • März: Marktlage mit vielen Fragezeichen – Ölpreise suchen Orientierung
  • April: Hoffnung auf steigende Nachfrage treibt Ölpreise an
  • Mai: US-Iran-Atomdeal und sich erholende Nachfrage beschäftigen den Markt
  • Juni: Steigendes Angebotsdefizit trifft auf Ausbreitung der Delta-Variante
  • Juli: Weiterer Glaube an das Angebotsdefizit trifft auf Delta-Realität

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen für den Ölmarkt im August 2021

  • Globaler Kampf gegen Delta – Asien im Fokus
  • Nachfrageprognosen und -indikatoren bestimmen das Marktgeschehen
  • US-Geldpolitik wird zum Unsicherheitsthema

 

Heizölpreisentwicklung im Überblick

 

Die Heizölpreisentwicklung im August 2021 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

 

Angesichts der Einteilung des globalen Infektionsgeschehens in Wellen ist es nur folgerichtig, vom aktuellen Marktverhalten als Surfen zu sprechen. Die Ölpreise bewegten sich im August stets eng entlang neuer Meldungen zum Virusgeschehen. Neue Lockdowns in China oder Singapur wurden ebenso schnell in sinkenden Ölpreisen umgesetzt, wie Erfolgsmeldungen zu Eindämmungsmaßnahmen am Monatsende für einen kräftigen Anstieg sorgten.

Tatsache ist, dass die Delta-Variante die Welt weiterhin im Griff hat und die Nachfrageentwicklung damit der einzig wirklich entscheidende Faktor bleibt, an dem sich der Markt momentan orientiert. Auch große Akteure wie die OPEC+-Gruppe reagierten dazu kurzfristig. So wurden die im Juli beschlossenen Förderanhebungen um 0,4 Mio. B/t bisher nicht umgesetzt – und niemand hat etwas dagegen.

 

Auch wenn sich die Ölpreise gen Monatsende auf ein Hoch wie zuletzt im März katapultierten, hat etwa Brent im Monatsvergleich um rund 2,7 Prozent verloren, die amerikanische Ölsorte WTI sogar um 5 Prozent. Im Vormonat war die Entwicklung bei beiden Notierungen noch positiv. Der Heizölpreis zeigte im Monatsvergleich dagegen mehr Stabilität, was nicht zuletzt durch den mehr als wechselvollen Euro-Dollar-Kurs beeinflusst wurde. Dieser lieferte aufgrund vager Aussagen zu einem möglichen Wechsel der US-Geldpolitik mehrfach Anlass zur Achterbahnfahrt der Kurse und bestimmte damit erheblich das Investitionsverhalten der Marktteilnehmer.

 

Delta-Variante und Nachfrage: Asien fährt „Null-Toleranz-Politik“, USA fahren erstaunlich viel Auto

Bis zur Monatsmitte wurde überdeutlich, dass sich Asien erneut im Griff der Delta-Variante des Coronavirus befindet. Anders als in den westlichen Nationen ergriffen die asiatischen Länder mehr als restriktive Maßnahmen, die offensichtlich Wirkung zeigten. Nach einem großangelegten Lockdown in China sollen die Fallzahlen zum Monatsende auf null gefallen sein. Hatten die zwischenzeitlich fehlenden chinesischen Verbrauchsmengen in Sachen Fahr- und Flugverkehr erst für einen Abwärtstrend bei den Ölpreisen gesorgt, löste die Null-Fall-Meldung einen fast Pawlow’schen Gegentrend aus.

Auch in den USA gewinnt Delta wieder zunehmend die Oberhand, doch hier sind bisher keine restriktiven Maßnahmen zu erwarten. Einerseits soll die Impfkampagne durch obligatorische Impfungen von Arbeitnehmern vorangetrieben werden, andererseits kann sich die Regierung auch angesichts der humanitären Katastrophe in Afghanistan offenbar momentan keinen weiteren Unmut seiner Bürger leisten.

Diese scheinen ihre wiedergewonnene Freiheit auch umfänglich auszukosten. Sah es am Monatsanfang noch so aus, als würde die Benzinnachfrage als wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Stabilität und Agilität des Landes vorzeitig einknicken, überraschten die Bestandstatistiken danach immer wieder mit einer erstaunlich steigenden Nachfrage. Allenthalben gilt der Beginn des Septembers als Ende der Sommerfahrsaison, doch aktuell sieht es so aus, als würden die USA ihren Sommer im Auto noch ein wenig verlängern wollen. Das gibt dem Markt Hoffnung, dass es die USA schaffen werden, auf der vierten Welle zu surfen, ohne unterzugehen.

 

US-Geldpolitik: Weniger expansiv, dafür – was?

Wer den Markt in Aufruhr versetzen will, muss nur eine vage Rede halten, in der ein möglicher Umschwung in der Geldpolitik der wichtigsten Leitwährung der Welt angedeutet wird. Die US-Notenbank Fed brachte diesen Kniff im August zweimal zustande: In beiden Reden hatte US-Notenbank-Chef Jerome Powell durchblicken lassen, dass die wirtschaftliche Erholung der USA ein guter Grund wäre, um etwas am aktuellen geldpolitischen Kurs zu ändern.  Dieser besteht erstens aus der mittlerweile fest etablierten Null-Zins-Politik, die ausländische Investoren animieren sollte, sowie dem milliardenschweren Konjunkturpaket, das die USA inmitten der Coronapandemie verabschiedet haben, um die Wirtschaft zu stützen und zu retten. Das scheint gelungen, und laut Powell wäre es durchaus Zeit, mit dem sogenannten Tapering – dem Zurückfahren expansiver Maßnahmen – zu beginnen.

In Sachen Leitzins dürfte das noch länger dauern als in Sachen Anleihenkauf als Konjunkturhilfe. Doch weder für das eine noch für das andere ließ sich Powell zur Nennung irgendeines konkreten Zeitrahmens verführen. Genau das versetzte alle Märkte – von Rohstoff bis Devisen – in Aufruhr. Der Dollarkurs gab in beiden Fällen erst einmal sichtbar nach. Das steigerte auch abseits aller Nachfragesorgen die Kauflust an Rohöl. Jedes Barrel wird in Dollar gehandelt. Fällt der Dollarwert, wird jedes Barrel also für alle Investoren günstiger, deren „Hauswährung“ nicht der Dollar ist. Und das gilt praktisch für die ganze Welt.

Nach den kurzfristigen Reaktionen bleibt jedoch die klare Erkenntnis, dass es in Sachen Leitzins und/oder Anleihenkauf bald einen wirklichen Kurswechsel geben wird. Es ist davon auszugehen, dass der Dominoeffekt auf alle Währungen der Welt riesig sein könnte und weitere Währungshüter zu neuen Schritten animiert. Damit stünde auch eine Neuordnung des generellen Geldkreislaufs bevor, was wiederum starke Auswirkungen auf die Ölpreise haben könnte. 

 

OPEC+ übt sich in Zurückhaltung

Wenn jemand derzeit am sichtbarsten „surft“, ist es die OPEC+-Gruppe. Bisher hat sie ihre für August angekündigten Förderanhebungen um 0,4 Mio. B/t scheinbar nicht umgesetzt – was angesichts der Nachfrageentwicklung auch sinnvoll erscheint. Dennoch glauben die wichtigsten Mitglieder offensichtlich weiterhin an eine Erholung der gesamtwirtschaftlichen Lage. So hatte Saudi-Arabien seine Lieferpreise für September erhöht, was nur sinnvoll ist, wenn die Nachfrage hoch und das Angebot knapp ist. Wenn die OPEC+-Gruppe am 1. September zum nächsten Entscheidungstreffen zusammentritt, ist einmal mehr davon auszugehen, dass diese Entscheidung schwer zu finden sein und gleichzeitig erneut sehr zurückhaltend ausfallen wird. Große Eingriffe – ob nun mit Erhöhungen oder Kürzungen – würden einfach nicht zur aktuellen Lage passen. Das ist einmal mehr jedem klar, der in, um oder wegen der OPEC+ auf dem Markt agiert.

 

Weitere News in Kürze

  • Erneut Spannungen zwischen Iran und USA aufgrund zweier Angriffe auf Tankerschiffe
  • Zwei Hurricanes bringen Ölproduktion im Golf von Mexiko kurzfristig ins Stocken
  • Brand auf einer mexikanischen Ölplattform stabilisiert Preise kurzfristig
  • Hurrikan Ida beeinträchtigt Ölproduktion im Golf von Mexiko am Monatsende großflächig

 

Was auf dem Ölmarkt im September 2021 wichtig bleibt

Wie schon in den Vormonaten ist auch im September davon auszugehen, dass die Nachfrage weiterhin der wichtigste Einflussfaktor für die Bildung des Heizölpreises bleiben wird. Diese wiederum bleibt natürlich unverrückbar an das globale Infektionsgeschehen geknüpft. Das OPEC+-Treffen wird in jedem Fall kurzfristige Auswirkungen haben, je nach Tragweite könnten auch längere Effekte in die eine oder andere Richtung daraus erwachsen. Davon ist zwar momentan kaum auszugehen, doch die OPEC war schon immer für (negative) Überraschungen gut.

Damit Sie beim Heizölkauf vor allen Überraschungen sicher sind, sollten Sie täglich unsere Heizölnews konsultieren und sich einen klaren Preisüberblick auf unserer Heizölpreisseite verschaffen. So können Sie Ihren Tank zum individuell günstigsten Preis auffüllen und sich auf die kommende Kältesaison einstellen.