Heizöl-Rückblick September 2021: Angebot sinkt, Nachfrage steigt, Markt läuft heiß

Steigende Ölpreise machten im September zwar viele Spekulanten glücklich, doch das knappe Angebot, eine allenthalben steigende Nachfrage und etwa die träge OPEC sorgten für eine Preisrallye, die insbesondere Verbraucher traf.

Im Überblick: der Ölmarkt 2021

  • Januar: Holpriger Jahreswechsel – doch die Ölpreise bleiben stabil
  • Februar: Das Ölangebot wird sichtbar knapper, die Ölpreise steigen
  • März: Marktlage mit vielen Fragezeichen – Ölpreise suchen Orientierung
  • April: Hoffnung auf steigende Nachfrage treibt Ölpreise an
  • Mai: US-Iran-Atomdeal und erholende Nachfrage beschäftigen den Markt
  • Juni: Steigendes Angebotsdefizit trifft auf Ausbreitung der Delta-Variante
  • Juli: Weiterer Glaube an das Angebotsdefizit trifft auf Delta-Realität
  • August: Pandemie-Entwicklung bestimmt das Marktgeschehen
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Heizölpreisentwicklung im September 2021 im Überblick

Die Heizölpreisentwicklung im September 2021 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen für den Ölmarkt

  • Steigende Gaspreise katapultieren Öl-Nachfrage nach oben
  • Hurricane Ida und träge OPEC drücken das Angebot
  • Sorge um platzende Immobilienblase in China
  • COVID-Geschehen tritt zunehmend in den Hintergrund

 

Pandemie? Welche Pandemie? Auch wenn das Coronavirus die Welt im September weiterhin im Griff hatte, wendete sich der Markt vom alles bestimmenden Thema der vergangenen eineinhalb Jahre erstmals deutlich ab. Im Spiegel zunehmender Erfolgsmeldungen beim Infektionsgeschehen rückten stattdessen andere Faktoren in den Mittelpunkt, die in den Monaten zuvor höchstens als Prognose eine zentrale Rolle gespielt hatten. Im September wurden sie jedoch Realität: Das Angebot an Öl wurde zusehends knapper. Hurricane Ida überzog den Golf von Mexiko mit Sturmschäden und Produktionsausfällen, von denen sich die dortige zentrale US-Ölproduktion nur sehr langsam erholte. Gleichzeitig legte sich die OPEC darauf fest, die vormals beschlossenen Förderanhebungen um 0,4 Mio. B/T nicht weiter auszubauen – und blieb sogar hinter diesen Quoten zurück.

Auf Nachfrageseite waren es vor allem die Gaskunden, die die deutlichen Preisanstiege bei Öl befeuerten. Die Gaspreise sind auf einem stetigen Aufwärtstrend, Abnehmer sehen sich nach Alternativen um. Und das nicht nur im kleinen Rahmen: Etwa Japan dachte bereits laut darüber nach, zuvor stillgelegte Ölkraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen.

Dass die Preisanstiege zumindest bei der Nordsee-Sorte Brent mit rund zwei Prozent im Monatsvergleich dennoch vergleichsweise moderat ausfielen, lag nicht zuletzt an der Sorge, dass aus dem Fernen Osten ein neuer Tiefschlag für die Weltwirtschaft heraufziehen könnte. Chinas zweitgrößte staatliche Immobiliengruppe Evergrande meldete Zahlungsunfähigkeit und ließ Erinnerungen an die Lehman-Pleite von 2008 aufkommen, die die größte Finanzkrise der Neuzeit angeschoben hatte. Zwar gab es hier zum Monatsende zunächst Entwarnung. Doch von Aufatmen kann nicht die Rede sein.

Der Heizölpreis legte im Monatsvergleich um rund sieben Prozent zu, wofür unter anderem auch die US-Geldpolitik und damit der Dollar-Euro-Kurs verantwortlich waren. Die US-Notenbank Fed hat angekündigt, ihre expansive Geldpolitik zur Stützung der US-Wirtschaft bald zurückfahren zu wollen, und damit erstens ein Zeichen für den Glauben gesetzt, dass das Schlimmste in Sachen Corona überwunden ist. Zweitens gab dies auch dem Dollar Schwung, was Öl für alle außerhalb der USA ein ums andere Mal teurer machte.

OPEC-Förderquoten: Können oder wollen sie nicht?

Einer der größten Profiteure von steigenden Ölpreisen ist die OPEC, die allein mit schierer Marktmacht und Förderpotenz den Markt dominiert. So war niemand überrascht, dass das Kartell seine seit August geltenden Förderanhebungen um 0,4 Mio. B/T auch beim Treffen im September nicht antastete. Dahinter steckt zunächst die Vorsicht in Sachen Pandemie-Entwicklung – aber eben auch die Abhängigkeit der Mitgliedsstaaten von Öldollars, die derzeit pro Barrel wesentlich üppiger ausfallen. In der aktuellen Marktsituation ist es jedoch noch entscheidender, dass diese Förderanhebungen bisher offenbar nicht umgesetzt wurden. Laut OPEC-Monatsbericht für September stieg die OPEC-Produktion im August nur um 0,15 Mio. B/T an. Große Produzenten wie Irak oder Saudi-Arabien hätten ihre Förderquoten gesteigert, gleichzeitig sei jedoch die Produktion vor allem in Nigeria zurückgegangen. Mehrere OPEC-Stimmen beeilten sich zu versichern, dass man die gestiegene Nachfrage auffangen könne und werde – obwohl bisher in dieser Hinsicht keine Schritte erfolgt zu sein scheinen.

Die Rufe, die Förderanhebungen erstens einzuhalten und zweitens kurzfristig zu steigern, wurden im Vorfeld der nächsten Entscheidungsrunde Anfang Oktober deswegen auch zunehmend lauter. Denn auch wenn Nicht-OPEC-Produzenten den Markt immer mehr dominieren, steht es außer Frage, dass es ohne das Ölkartell derzeit nicht geht. Vor allem, wenn etwa die USA durch unvorhergesehene Ereignisse wie Hurricane Ida ihren ansonsten starken Marktanteil plötzlich empfindlich einbüßen.

Preisrallye bis Monatsende

Analysten und Marktbeobachter hatten im September alle Hände voll zu tun, aus den vielen Entwicklungen rund um den Globus ein klares Bild vom Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage abzuleiten – und dieses Bild wiederum für Prognosen zur kommenden Zeit einzurahmen. Einige akute Faktoren wie Hurricane Ida im Golf von Mexiko waren eindeutig. Aufgrund von Evakuierungen, Schäden und infrastrukturellen Problemen fiel die Ölproduktion in der Küstenregion Louisianas für mehrere Wochen um bis zu 90 Prozent aus. Das begründete einen klaren Anstieg der Preise für die US-Sorte WTI, die die Lücke zur dominanten Ölsorte Brent (den sogenannten Spread) erstmals praktisch geschlossen hat.

Genauso wenig fraglich war die Tatsache, dass die Amerikaner eine erstaunlich robuste Nachfrage nach Öl und Ölprodukten lieferten, wobei die wöchentlichen Statistiken vor allem unterstrichen, dass sich der Fokus langsam von Benzin und Kraftstoffen auf Heizprodukte verschiebt. Mit Blick auf Asien wurde die Eindeutigkeit jedoch zusehends trüber: So senkte Saudi Aramco die Lieferpreise für asiatische Abnehmer, was darauf hindeutete, dass man mit Rabatten eine abnehmende Nachfrage auffangen wolle. Dies ließ sich generell durch immer wieder aufflammende großflächige Corona-Ausbrüche mit anschließenden restriktiven Maßnahmen erklären. China kündigte zudem an, strategische Ölreserven verkaufen zu wollen. Das sollte die grassierende Inflation auffangen und Druck aus den Ölpreisen nehmen. Von Nachfrageproblemen könnte also zumindest in dieser Hinsicht nicht gesprochen werden.

Die Meldung, dass Chinas zweitgrößtes Immobilienunternehmen Evergrande mit 300 Mrd. US-Dollar verschuldet und zahlungsunfähig sei, sorgte auf allen Märkten für bange Aufregung. Sollte Evergrande fallen, würden nicht nur zahllose Hauskäufer ihre Ersparnisse verlieren. Der Dominoeffekt auf die gesamte Weltwirtschaft könnte ähnliche Ausmaße wie die Lehman-Pleite 2008 annehmen. Und das wiederum hätte fatale Folgen für die gerade wieder erstarkende Nachfrage.  Zum Monatsende versuchte Evergrande die Märkte zu beruhigen, indem sie ankündigten, eine millionenschwere Zinszahlung bedienen zu können. Diese „Beruhigungspille“, wie viele Kommentatoren schrieben, wirkte zumindest kurzfristig.

 

Weitere News in Kürze

  • Monatsreport prognostiziert robuste Nachfrage 2022
  • Analysten sehen langfristig höhere Ölpreise
  • Iran verweigert Atomenergie-Behörde weiterhin Zusammenarbeit – Sanktionen bleiben

 

Was auf dem Ölmarkt im Oktober 2021 wichtig bleibt

Auch wenn sich die Preisrallye direkt zum Monatsende beruhigte, bleibt doch zu fragen, ob die Analysten Recht behalten werden. Es kommt nun darauf an, wie sich die OPEC in ihrer nächsten Entscheidungsrunde positioniert und ob eine eventuelle Förderanhebung auch umgesetzt wird. Die Nachfrageseite bleibt der große Unsicherheitsfaktor. Weniger Druck im Gaspreismarkt käme auch den Ölpreisen für Verbraucher zugute. Allerdings darf der Dollarkurs im Spiegel weiterer möglicher Präzisierungen der US-Notenbank zum Tapering nicht außer Acht gelassen werden.

Statt langfristige Prognosen zu wagen, stellen wir Ihnen lieber tägliche Informationen in unseren Heizölnews zur Verfügung. So können Sie tagesaktuell entscheiden, wann der beste Zeitpunkt zum Auffüllen Ihres Heizöltanks gekommen ist. Einen übersichtlichen Überblick erhalten Sie zudem auf unserer Heizölpreisseite.

Ricarda Altrichter - Autorin

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