Heizöl-Rückblick Juli 2021: Delta übernimmt – Ölbörsen weiterhin stabil

Obwohl der Aufwärtstrend der Ölpreise im Juli abflachte, blieben die Notierungen trotz Ausbreitung der Delta-Mutante auf steigendem Kurs. Noch ist die Nachfrage stabil. Zudem schürten die OPEC-Probleme bei der Einigung zu weiteren Förderquoten den Glauben an das Angebotsdefizit.

 

Im Überblick: der Ölmarkt 2021

 

  • Januar: Holpriger Jahreswechsel – doch die Ölpreise bleiben stabil
  • Februar: Das Ölangebot wird sichtbar knapper, die Ölpreise steigen
  • März: Marktlage mit vielen Fragezeichen – Ölpreise suchen Orientierung
  • April: Hoffnung auf steigende Nachfrage treibt Ölpreise an
  • Mai: US-Iran-Atomdeal und erholende Nachfrage beschäftigen den Markt
  • Juni: Steigendes Angebotsdefizit trifft auf Ausbreitung der Delta-Variante

 

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen für den Ölmarkt im Juli 2021

  • OPEC+ einigt sich nach zähem Ringen auf neue Förderquoten
  • Delta-Variante breitet sich rasant aus und lässt Nachfragesorgen nach oben schnellen

 

Heizölpreisentwicklung im Überblick

Die Heizölpreisentwicklung im Juli 2021 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

Die rasanten Aufwärtsbewegungen der Ölpreise, wie sie noch die vorherigen Monate bestimmten, waren im Juli definitiv vorbei. Denn auch wenn sich die Nachfrage in den entscheidenden Verbraucherländern weiterhin positiv entwickelte, brachte die Delta-Variante des Coronavirus viele neue Restriktionen mit sich. Neue Lockdowns und Reisewarnungen erinnerten den Markt schmerzlich daran, dass die Pandemie noch längst nicht im Griff ist. Allerdings blieb auch die Tatsache eines knapperen Angebots, die sich aus den vorherigen rasanten Öffnungsbestrebungen vieler Länder ergeben hatte. Umso schwerer wog das zeitweilige Unvermögen der OPEC, sich auf eine geforderte Quotenanhebung ab März zu einigen.

Im Monatsvergleich hat sich der Heizölpreis zwar kaum verändert, dazwischen ging es jedoch insbesondere zum Monatsende genauso deutlich abwärts wie wieder aufwärts.

 

OPEC+ zeigt deutliche Risse

Nicht wenige Analysten fühlten sich im Juli 2021 unangenehm an die Ereignisse im März 2020 erinnert. Damals hatte sich die OPEC+ nicht auf eine gemeinsame Route bei den Förderbegrenzungen einigen können, was die beiden Wortführer Saudi-Arabien und Russland zu einem Preiskrieg veranlasste, der den Markt zeitgleich mit der Ausbreitung des Coronavirus mit voller Wucht traf.

Als dieses Mal die OPEC-Vollversammlung Anfang Juli zuerst ohne Ergebnisse blieb und dann auch noch ohne große Erklärungen vertagt wurde, fürchteten manche bereits, dass sich die Geschichte wiederholt. Auch wenn sich die Mitglieder des Ölkartells letztendlich auf eine leichte Quotenanhebung um 4 Mio. B/T ab August und eine Verlängerung der Kürzungen bis Ende 2022 einigten, zeigt sich die OPEC derzeit so uneinig wie selten.

Das Beispiel Vereinigte Arabische Emirate verdeutlicht am besten, worum es dabei geht: Die VAE wollen ihr Ölgeschäft durch Masse statt Klasse ankurbeln und sich in der schwierigen Pandemie-Lage auf breiter Front um Abnehmer bemühen. Damit sind die VAE nicht allein. Doch gerade Wortführer Saudi-Arabien pocht immer wieder darauf, dass die dringend benötigten Öldollar nur dann zur Zufriedenheit fließen, wenn der Ölpreis hoch und die Ware knapp ist.

Angesichts der aktuellen Prognose, dass dem Markt ab August mindestens 4 Millionen Barrel pro Tag zu wenig zur Verfügung stehen, scheint die saudische Einstellung korrekt – oder zumindest marktgerechter als die VAE-Denkweise.

Die Entwicklung der Ölpreise allein im Juli gibt ebenso reichlich Argumente. Im Monatsvergleich hat Brent rund 1,3 Prozent an Wert zugelegt, im Dreimonatsvergleich sogar mehr als 13 Prozent. Rechnet man zusätzlich die Unsicherheit durch die rasante Ausbreitung der Delta-Variante und die damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen obendrauf, scheint die Parole „Förderhähne auf!“ vollends wie ein Irrweg. Letztendlich machte Saudi-Arabien gegenüber den VAE Zugeständnisse und erlaubte etwas höhere Fördermengen als ursprünglich geplant. Kuweit, Russland und Irak erhielten ähnliche Zusicherungen. Das hat zumindest die aktuelle Zusammenarbeit gerettet. Doch jedem Marktbeobachter ist klar, dass sich solche Querelen angesichts der unsicheren Marktlage wiederholen und sich sogar verstärken können. Auch wenn die Marktmacht der OPEC schwindet, käme ein Auseinanderbrechen des Bündnisses einer Preiskatastrophe gleich. Das will kein Teilnehmer riskieren. Zumindest noch nicht.

 

Der unsichere Umgang mit Delta

Großbritannien beendet alle Coronamaßnahmen, Frankreich schickt die Nation erneut in den Lockdown, US-Präsident Biden richtet ein ernstes Wort an seine Bürger. Die Delta-Variante des Coronavirus hat die Welt im Juli überrollt und zu höchst unterschiedlichen Reaktionen geführt. Niemand weiß, ob sich die Fall- und Todeszahlen wieder in schwindelerregende Höhen entwickeln, zumal in den Industrieländern allenthalben über eine Impfmüdigkeit und -skepsis der Bevölkerung geklagt wird.

Noch zeigen die aktuellen Nachfragewerte für Benzin und Kraftstoff aus Ländern wie den USA eine robuste Entwicklung, auch in Teilen Asiens scheint der Verbrauch bisher stabil. Doch die Börsen haben bereits klare Reaktionen auf ein mögliches neues Schreckensszenario geliefert. Zusammen mit der Bekanntgabe der OPEC-Einigung ging es wegen der neuen Coronamaßnahmen zum Monatsende mit den Ölpreisen kräftig abwärts.  Der Einbruch war vorerst jedoch so schnell wieder vorbei, wie er kam. Einen großen Anteil daran dürfte das kurzfristig zu erwartende Angebotsdefizit haben. Mittel- und langfristig wird die Balance zwischen Angebot und Nachfrage allerdings offenbar wieder fragiler, als es der Markt in den vergangenen Monaten angenommen hat. Und die Delle in der Preisentwicklung könnte ein Vorgeschmack darauf sein, was die Welt spätestens im Herbst zu befürchten hat.

 

Weitere News in Kürze

  • Iran verletzt offenbar das Atomabkommen – bisher keine News zu weiteren Verhandlungen
  • US-Notenbank Fed behält Währungspolitik bei – Kritik wird lauter
  • EIA-Monatsbericht: weniger Nachfragewachstum, aber auch weniger Förderung
  • China gibt strategische Ölreserven frei, um sich vom Markt unabhängiger zu machen

 

Was auf dem Ölmarkt im August 2021 wichtig bleibt

Mit dem offiziellen Beginn der höheren OPEC-Produktion wird sich zeigen, ob das erwartete und gefürchtete Angebotsdefizit kommt oder nicht. Vor allem in Hinblick auf die Delta-Variante ist die Entwicklung mehr als fraglich. Das lässt sehr viel Spielraum für klare Preiskorrekturen, die sich möglicherweise deutlich nach unten bewegen könnten.

Auf der anderen Seite ist es genauso möglich, dass die westliche Welt den Impfturbo zündet und so die nächste Welle schnell abflacht. Das wiederum könnte der Nachfrage einen klaren Schub geben und die Ölpreise deutlich ansteigen lassen.

Geopolitische Faktoren wie die Iran-Verhandlungen stehen auch weiterhin im Fokus, lassen sich derzeit aber nur schwer einordnen. Deshalb ist es wichtig, täglich unsere Heizölnews im Auge zu behalten und sich auf unserer Heizölpreisseite über den tagesaktuellen Preis zu informieren. So können Sie eine fundierte Entscheidung zum Auffüllen Ihres Tanks treffen.