Heizöl-Rückblick März 2022: Ukraine-Konflikt treibt Ölpreise weiter an

Im März knackten die Ölpreise aufgrund des Ukraine-Konflikts erneut mehrfach Langzeitrekords. Die politischen Entwicklungen schürten nicht nur die Sorgen um Lieferausfälle, sondern brachten auch neue Energie-Allianzen ins Spiel. Die Aufwärtsdynamik muss jedoch differenziert betrachtet werden.

 

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2022

  • Januar: Ölpreise starten auf Langzeithochs ins neue Jahr
  • Februar: Im Ukraine-Konflikt knacken Ölpreise neue Langzeitmarken

 

Heizölpreisentwicklung März 2022

Die Heizölpreisentwicklung im März 2022 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im März 2022

  • Steigende Ölpreise folgen Entwicklungen in der Geopolitik
  • OPEC+ bleibt trotz akuter Angebotslage bei aktuellen Förderquoten
  • USA planen historische Freigabe strategischer Ölreserven
  • Abnehmerländer russischer Energie suchen alternative Lieferanten
  • China verhängt Massenlockdowns aufgrund steigender Infektionszahlen

 

Es wäre leicht, die Entwicklung der Ölpreise im März mit Superlativen zu belegen. Die Anstiege waren enorm, Verbraucher betrachteten die Preise an Tankstellen und beim Heizölkauf zu Recht mit Schock und Sorge.

Allerdings ist es wichtig, hinter die absoluten Zahlen zu schauen. So hat die amerikanische Ölsorte WTI im Dreimonatsvergleich zwar um über 30 Prozent zugelegt, im Monatsvergleich hat sie jedoch über zehn Prozent verloren. Brent wurde in den vergangenen drei Monaten um mehr als 32 Prozent teurer, in der Monatsansicht ist der Preis um fast acht Prozent gesunken. Beim Heizölpreis liegt die Monatszunahme bei fast 20 Prozent, während er in der letzten Märzwoche um über 13 Prozent sank. Tatsache ist, dass der Markt entgegen seinen Gewohnheiten jeden Hinweis auf eine Entspannung der Angebotslage derzeit sofort und deutlich umsetzt. Händler sind sich einig, dass die momentanen Notierungen einen Ausnahmefall bilden, der mit der tatsächlichen Situation nur bedingt etwas zu tun hat. Dreh- und Angelpunkt ist natürlich der Ukraine-Konflikt sowie die Sorge, dass Russland den Energiehahn zudreht. Doch das ist bisher nicht geschehen.

 

Putins Drohungen zwingen Abnehmer zum Umdenken

Putin hat zwar mehrfach Maßnahmen angekündigt, die dieser Sorge Futter geben. So wollte er Gaslieferungen nur noch gegen Rubel erfüllen, um seine Währung zu stärken und Sanktionen zu umgehen. Gleichzeitig versicherte er jedoch immer wieder, dass er seine Lieferverträge einhalten werde. Dann wieder drohte er, die Lieferungen ganz auszusetzen. Doch auch das ist nicht geschehen.

Gleichzeitig suchten Abnehmerländer in Europa und Übersee im März unter Hochdruck nach Alternativen zur russischen Abhängigkeit – und fanden sie. Die Freigabe strategischer Ölreserven ist dabei eine schnelle, wenn auch punktuelle Lösung. Die USA und andere Länder konnten die International Energy Agency (IEA) als Reservewächter davon überzeugen, diese Maßnahme zu bewilligen. In den USA sollen in den kommenden Monaten schrittweise bis zu einem Drittel der Notvorräte auf den Markt geworfen werden.

Gleichzeitig sahen sich Verbraucherländer zunehmend nach anderen Energielieferanten um. Deutschland und die USA sind eine Energie-Partnerschaft eingegangen, Indien will mehr Diesel für den europäischen Markt produzieren. Japan hat Flüssiggas, das eigentlich für den asiatischen Markt bestimmt war, gen Europa geschickt. Norwegen und Italien kündigten an, ihre Produktion zum Sommer steigern zu wollen. Auch zeigte der März einmal mehr, dass die Pandemie noch längst nicht vorbei ist. China schickte Millionenstädte wie Shanghai erneut in Corona-Lockdowns, was die asiatische Nachfrage sofort deutlich nach unten korrigierte.

All diese Entwicklungen machen sich im Verbraucherportemonnaie zwar bisher nicht bemerkbar, doch zeigt ein Blick hinter die Werte, dass es Hoffnung auf Entspannung gibt – und dass Abhängigkeiten stets relativ zu sehen sind. Diese Lektion ist zwar für den Markt schmerzhaft, könnte aber langfristig ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

 

OPEC+ bleibt unbewegt

Sowohl zum Monatsanfang als auch zum Monatsende hat die OPEC+-Gruppe erneut beschlossen, die aktuellen Förderanhebungen in den kommenden Monaten nicht zu verändern. Das ist der Markt inzwischen gewohnt, auch wenn sich seitens des Ölkartells kaum noch nachvollziehbar erklären lässt, warum sie die knappe Angebotslage nicht entlasten.Abseits aller Rhetorik, dass man die Lage weiterhin mit Vorsicht betrachte, bleibt die Tatsache, dass die meisten Gruppenmitglieder ihre Förderquoten nicht erfüllen können und von den historisch hohen Preisen direkt profitieren. Allein im Januar lag die tägliche OPEC-Rate fast 1 Mio. Barrel unter den vereinbarten Mengen.

Mittelfristig wird sich die OPEC+-Gruppe jedoch ebenfalls neu orientieren müssen, zumal das „+“ in OPEC+ hauptsächlich für Russland als Nichtmitglied steht. Das Verhältnis zwischen den wichtigsten OPEC-Wortführern wie Saudi-Arabien und Russland war schon in der Vergangenheit schwierig. Mit dem derzeitigen Konflikt dürfte es hinter den Kulissen aktuell noch schwieriger geworden sein, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, die der Markt akzeptiert.

 

Ölmarkt im Umbruch

Der März hat vor allem offengelegt, wie sehr die Ölpreise auf Prognosen, Annahmen und Interpretationen beruhen. Bisher konnte der Markt damit sehr gut umgehen und nahm es als Grundvoraussetzung für die Preisentwicklung. Der Ukraine-Konflikt scheint diese Einstellung jedoch zu verändern – zumindest, wenn es um handfeste Gegenargumente zu überhitzten Preisen geht.

Genauso wurde im März klar, dass das Verhältnis von Anbietern und Abnehmern auf dem globalen Energiemarkt derzeit neu ausgehandelt und geordnet wird. Alte Abhängigkeiten wurden hinterfragt, neue Allianzen geschmiedet. Quasimonopole fallen, der Markt wird scheinbar breiter. Diese beiden Elemente dürften sich kurz- und mittel-, vielleicht sogar langfristig als vorteilhaft für Verbraucher erweisen. Dabei geht es nicht nur um die Versorgungssicherheit, sondern auch um die Preisbildung – mehr Handel mit unterschiedlichen Produzenten demokratisiert das Verhältnis von Angebot und Nachfrage.

 

Weitere News in Kürze

  • Atomgespräche zwischen Iran und USA weiter ohne Ergebnisse – trotz Versicherung von Fortschritten
  • Force Majeure an Öl-Infrastrukturen in Libyen, Nigeria, Kasachstan
  • US-Notenbank Fed nimmt Inflation ins Visier – elf Zinsanhebungen in den kommenden zwei Jahren geplant
  • Mehrfache Rebellenangriffe auf saudische Ölstrukturen

 

Was auf dem Ölmarkt im April 2022 wichtig bleibt

Die Entwicklung des Ukraine-Konflikts und alle daraus resultierenden Konsequenzen für die Geopolitik, den Energiemarkt und die Verbraucher werden natürlich auch den April bestimmen. Gleichzeitig wird Asiens Pandemielage im Fokus bleiben – genauso wie die europäische. Eine entscheidende Frage dürfte zudem sein, welchen Effekt die weltweiten Entlastungsmaßnahmen gegen hohe Energiepreise haben werden. Verlässliche Prognosen sind unmöglich, die derzeitige Lage lässt sich nur tagesaktuell bewerten. Daher sind unsere täglichen Heizölnews genauso wichtig für Sie wie unsere Heizölpreisseite mit dem aktuellen Ölpreis für Ihre Region.

Sefana Boucherit – Autorin

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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