Heizöl-Rückblick Februar 2022: Ölpreise steigen weiter – kein Ende in Sicht

In vielerlei Hinsicht dürfte der Februar als historischer Monat in die Geschichte eingehen. Die Ölpreise kletterten auf neue Langzeithochs. Hoffnung auf baldige Entspannung gab es kaum, auch wenn sich zumindest in Sachen Atomabkommen etwas bewegte. Wir analysieren die Einflüsse auf den Heizölpreis.

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2022

  • Januar: Ölpreise starten auf Langzeithochs ins neue Jahr

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im Februar 2022

  • Geopolitik: Brent-Öl knackt die 100-Dollar-Marke
  • Fortschritte im US-Iran-Atomabkommen
  • Keine Änderung der OPEC-Förderquoten

 

Heizölpreisentwicklung im Überblick

Die Heizölpreisentwicklung im Februar 2022 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

Analysten hatten es lange vorausgesagt, im Februar 2022 trat es letztendlich ein: Die wichtige Nordsee-Ölsorte Brent knackte die 100-Dollar-Marke und fiel kaum mehr unter diese Grenze. Auch West Texas Intermediate (WTI) schnellte im Monatsvergleich um bis zu 15 Prozent in die Höhe. Die Gründe sind offensichtlich: Die aktuelle geopolitische Lage versetzte die Märkte in Alarmbereitschaft. Darüber hinaus gab es auf der Angebotsseite höchstens vage Hoffnungsmomente, dass sich die weltweite Versorgungslage entspannen könnte. Gleichzeitig nahm die Nachfrage im selben Maße zu, wie einschränkende Corona-Maßnahmen zurückgenommen wurden.

Der Heizölpreis orientierte sich im Februar im Monatsvergleich um rund 11 Prozent nach oben. Abseits der unmittelbaren politischen Situation stellt sich für Analysten vor allem die Frage, ob und wann sich das Angebot an Öl verbessern wird. Die OPEC und das Iran-Atomabkommen spielten dabei im Februar erneut eine entscheidende Rolle.

 

OPEC+ bleibt bei Förderquoten – das weltweite Angebot sinkt

Wie schon in den vorangegangenen Monaten beschloss die OPEC+-Gruppe im Februar, die bestehenden Förderanhebungen von 400.000 Barrel pro Tag nicht anzuheben. Wie schon in den Monaten zuvor musste das Ölkartell außerdem erneut einräumen, dass nicht einmal diese Förderquoten erreicht werden konnten.

Die Marktreaktionen darauf blieben jedoch verhalten. Zum einen, weil aktuell niemand mit anderen Beschlüssen rechnet. Zum anderen, weil klar ist, dass die OPEC-Mitgliedsstaaten teils seit geraumer Zeit mit innerpolitischen Schwierigkeiten und stockenden Produktionsabläufen zu kämpfen haben. Die OPEC-Situation ist demnach weitestgehend eingepreist, für langfristigere Reaktionen müsste das Ölkartell schon einen anderen Weg einschlagen.

Dieser Weg scheint derzeit vorgezeichnet: Von allen Seiten steht die Forderung an die OPEC, die Liefermengen endlich aufzustocken. Obwohl sich andere Produzenten wie die USA oder Kanada um eine Erhöhung ihrer Ölproduktion bemühten, machten ihnen verschiedene Faktoren im Februar einen Strich durch die Rechnung. So brachte etwa ein heftiger Wintereinbruch in den USA die Produktion kurzfristig ins Stocken.

Zudem reichen nationale Produktionsbemühungen für den steigenden Bedarf an Öl kaum aus, wie gerade die US-Bestandszahlen immer wieder eindrücklich zeigten. Die Bestände an Rohöl nahmen zwar wöchentlich zu und ab. Doch die physischen Lagermengen im größten Umschlaglager in Cushing, Oklahoma, fielen ein ums andere Mal unter kritische operative Grenzen.

Dabei ist es nicht so, dass sich die Angebotsseite in der jüngsten Vergangenheit signifikant geändert hätte. Das Versorgungsproblem entsteht vor allem auf Nachfrageseite: Auch wenn Omikron weiterhin ein Thema bleibt, nehmen zahlreiche Länder auf der ganzen Welt die Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie immer stärker zurück. Das schürt Reisetätigkeiten und Wirtschaftsaktivitäten, die wiederum einen erhöhten Öl- und Energiebedarf nach sich ziehen. Hinzu kam gegen Ende des Monats die Eskalation der geopolitischen Lage im Osten, die einen deutlichen Preisanstieg verursachte und im Moment ein bestimmender Faktor der Ölpreise ist und die die Marktteilnehmer beunruhigt.

 

Fortschritte in Atomverhandlungen zwischen den USA und Iran

Bis zum Zeitpunkt dieses Berichts gab es zwar noch keine Einigung zwischen den USA und Iran zur Wiederaufnahme des Atomabkommens von 2015. Doch der Februar stand klar im Zeichen signifikanter Fortschritte. Beide Seiten beeilten sich immer wieder zu versichern, dass man kurz vor der Unterzeichnung stünde.

Die USA machten Zugeständnisse in Sachen Sanktionen, was von Iran nicht nur wohlwollend aufgenommen, sondern zwingend gefordert wurde. Es mag an der aktuellen politischen Situation liegen, dass es über die vermeldeten „bedeutenden Fortschritte“ hinaus jedoch keine klaren Signale vom Verhandlungstisch gab.

Nichtsdestotrotz rückt das Abkommen in greifbare Nähe – und bringt damit auch iranisches Öl wieder ins Spiel. Das Land könnte mit Vorlauf seinen Export auf ungefähr 4 Millionen Barrel pro Tag steigern. Die Zahlen lassen sich nur ungenau festlegen, da unklar ist, wie und in welchem Maße Teheran selbst unter den Sanktionen Öl gefördert hat und wie lange es bräuchte, um wieder die volle Kapazität zu erreichen – oder wie diese Kapazität derzeit aussieht. So oder so käme jedes iranische Barrel genau zur richtigen Zeit – selbst wenn es nur eine prognostische Zahl ist. Der Markt sucht derzeit händeringend nach Hinweisen, dass sich die Angebotslage entspannt. Bisher findet er sie nicht.

 

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  • EZB erkennt Inflationsproblem an und weckt damit Erwartungen an mögliche baldige Zinsanhebungen

 

Was auf dem Ölmarkt im März 2022 wichtig bleibt

Auch wenn die OPEC Anfang März erneut zu Beschlüssen zusammentritt, bleibt die extrem angespannte geopolitische Situation das alles bestimmende Thema. Die Entwicklung hat in den vergangenen Wochen den größten Ausschlag gegeben und dürfte damit auch in den kommenden Wochen für die größten Preisbewegungen sorgen. Wie diese aussehen werden, lässt sich derzeit nicht einmal ansatzweise prognostizieren.

Selten war es so wichtig, tagesaktuell informiert zu bleiben. Lesen Sie unsere täglichen Heizölnews und informieren Sie sich über den aktuellen Ölpreis in Ihrer Region auf unserer Heizölpreisseite.

Sefana Boucherit – Autorin

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