Energiekrise einfach erklärt: Geht uns das Öl aus?

Gaspreise auf Rekordhoch, ein Ölmarkt, dem das Öl ausgeht – die Welt steckt in einer Energiekrise, die Lieferketten lahmlegt und Heizöl stetig verteuert. Doch existiert diese Krise wirklich? Woher kommt die Knappheit und was bedeutet die derzeitige Situation für Heizölkäufer?

Energie als Handelsobjekt: Der entscheidende Unterschied zwischen Produkt und Prophezeiung

Erdgas, Heizöl, Benzin und andere Brennstoffe sind handfeste Produkte, die verkauft und gekauft werden. Ein physisches Barrel Rohöl hat dabei einen bestimmten Preis, der je nach Angebot und Nachfrage steigen oder fallen kann.Doch auf dem Energiemarkt spielen physische Produkte nur eine Teilrolle. Öl, Gas und andere Energieträger werden zum größten Teil als sogenanntes Termingeschäft gehandelt. Bei einem Termingeschäft treffen Investoren heute eine Entscheidung, deren Konsequenzen sie erst in der Zukunft beurteilen können. Termingeschäfte sind buchstäblich Wetten auf steigende oder fallende Preise, auf die zukünftige Entwicklung von Angebot und Nachfrage.

Die Crux dabei: Geht der Markt zum Beispiel davon aus, dass die Nachfrage nach Öl im zweiten Quartal 2022 steigen wird, schließt er heute entsprechende Geschäfte ab, die den Gas- oder Ölpreis auch jetzt in die Höhe treiben – unabhängig davon, was im zweiten Quartal wirklich passiert.Dabei beziehen sich die Händler auf aktuelle Ereignisse und Statistiken und versuchen, daraus eine Prognose über die Zukunft abzuleiten. Diese Prophezeiung kann zwar an der Realität vorbeigehen, doch die Konsequenzen für die Preise, das Produkt und die Verbraucher sind immer real.

 

Warum sind die Energiepreise so hoch?

Die aktuellen Preisprophezeiungen und Investitionsentscheidungen beruhen auf fünf wichtigen Entwicklungen der jüngsten Zeit, die wir jeweils detailliert in unseren Heizölnews analysiert haben:

  1. Die OPEC+-Gruppe steigert zwar ihre Fördermengen, bleibt aber hinter den Quoten zurück und übt sich generell in Zurückhaltung. Als entscheidendes Ölkartell dominiert sie mit ihrem Förderverhalten die Angebotsseite. Hohe Ölpreise sind für die Mitgliedsstaaten ein Segen, da sie wirtschaftlich teils vollständig davon abhängig sind.
     
  2. Die Omikron-Variante des Coronavirus könnte der Pandemie eine neue Richtung geben. Zwar ist sie nach aktuellem Stand ansteckender, sorgt aber für weniger schwere Verläufe. Zusammen mit den Impffortschritten macht dies den Zwang zu totalen Lockdowns unwahrscheinlicher, die Nachfrageerholung könnte also ungestört weitergehen – sowohl in der Wirtschaft als auch im Verkehr.
     
  3. Der Energieträger Gas ist sehr beliebt, der Anbietermarkt hat jedoch fast Monopolcharakter. Europa ist in dieser Hinsicht zum Beispiel von Russland abhängig. Die russischen Gaslieferungen sind in letzter Zeit immer weniger geworden, wurden teilweise sogar ganz eingestellt. Das hat die Gaspreise zum Explodieren gebracht. Wer kann, sieht sich nach Energiealternativen um – und findet sie zum Beispiel bei Öl. Damit drängen Nachfrager auf den Ölmarkt, die bisher keine Rolle gespielt haben. Sie erhöhen damit die Nachfrageseite exponentiell, während die Angebotsseite sich nicht verändert.
     
  4. Wie bereits im Vorjahr kündigt sich in einigen Teilen der Welt ein kälterer Winter an. Die Menschen müssen mehr heizen und fragen dementsprechend mehr Heizprodukte nach.
     
  5. Die Inflation ist weltweit gestiegen. Durch Anti-Corona-Maßnahmen und Rettungspakete ist der Wert des Geldes gesunken. Für eine Geldeinheit erhält man nun weniger Warenwert als zuvor. Stark betroffen ist dabei der Dollar, der als Leitwährung für den Handel mit Öl zwangsläufig für eine Teuerung sorgt.

Keiner dieser Faktoren kann isoliert betrachtet werden, ihr Einfluss beeinflusst den preislichen Tagesrhythmus in alle Richtungen. Je nachdem, wie sich die Wetterbedingungen oder die Corona-Pandemie entwickeln, bietet sich aus Marktsicht großes Potenzial sowohl für Preissteigerungen als auch für Preisnachlässe.

 

Welche Auswirkungen haben die Energiepreise auf Verbraucher?

Neben der offensichtlichen Folge für Heizölkäufer – einem höheren Preis für Heizöl – sorgt die Energiekrise auch indirekt derzeit für Probleme. China als größter Ölnachfrager und gleichzeitig größter Warenproduzent der Welt kann den weltweiten Bedarf derzeit kaum zeitgerecht decken. Landeseigene Lockdowns tun ihr Übriges.

Auch anderswo hakt es in den Lieferketten. So fehlen etwa in den USA oder Großbritannien LKW-Fahrer und Hafenarbeiter, die verschiffte Waren – darunter auch Öl – von den Schiffen löschen und zum Endverbraucher transportieren. Damit ist die Energiekrise gleichzeitig Bedingungsfaktor und Symptom einer weltweiten Wertschöpfungskrise, die sich auf alle Bereiche des Lebens auswirkt. Unmittelbar sieht der Energiemarkt derzeit vor allem eine Pleitewelle kleinerer Energieversorger, die ihre Kunden nicht aus einem Netz versorgen, sondern ihr Energieangebot von großen Infrastrukturinhabern beziehen. Diese Kleinversorger waren zuvor mit günstigeren Preisen attraktiv, allerdings war ihre liPreise recht knapp kalkulert und beruhten auf einem günstigen Energiepreis. Angesichts der historischen Preissteigerungen können sie diese Margen nicht mehr halten und müssen damit ihr Geschäftsmodell aufgeben.

 

Werden die Energiepreise wieder sinken?

Der Markt folgt stets einem Wellenmuster: Auf jeden Preisanstieg folgt irgendwann ein Abschwung. Nach den Preisexplosionen in den letzten Monaten des Jahres 2021 kündigen sich zum Jahresstart 2022 bereits Entspannungstendenzen an:

  1. Das Wetter wird in Teilen wieder milder, der Heizbedarf sinkt.
  2. Wichtige Zentralbanken haben ihren Leitzins als grundlegende Stellschraube gegen die Inflation bereits angehoben, die US-Notenbank Fed wird folgen. Die EZB hat hierzu noch keine definitiven Aussagen gemacht, doch es wird erwartet, dass auch sie bald mitzieht.
  3. Die OPEC+-Gruppe berät monatlich über ihre Förderstrategie. Es ist davon auszugehen, dass sie ihre Förderanhebungen von 0,4 Mio. B/T auch in den kommenden Monaten beibehalten wird – weitere Anhebungen sind möglich.
  4. Omikron ist zwar milder, doch Lockdowns oder Einschränkungen des öffentlichen Lebens bleiben angesichts der akuten Pandemielage in vielen Ländern weiterhin die Treiber einer sinkenden Nachfrage. 

Unter dem Einfluss dieser Entwicklungen beginnen Marktteilnehmer derzeit, ihre Prognosen und Investitionen für die kommenden Monate nach unten zu korrigieren. Wie es zu den Gesetzen des Marktes gehört, haben diese Entscheidungen schon jetzt Auswirkungen auf die Energiepreise. Generell ist es für Verbraucher wichtig, sich kurzfristig über die Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Unsere Heizölnews sind eine zentrale Informationsquelle für die derzeitigen Trends und Einflussfaktoren auf die Ölpreise. Mit dem Heizölpreisvergleich können Sie Ihren Kauf punktgenau planen.