Der Heizölpreis im Januar: Wenigstens die Unsicherheit ist stabil

Der Ölmonat Januar in der Rückschau 04.02.19

Das Öljahr 2019 hat begonnen, wie das alte aufgehört hat: Die Ölpreise fielen zunächst kontinuierlich. Die stetig steigende US-Ölförderung und ein verhaltener Glaube an die OPEC+-Kürzungen gaben dieser Stimmung recht. Doch es gibt auch Gegenimpulse, Unsicherheit bestimmt die Heizölpreis-Entwicklung.

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen für den Heizölpreis im Januar

  • USA und China nähern sich im Handelsstreit an, die Weltwirtschaft kühlt sich ab
  • OPEC+-Förderkürzungen: Russland doch an Bord, Saudi-Arabien legt noch zu
  • Revolution in Venezuela rüttelt den Markt und die Politik auf
  • Devisenmarkt: Euro von Brexit-Verfahren getrieben

 

Zusammengefasst: Die Entwicklungen im Januar

Das alles überspannende Thema seit Beginn des Handelsstreits zwischen den USA und China ist die Entwicklung der globalen Konjunktur. Nach dem Jahreswechsel stand für immer mehr Analysten und Marktteilnehmer fest, dass sich der weltweite Wirtschaftsmotor 2019 empfindlich abkühlen wird. Die Bundesregierung senkte beispielsweise die Entwicklungsvoraussagen auf nur noch ein Prozent, was angesichts von vormals 2,5 Prozentpunkten eine deutliche Abwärtskorrektur ist. Andere Institutionen und nationale Prognosegremien bliesen ins gleiche Horn.

Diese Konjunkturerwartungen bestimmen im Wesentlichen, mit welcher Strategie der Ölmarkt seine langfristigen Kauf- und Verkaufsentscheidungen festlegt. Weniger Konjunktur bedeutet letztendlich immer weniger Ölnachfrage und damit einen auf lange Sicht fallenden Ölpreis.

Auch wenn sich an dieser Überschrift im Januar kaum etwas änderte, so mehrten sich doch zur Monatsmitte die Stimmen, die meinen, dass ein ausgeglichener Markt 2019 durchaus möglich und ein Verfall der Ölpreise vielleicht doch nicht zu erwarten sei.

Das lag weniger an den Annäherungsgesprächen zwischen den USA und China, sondern vielmehr an den Gegenmaßnahmen, die von OPEC-Seite ergriffen werden: Saudi-Arabien nimmt noch mehr Öl vom Markt, als beim Kürzungsbeschluss im Dezember 2018 vereinbart. Russland gab an, sich entgegen früherer Äußerungen nun doch an die Kürzungsumsetzung bis April halten zu wollen. Eher versteckte Marktteilnehmer wie Kanada senkten die Ausfuhren ebenfalls.

Zum Monatsende hieß das alles bestimmende Thema auf dem Markt natürlich Venezuela. Die Revolution gegen Machthaber Nicolás Maduro hat nicht nur die Ölexportfähigkeiten des Landes in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt.

Amerikanische Sanktionen gegen das Regime hatten zwar bisher keine deutlichen Auswirkungen auf den Markt, zeigen aber, dass dieses Themenfeld als politisches Element die Erwartungshaltungen der Händler beeinflusst.

Unterm Strich war der Januar alles andere als ruhig. Die Unsicherheit nahm zu, die Preise schwankten dementsprechend. Der für den inländischen Heizölpreis entscheidende Eurokurs hatte dabei einen ebenso großen Einfluss. Angetrieben vom Ringen um den Brexit waren seine Ausschläge nach oben und unten fast täglich dafür verantwortlich, dass die Tendenz an den Rohstoffmärkten für die Käufer von Heizöl in den Hintergrund rückte.

 

Die Heizölpreisentwicklung im Januar im Überblick
 

Die Heizölpreisentwicklung im Januar 2019 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

Weltkonjunktur 2019: Pessimismus, Realismus und das Weiße Haus

Momentan ist es ruhig geworden um die Strafzölle zwischen den USA und China. Es hat sich so etwas wie ein Burgfrieden etabliert, der aus Gesprächen zwischen den beiden Nationen am Monatsanfang entstanden ist. Hatten Beobachter zunächst gehofft, dass die Verhandlungen in einer Beilegung des Handelsstreits gipfeln, hat sich nun die Haltung durchgesetzt, dass vorerst keine weiteren Eskalationen zu erwarten sind.

Tatsache ist aber, dass die Zölle dafür verantwortlich sind, dass die Weltkonjunktur an Schwung verliert. Und zwar deutlich. Dies ist nicht nur aus den Prognosen der westlichen Industrienationen sichtbar abzulesen. China meldete zum Monatsende zum zweiten Mal in Folge eine sichtbar gesunkene Industrietätigkeit und versucht nun, die fehlenden Exporteinnahmen durch ein zweites einheimisches Investitionspaket aufzufangen.

Die globale Wirtschaft ist von China in jeder Faser abhängig, sei es als Abnehmer, sei es als Lieferant. Und deshalb ist es kein Wunder, dass der Pessimismus zum entscheidenden Faktor des Wirtschaftsjahres 2019 wird – und damit auch den Ölmarkt beeinflusst.

Bisher schien es so, als seien ausgerechnet die USA von diesen trüben Aussichten nicht betroffen. Die Wirtschaftszahlen waren jedoch im Monatsverlauf enttäuschend und wurden von hausgemachten Problemen wie dem längsten Government Shutdown der amerikanischen Geschichte überschattet.

Sinkende Werte zur Explorationstätigkeit der US-Ölunternehmen, sinkende Importwerte in den wöchentlichen Bestandsberichten von API und DOE und immer wieder schwankende Nachfragewerte zu Ölprodukten zeichneten unterschwellig ein ebenso ambivalentes Bild der US-Wirtschaft wie im Rest der Welt. Sie ist eben keine isolierte Einheit, sondern genauso von der globalen Entwicklung abhängig wie alle anderen.

Die Regierung Trump fährt jedoch zwei entscheidende Strategien: Die eigene Ölproduktion wird auf immer wieder neue Rekordwerte gepusht, um sinkende Importe aufzufangen und den Eindruck eines gesunden Ölmarktes zu vermitteln. Und die heimische Wirtschaft wird vor allem durch Branchen promotet, in denen Öl ein entscheidender Produktionsfaktor ist.

Damit sieht es von amerikanischer Seite in der internationalen Wahrnehmung manchmal besser aus, als es ist. Doch die Strategie geht auf und stabilisiert vor allem das Image der Ölnation USA, was wiederum andere globale Marktteilnehmer zum Handeln zwingt.

 

OPEC+-Kürzungen: Vorstoß gegen die eigene Bedeutungslosigkeit

Die OPEC ist als erklärter Gegenspieler der USA immer noch ein bestimmender Faktor für den Ölpreis. Doch nicht erst seit den neuen Kürzungsvereinbarungen im vergangenen Dezember steht die Frage im Raum, wie viel Marktmacht und Zusammenhalt das Ölkartell noch besitzt.

Denn die relativ niedrigen Kürzungsquoten von 1,2 Mio. B/T wurden schon im Dezember als zu gering eingeschätzt, um die Ölpreise zu stabilisieren. Russland hatte außerdem sofort erklärt, den eigenen Anteil von 130.000 B/T nur sukzessive umsetzen zu können – angeblich aus technischen und klimatischen Gründen.

Doch das Ölkartell nebst Verbündeten scheint aufgewacht zu sein und ergriff im Januar nun mehrere Maßnahmen. Zur Monatsmitte versprach Russland, man wolle die vereinbarten Kürzungen bis April vollständig umsetzen. Saudi-Arabien als relevantestes OPEC-Mitglied kündigte an, noch mehr Öl als vereinbart vom Markt zu nehmen.

Die relativ verhaltenen Preisreaktionen auf diese Schritte zeigten jedoch, was der Markt aktuell vom Ölkartell hält: Das seit 1960 bestehende Bündnis bröckelt und ist nicht mehr der treibende Faktor für die Preise, sondern wird von ihnen getrieben.

Der überraschende Ausstieg von Katar, saudische Planspiele zum Austritt aus der OPEC, die zähen und wenig erfolgreichen Verhandlungen zu den Kürzungen und nicht zuletzt die Revolution in Venezuela machen deutlich, dass sich die Zeiten geändert haben.

Zwar ist nicht zu erwarten, dass die OPEC in naher Zukunft ihre Daseinsberechtigung verliert. Allerdings zeigen die immer kürzeren und schnellen Reaktionen seitens des Kartells auf die Marktentwicklung, dass der Einfluss sinkt und von „neuen“ Größen wie den USA abgelöst wird.

Mit dieser neuen Rolle muss die OPEC erst einmal Frieden schließen und eine Strategie entwickeln, die reaktionsschnell ist, aber dennoch langfristig denkt. Dass dies erst ab einer gewissen Kürzungsmenge erfolgreich sein kann, haben die vergangenen Vereinbarungen gezeigt.

Denn die enormen Preisanstiege in der ersten Hälfte 2018 waren nicht zuletzt auch eine Folge des Durchhaltevermögens der Kartellmitglieder bei der freiwilligen Selbstbeschränkung. Diese Kontinuität zeigt die OPEC jedoch momentan nicht.

 

Revolution in Venezuela: Die Politik ist wichtiger als die Wirtschaft

Die sinkende Ölproduktion in Venezuela hat uns das gesamte vergangene Jahr begleitet. Das durch Misswirtschaft und Korruption gebeutelte Land mit den größten nachgewiesenen Ölreserven der Erde wurde bei den Prognosen zur Ölversorgung in einem Atemzug mit den Iran-Sanktionen genannt.

Der Tenor lautete: Mit Produktionswerten, die zuletzt auf das Niveau der 1950er-Jahre gesunken waren, trug die Causa Venezuela wesentlich dazu bei, dass von einer Versorgungsknappheit ausgegangen wurde.

Genauso sorgten diese geringen Produktionsniveaus dafür, dass der Venezuela-Faktor nach der Enttäuschung über die Weltkonjunktur, den „zahnlosen“ Iran-Sanktionen und der Abwärtskorrektur der Preisprognosen doch keine so große Rolle spielte. Schließlich ist eine tägliche Produktionsmenge von um die 1 Mio. Barrel im globalen Vergleich dann doch marginal.

Umso erstaunlicher war es fast, dass bei Bekanntwerden der Revolution in Venezuela diese Menge plötzlich wieder einen großen Einfluss hatte – vorrangig in der Diskussion, weniger in der Preisentwicklung.

Begleitet von Demonstrationen und Gewaltausbrüchen der leidenden Bevölkerung hat die parlamentarische Opposition den Parlamentspräsidenten Juan Guaidó zum Interimschef erklärt und damit den mutmaßlich nicht demokratisch gewählten Staatschef Nicolás Maduro faktisch abgesetzt.

Rückendeckung für diesen Schritt gab es prompt aus den USA, Europa und vielen anderen Teilen der Welt – und zwar nicht nur auf diplomatischer Ebene. Die USA haben Sanktionen gegen in Amerika operierende venezolanische Ölunternehmen installiert und drehen damit dem Regime die einzig entscheidende Einnahmequelle ab.

Goldreserven der herrschenden Klasse bei der Bank of England wurden eingefroren, der internationale Ruf nach baldigen Neuwahlen wurde immer lauter. Der Autokrat Maduro steht mit dem Rücken zur Wand, auch wenn ihm das Militär noch folgt.

Für den Ölmarkt wurde mit jeder neuen Entwicklung in Venezuela wichtig, was nun mit der gebeutelten Ölindustrie passiert. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass es zunächst zu einem weiteren Absinken der Exportquoten kommen wird, auch wenn eine neue Regierung schnell gewählt werden sollte.

Denn der Wiederaufbau zu möglicher Größe wird sich über Jahre hinziehen. Ist dieser Wiederaufbau allerdings gelungen, dürfte sich Venezuela als ein wichtiger globaler Akteur positionieren. Auch die Mitgliedschaft Venezuelas in der OPEC steht zur Debatte, da das Parlament unter Guaidó zu großen Teilen eindeutig prowestlich und insbesondere proamerikanisch eingestellt ist.

Damit wird deutlich, warum sich das Thema Venezuela wesentlich geringer in den aktuellen Preisen niederschlägt als manch andere Umwälzung: Wirtschaftlich gesehen ist der momentane Beitrag Venezuelas zum globalen Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage schlichtweg zu gering.

Politisch allerdings ist der Ausgang der Revolution für den Markt in langfristiger Hinsicht sehr entscheidend. Denn die neuen Machtkonstellationen und eine Öffnung des Landes für potente Investoren könnten einen völlig neuen internationalen Wortführer bei der Preisbestimmung etablieren – ganz sicher nicht sofort, aber dafür umso durchsetzungsfähiger.
 

Heizölpreis und Eurokurs: Deal or no Deal?

Ein ums andere Mal hat die Achterbahnfahrt des Eurokurses im Januar einen deutlichen Einfluss auf den Heizölpreis gehabt. Die Überschrift für diese Schwankungen hieß natürlich Brexit. Fast täglich gab es Neues aus dem britischen Parlament:

Die Entscheidung zum mit der EU ausgehandelten Brexit-Deal wurde erst vertagt, dann wurde er abgelehnt. Premier Theresa May überstand knapp ein Misstrauensvotum, es gab sanfte Annäherungen zwischen den Parteien und am Ende waren alle genauso schlau wie zuvor.

Der Euro folgte dabei fast genau den jeweiligen Befürchtungen, wie der Ausstieg Großbritanniens aus der EU nun aussehen könnte – und ob er überhaupt kommt. Sehr schön zu sehen ist dies auf unserer Heizölpreisseite.

Zum Monatsende machte die Gemeinschaftswährung noch einmal einen deutlichen Satz nach oben. Dies liegt vor allem an der eher verhaltenen Politik, die die US-Notenbank Fed in nächster Zeit fahren will. Leitzinsanhebungen im gleichen Tempo wie zuvor sind nicht zu erwarten, man wolle sich erst einmal gedulden.

Auch dieser Faktor ist ein Zeichen dafür, dass es den USA doch nicht so rosig geht, wie manche Präsidenten-Tweets glauben machen. Denn die Fed muss nun auch die Bilanz konsolidieren – hat also auch ein wenig „Feuerwehrcharakter“.

Diese Entwicklung freut natürlich alle inländischen Heizölkäufer, die von der Euroerholung zum Monatsende direkt in günstigerem Heizöl profitieren konnten. Doch dass dies so bleibt, darf bezweifelt werden. Schließlich sind der Brexit und die tatsächliche Konjunkturentwicklung noch lange nicht vom Tisch.

 

Heizölpreise: Was im Februar wichtig bleibt

Wir würden Ihnen gern mit professionellem Selbstbewusstsein eine eindeutige Voraussage zur näheren Zukunft des Heizölpreises liefern. Doch der Januar hat gezeigt, dass momentan nichts sicher ist – außer die Unsicherheit.

Natürlich wird Venezuela ein Thema bleiben, allerdings schätzen wir die Auswirkungen auf die Preise eher gering ein – siehe den Unterschied zwischen Wirtschaft und Politik.

Der amerikanische Kälteeinbruch mit lebensgefährlichen Temperaturen dürfte darüber hinaus auch saisontypische Prognosen zur Nachfrageentwicklung torpedieren. Normalweise würde die Nachfrage gerade im Februar deutlich sinken. Doch wer sagt, dass solche extremen Wetterphänomene nicht auch woanders auftreten, erneut auftreten oder anhalten können?

Sicher ist nur, dass es täglich spannend bleibt und jeder neue Handelstag genau analysiert werden muss. Das übernehmen wir wie immer in unseren aktuellen Heizölnews. Für einen klaren Blick auf die momentanen Preistendenzen und den besten Kaufzeitpunkt für Heizöl empfehlen wir Ihnen unsere Heizölpreisseite.

 

Im Überblick: Das Öljahr 2018

  • Dezember: Der Heizölpreis im Dezember – Heizölpreise auf Talfahrt
  • November: Der Heizölpreis im November: klarer Fall von Trendwende
  • Oktober: Entspannung in den Ölpreisen – Entkopplung der Heizölnotierung
  • September: Nachfrageprognosen bestimmen das Marktgeschehen
  • August: Iran-Boykott zeigt Auswirkungen – Marktunsicherheiten nehmen zu
  • Juli: Handelskrieg und Iran-Boykott werfen ihre Schatten voraus
  • Juni: OPEC-Produktionssteigerungen – Versorgungslage knapp
  • Mai: Preisrekorde vs. OPEC-Pläne sorgen für Verunsicherung
  • April: neue Langzeithochs wegen unsicherer Weltpolitik
  • März: geopolitische Faktoren nehmen zu – USA im Mittelpunkt
  • Februar: Marktbereinigung und vorsichtiges Nachrechnen
  • Januar: Preiseuphorie und positive Nachfrageaussichten

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