Keine Entspannung zwischen China und USA: Sinkt der Heizölpreis?

9. April 2018, Nicola Bergau

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Nach der Zuspitzung des Handelskriegs zwischen den USA und China zum Ende vergangener Woche steht auch zum Handelsstart dieser Woche keine Entspannung ins Haus. Auch China verschärft nun nicht nur seine Rhetorik. Wie dies den Heizölpreis beeinflusst, erfahren Sie hier.

Ölpreisentwicklung

Es ist das alles bestimmende Thema dieses Monats: der Handelskrieg zwischen USA und China. Im Verlaufe des Freitags drückten sich die Sorgen der Marktteilnehmer in weiter sinkenden Ölpreisen aus – denn die Nachfrage könnte unter dieser Entwicklung leiden.

Nachdem Trump vor dem Wochenende angekündigt hatte, die Strafzölle auf ein Handelsvolumen von bis zu 100 Milliarden Dollar auszudehnen (siehe Report von Freitag) – und zwar über Produkte wie Stahl und Aluminium hinaus – ist China nicht stumm geblieben.

Das chinesische Handelsministerium äußerte sich mit einer eindeutigen Position: Man werde „einen sofortigen und harten Gegenschlag“ einleiten, die Zeit für Verhandlungen sei vorbei.

Diese nächste Stufe der Eskalation sorgte am Freitag jedoch nur für leicht fallende Kurse, da die Situation in dem Sinne bereits bekannt und damit eingepreist ist. Eher noch hatte der Baker Hughes Report zur Anzahl aktiver US-Ölbohranlagen deutlichere Auswirkungen, der die Gesamtzahl bei einem (erneuten) 3-Jahreshoch feststellte.

Mit einem leicht gestiegenen Eurokurs, der seine Gewinne indirekt aus der Dollarschwäche zieht, ergibt sich unterm Strich ein relativ ausgewogenes Bild für die Heizölpreise. So kostet Heizöl heute Morgen weniger.
 

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der europäische Ölpreis Brent notierte am Morgen bei 67,38 US-Dollar. Der Vergleichswert von Freitag betrug noch 67,84 US-Dollar, der Schlusspreis für Freitag wurde bei 67,11 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 604,25 US-Dollar. Der Vergleichswert am Freitag lag bei 604,50 US-Dollar, während der Schlusspreis am Freitag bei 602,75 US-Dollar stand.

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 09.04.2018

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Trumps Rhetorik – Chinas Gegenwehr – Druckmittel Öl

Es ist nicht schwer, hinter dem „Gegenschlag“ Chinas Einfuhrzölle für Öl zu vermuten. Denn China ist sich seiner neuen Rolle als einer der größten Abnehmer der Welt bewusst. Die USA wären davon natürlich direkt und hart betroffen, beruht ein Teil der aktuellen Aktivität der US-Ölindustrie doch auch auf dem regen Abnahmeinteresse aus Asien. Wenn China die Einfuhr drosselt und gleichzeitig mit Zöllen beschränkt, muss sich die USA schleunigst neue Abnehmer für einen großen Teil der rund 430.000 B/T suchen. Das dürfte indes nicht so einfach sein, schließlich ist gerade die amerikanische Ölsorte WTI weitaus weniger gefragt als das Nordseeprodukt Brent, das auch von OPEC-Exporteuren angeboten wird.

Doch Trump scheint die Dominoeffekte, die sich aus dem Protektionismus nicht nur für die heimische Wirtschaft ergeben, geringer einzuschätzen als die Gewinne, die er sich aus diesem Vorgehen verspricht.

Denn über das Wochenende hat er die Bevölkerung öffentlich darauf eingeschworen, dass der Handelskrieg durchaus „Unannehmlichkeiten“ mit sich bringen könne, auf die man sich einstellen müsse. Angesichts möglicher Folgen wie Gewinneinbußen, ausgebremstem Wachstum und möglicher Eskalationen über weite globale Handelsplätze hinweg, scheint diese Formulierung etwas verharmlosend.
 

Die Idee hinter den Zöllen ist nachvollziehbar – die Ausführung weniger

Andererseits muss auch festgehalten werden, dass die USA unter Trump zumindest im Ansatz einen sinnvollen Gedanken mit den Zöllen verfolgen: Denn China hat sich den Weg an die Spitze auch mit (nachgewiesener) Industriespionage bzw. dem Kopieren von Ideen anderer, westlicher Unternehmen geebnet.

Statt eigene Produkte zu entwickeln, haben sie also andere Erfolgskonzepte kopiert, billig und in Massen produziert und zu Schleuderpreisen auf den internationalen Markt geworfen. Andere Nationen und ihre Produkte müssen sich diesem Preiskampf entweder stellen oder davor kapitulieren.

Genau damit will Trump laut eigener Aussage Schluss machen und ein ausgewogenes Handelsverhältnis zwischen den wirtschaftlichen Supermächten etablieren, das den Schutz geistigen Eigentums nicht mit Füßen tritt.

So weit, so gut. Allerdings liegt das grundsätzliche Problem nicht im Ansatz, sondern in der Ausführung. Trump ist für seine Extreme bekannt – vor allem in der Rhetorik. Und Strafzölle sind ein wirtschaftliches Mittel aus dem vorvergangenen Jahrhundert. Denn die digital vernetzte Welt hat ganz andere Mechanismen, um Wirtschaft bis zu einem gewissen Punkt zu regulieren.

Damit ergibt sich eine überaus aufgeheizte Situation, die sich mit Verhandlungsgeschick und wirksameren Methoden wesentlich subtiler steuern ließe. Aber weil hier Knalleffekt und Säbelrasseln Teil des Vorpreschens sind, zeigen sich die globalen Märkte mehr als besorgt und mit kurzfristigen Reaktionen, die wiederum auf die ganze Welt Einfluss haben.
 

Baker Hughes-Bericht zählt US-Ölplattformen bei neuem 3-Jahreshoch

War die Gesamtzahl aktiver US-Ölbohranlagen laut Baker Hughes-Report in der vergangenen Woche noch um sieben Plattformen gesunken, hat sie sich mit aktuell 11 Anlagen mehr auf ein neues 3-Jahreshoch bewegt.

Insgesamt stehen nun 808 Ölbohrplattformen schnell zur Verfügung, um die immer wieder zitierte Ölflut in Gang zu bringen. Dieser Wert hatte am Freitag auch durchaus Auswirkungen auf die Ölpreise. Denn ein Wert, wie er zuletzt im Februar 2015 erreicht wurde, lässt sich kaum ignorieren.

Grund für die Zunahme ist natürlich die steigende Rentabilität der Ölförderung aufgrund steigender Preise – und ein (noch) anhaltendes Nachfragewachstum. Gerade im Hinblick auf China dürfte es aber spannend bleiben, wie die US-Ölindustrie im Weitergehenden agiert.
 

In aller Kürze: Was für die Ölpreisentwicklung heute noch wichtig ist

  • Russland hat sich für eine unbegrenzte und feste Zusammenarbeit mit der OPEC ausgesprochen und positioniert sich damit noch stärker als wichtigster Verbündeter des Kartells im Wettbewerb gegen die USA.
     
  • Libyen hat seine Ölproduktion wieder über 1 Mio. B/T gesteigert. Nach zahlreichen Ausfällen und Problemen auf Ölfeldern, an Pipelines und in Verladeterminal ist die Lage aktuell relativ stabil. Das vergrößert das Angebot auf dem Weltmarkt.
     
Fazit – Wie geht es mit den (Heiz-)Ölpreisen weiter?

Der Blick aus dem Fenster bestätigt es: Die Heizphase ist aktuell vorerst vorbei. Damit sinkt allgemein die Nachfrage nach Ölprodukten – zumindest solange, bis die sommerliche Nachfrage zum Betrieb von Klimaanlagen einsetzt. Das heißt aber nicht, dass die Ölpreise tendenziell sinken werden. Denn noch immer ist die globale Versorgungslage aufgrund zahlreicher Faktoren knapper als im vergangenen Jahr.

Langfristig gesehen gehen Experten momentan von einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage aus. Doch die geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten haben in den vergangenen Wochen so stark zugenommen, das ein definitives Urteil absolut unmöglich ist. Das schlägt sich auch an den Börsen nieder, die momentan von einer sehr hohen Volatilität, also kurzfristigen Beweglichkeit der Notierungen, bestimmt sind. Einfacher gesagt: Die Marktteilnehmer wissen schlicht nicht, was die nahe Zukunft bringen wird.
 

Die Handelswoche im Überblick

Für die Euro- oder Ölpreisentwicklung möglicherweise einflussreiche Wirtschaftsdaten der Woche im Überblick*:

Montag, 09.04.2018

  • Handelsbilanz, Deutschland

Dienstag, 10.04.2018

  • Erzeugerpreisidex, USA
  • Wöchentlicher Rohöllagerbestand American Petroleum Institute (API), USA

Mittwoch, 11.04.2018

  • Verbraucherpreisindex, USA
  • EIA Rohöl Lagerbestand, USA

Donnerstag, 12.04.2018

  • Geldpolitische Sitzung EZB
  • Arbeitsmarktdaten, USA
  • Import-Exportpreise, USA

Freitag, 13.04.2018

  • Verbraucherpreisindex, Deutschland
  • Handelsbilanz, Eurozone
  • Baker Hughes Wochenreport (Anzahl aktive US-Bohranlagen)

*Termine ohne Gewähr
 

Entwicklung Eurokurs

Der Euro hat sich über das Wochenende weiter leicht nach oben bewegt. Am Morgen notierte er bei 1,2280 US-Dollar, die Tendenz war steigend. Die EZB hatte den Referenzpreis am Freitag noch auf 1,2234 US-Dollar festgelegt.

Ohne eigenen Antrieb in Form von positiven Wirtschaftsmeldungen aus der Eurozone waren es vor allem die Nachrichten aus den USA, die für die Wertzunahme sorgten. Enttäuschende Daten vom Arbeitsmarkt einerseits und die Ankündigung Trumps andererseits, noch weitere Strafzölle gegen chinesische Waren zu erheben, sorgten für eine entsprechende Abwertung des Dollars.

Festgeschriebene, wichtige Termine stehen in dieser Woche nur einzeln an. Daher wird es vor allem die geopolitische Situation sein, die auch an den Devisenmärkten das größte Bewegungspotential entfalten könnte.
 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 63,35 Cent pro Liter Heizöl. Am Freitag waren es 63,61 Cent.

Es ist fast unmöglich, in dieser Situation eine klare Prognose für die kurzfristige Preisentwicklung abzugeben. Darum raten wir Ihnen dazu, heute Morgen den Heizölkauf auf den Weg zu bringen und sich so möglicherweise das beste Preisniveau der Woche zu sichern. Auch wenn Sie momentan weniger heizen müssen – der nächste Ansturm auf die Märkte steht fast unweigerlich bevor. Kommen Sie diesem zuvor.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.