Heizölpreise geben kräftig nach
20. November 2018, Nicola Bergau
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- Libyen pocht auf Ausnahmestatus bei neuen OPEC-Kürzungen
- Experten: Kürzungen müssen höher ausfallen als bisher errechnet
- Heizölpreis: Normalisierung des Preisniveaus setzt sich sichtbar fort
- Brent bei 66,35 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 633,75 US-Dollar
- Euro bei 1,1463 US-Dollar
- Heizölpreis bei 82,48 Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ OPEC kündigt Exportkürzungen an und bringt Förderkürzungen ins Spiel
▲ Venezuela fördert alarmierend weniger Öl
▶ US-Pipelineprojekte bald abgeschlossen – mehr US-Öl für den Weltmarkt in Aussicht
▶ USA baut weiteres Export-Terminal für Öl
▶ Russland weitet Förderreserven aus und hat kein Interesse an neuen Kürzungen
▶ Sanktionen gegen Iran
▼ OPEC, EIA & IEA erwarten sinkende Nachfrage- und zugleich steigende Produktionsentwicklung
▼ Sondergenehmigungen von USA für iranisches Öl
▼ USA fördern auf Rekordniveau und nähern sich Energieunabhängigkeit
▼ Libyen und Irak mit stark ausbaufähiger Ölförderung
▼ Irak will Ölexporte aus Kirkuk wieder aufnehmen
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 66,35 US-Dollar. Der Vergleichswert von Montag betrug noch 67,32 US-Dollar, der Schlusspreis wurde bei 66,79 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 633,75 US-Dollar. Der Vergleichswert am Montag lag bei 637,25 US-Dollar, der Schlusspreis bei 630,50 US-Dollar.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
In den USA wird am Donnerstag Thanksgiving gefeiert. Dies mag eine Erklärung sein, warum es an den Börsen in dieser Woche eher ruhig zugeht. Wie immer, wenn es kaum Nachrichten mit hohem Wert zu vermelden gibt, zeigen sich die intrinsischen Tendenzen des Marktes. Und diese sind aktuell sehr uneins: Viele Teilnehmer gehen davon aus, dass die OPEC im Dezember neue Förderkürzungen beschließen wird, um die erwartete Überversorgung des Marktes 2019 aufzufangen. Doch schon jetzt melden sich Mitglieder Libyen zu Wort, die wie schon bei den letzten Beschlüssen von den Kürzungen ausgenommen werden wollen. Außerdem melden andere Analysten an, dass die jetzt ins Spiel gebrachten Beschränkungen um etwa 1,0 Mio. B/T nicht ausreichen werden. Nachdem gestern bekannt wurde, dass Irak wieder mehr Öl exportieren will, sind diese Bedenken berechtigt.
Die Tendenz der Preise zeigt jedenfalls weiter nach unten, auch wenn die Bewegungen längst nicht mehr so eindeutig sind wie nach dem Einbruch von vor fast genau einer Woche. Die Zeichen stehen momentan zu eindeutig auf mehr Öl als Nachfrage, um sie zu ignorieren. Allerdings zeigen die verhaltenen Bewegungen auch, dass der Markt sehr wohl weiß, dass sich der Wind von einer Minute auf die nächste drehen kann.
Im Zusammenspiel mit einem weiter erstarkten Euro nehmen auch die Heizölpreise endlich wieder mehr Fahrt nach unten auf und nähern sich ihren Normalniveaus. Das ändert zwar nichts an den Lieferproblemen durch die niedrigen Rheinpegel, ist aber ein Hoffnungsschimmer für alle Heizölkäufer, die ihre Lieferung nun vorausschauend platzieren sollten.
Entwicklung Eurokurs
Zum Tagesstart kostete der Euro 1,1463 US-Dollar, Freitag um die gleiche Zeit waren es 1,1403 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB für Montag wurde bei 1,1427 US-Dollar festgesetzt.
Trotz gescheiterten Haushaltsentwurfs der EU-Kommission für den Haushalt 2019 zeigt sich die europäische Wirtschaft etwas zuversichtlicher. Insbesondere in Deutschland erwarten Analysten eine Erholung, die auch Auswirkungen auf den gesamten Euroraum haben könnte. Der Dollar musste unterdes wegen eher schwacher Konjunkturdaten etwas Wert abgeben.
In dieser Woche schaut der Markt noch auf die Reden von EZB-Bankern, in denen Signale für die weitere Geldpolitik erwartet werden. Momentan gehen Beobachter von Aussagen aus, die ein baldiges Ende der lockeren Geldpolitik signalisieren. Sollte das nicht der Fall sein, könnte es mit der Stabilisierung schnell wieder vorbei sein.
Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
- Libyen will Ausnahmeregelung im Kürzungsdeal
- Das Errechnen der besten Förderquoten beginnt
Libyen pocht auf Sonderstatus
Vor der Entscheidung zu neuerlichen OPEC-Kürzungen am 6. Dezember hat sich Libyen zu Wort gemeldet und darauf bestanden, auch weiterhin von den Kürzungen ausgenommen zu sein. Das Land durfte die Produktion beim letzten Mal anheben statt beschränken, da es sich mittels Öl erst einmal sanieren musste. Das hat auch funktioniert. Allein von Juni 2018 bis jetzt hat sich die Produktionsrate verdoppelt und liegt nun bei rund 1,3 Mio. B/T.
Saudi-Arabien will, dass alle Mitgliedsstaaten an Bord sind, damit die Förderkürzungen auch Effekte zeigen. Libyen argumentiert, dass man berücksichtigen müsse, dass das Land so viel Öl vom Markt genommen habe wie kein anderes. Dieses Argument ist zwar etwas hölzern, da die Kürzungen zum großen Teil auch auf politische Probleme im eigenen Land zurückzuführen sind.
Mit der Wortmeldung Libyens wird jedoch deutlich, in welch schwieriger Situation sich die OPEC gerade befindet. Denn sie will kürzen, während die USA die Förderung auf Rekordniveau steigern und dies mit der klaren Absicht tun, sich vom Ölkartell nicht die Preise diktieren lassen zu wollen. Russland als Nicht-OPEC-Partner im Deal hat momentan auch kein Interesse an Kürzungen – und selbst Saudi-Arabien denkt laut über einen Alleingang nach.
Einigkeit sieht also anders aus. Und Rekordpreise um die 80 Dollar pro Barrel erwartet momentan auch niemand mehr. Die Suche nach einem Marktgleichgewicht wird also immer schwieriger. Und wie wir schon gestern berichteten, dürfte sich der Weg zu neuen Kürzungen als sehr steinig herausstellen – und Libyen wird wohl nicht der einzige mit Bedenken und Einwänden sein.
Welcher Preis kann erwartet werden?
Letztendlich geht es dem Markt auch nicht anders als der OPEC: Hier gibt es ebenso viele Meinungen, wo sich der Preis durch die jeweiligen Aktionen nun hinbegeben wird. Einige Analysten merken an, dass die jetzigen Förderquoten plus 1 Mio. B/T weniger ab Dezember nicht ausreichen, um die Überversorgung zu verhindern. Bei anderen Agenturen heißt es, dass sich die Kürzungen so einpendeln werden, dass wir schon knapp vor Jahresende wieder bei 80 Dollar pro Fass Brent ankommen. Und wieder aus anderer Ecke gilt die Aussage, dass es noch nicht einmal reichen wird, 1,5 Mio. B/T vom Markt zu nehmen.
Mit diesen widersprüchlichen Angaben kann der Markt natürlich nur wenig anfangen und lässt die Kurse innerhalb eines Tages sichtbar schwanken. Diese Volatilität ist immer ein Zeichen von Verunsicherung und ist momentan die bestimmende Markttendenz. Letztendlich bleibt nur zu tun, was wir vor praktisch genau einem Jahr schon getan haben: Abwarten, was die Realität nun wirklich bringt.
Heizölpreisentwicklung
Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 82,48 Cent pro Liter Heizöl. Am Montag waren es 83,00 Cent.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.