Der Heizölpreis im Juli: Ringen um eindeutige Tendenzen

Monats-Heizölbericht für den Juli 2019 - 05.08.19

Für den Markt fügte sich der Juli praktisch nahtlos an den Juni an: Der Iran-Konflikt blieb das alles bestimmende Thema, die Langzeitprognosen zu Konjunktur und Nachfrage kamen gleich danach.

Obwohl es genug Kurzzeitimpulse für die Entwicklung der Ölpreise und des Heizölkurses gab, blieb die Entwicklung im Monatsvergleich sichtbar stabil. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der Markt noch immer keine eindeutigen Tendenzen für langfristige Kaufentscheidungen vorfindet.

Im Überblick: das Öljahr 2019

  • Januar: Politische und wirtschaftliche Unsicherheit treibt Kurse vor sich her
  • Februar: Bessere Konjunkturerwartungen treiben den Heizölpreis an
  • März: USA und OPEC bringen sich stärker in Position – neue Preishochs
  • April: Markt beharrt auf preissteigender Stimmung
  • Mai: Aktuell knappes Ölangebot trifft auf Angst vor Abschwung
  • Juni: Langzeitentwicklungen lösen akute Themen als Markttreiber ab
     

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im Juli

  • Iran-Konflikt konzentriert sich auf Straße von Hormus
  • US-Ölwirtschaft verliert an Tempo
  • Zinsentscheidungen: Euro und Dollar in heftiger Bewegung

Heizölpreisentwicklung Juli 2019 im Überblick

Die Heizölpreisentwicklung im Juli 2019 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

Iran-Konflikt: Eskalationspotenzial in der Straße von Hormus

Im Juli stand praktisch konstant eine wichtige Frage im Raum: Wie weit wird der Konflikt mit Iran noch eskalieren? Die Straße von Hormus als wichtigste Schiffspassage für den globalen Öltransport stand dabei ein ums andere Mal im Mittelpunkt.

Zum Monatsanfang beschlagnahmten britische Truppen einen iranischen Tanker, der angeblich nach Syrien unterwegs war und damit die Sanktionen verletzt hätte. Als Antwort setzte die iranische Revolutionsgarde ein britisches Schiff fest, während den USA der Abschuss einer iranischen Drohne vorgeworfen wurde. Zudem begann Teheran damit, die Inhalte des Atomabkommens, an dem insbesondere Europa festhält, zu überschreiten.

Trotz all dieser Schachzüge mit reichlich Eskalationspotenzial schien es jedoch einen grundsätzlichen Konsens zu geben: Verhandlungen sind immer noch ein probates Mittel und könnten Erfolg haben. So sprach Iran unter anderem mit Vertretern aus Großbritannien und man hielt einen „konstruktiven“ Gesprächsverlauf fest. Allerdings wurde das Angebot, die beiden Tanker gegeneinander auszutauschen, von London abgelehnt. Und die iranische Marineübung direkt zum Monatsende tat ihr Übriges, um die Sorgen wieder zu schüren.

Es ist indes kein Zufall, dass in der Berichterstattung zu Iran das Thema Öl kaum noch eine Rolle spielt – zumindest aus der Sicht des Marktes. Denn die Exportquoten Irans sind schon seit längerer Zeit auf ihrem niedrigen Stand deutlich unter 1 Mio. B/T angekommen und tragen damit nichts mehr zur globalen Veränderung von Angebot und Nachfrage bei.

Wohl aber könnte ein eskalierender Iran-Konflikt die gesamte Golfregion und damit den insgesamt wichtigsten Lieferanten von Öl erfassen – ganz zu schweigen von einem der wichtigsten Seetransportwege.

Da aber noch alle Parteien zumindest auf dem öffentlichen Parkett um Diplomatie bemüht sind, ist diese Möglichkeit vorläufig virtuell. Und weil dem Markt aktuell die Lust am großen Spekulieren vergangen ist, sorgen die neuen Entwicklungen in der Straße von Hormus immer nur für kurze und eher verhaltene Ausschläge bei den Ölpreisen.

Jede neue Eskalationsstufe bringt den Markt allerdings näher an die Möglichkeit, dass diese zurückhaltende Stimmung kippt und zu den Risikoprämien auch noch spekulative Preisentwicklungen dazukommen.
 

Die US-Ölwirtschaft wird verhaltener

Bisher schien die US-amerikanische Wirtschaft über den allgemeinen Konjunktursorgen zu stehen und lieferte Woche für Woche Indizien dafür, dass die Konjunktur von Handelszöllen und überseeischen Konflikten verschont geblieben sei.

Der Juli zeichnete aber zumindest für die Ölwirtschaft ein etwas anderes Bild. Der Baker Hughes Report zur Anzahl aktiver Ölbohranlagen vermeldete nach einer langen Periode der stetigen Steigerungen und Höchststände erstmals wieder Rückgänge. Und zwar kontinuierlich und sichtbar.

Gleichzeitig meldeten API und DOE wöchentlich teilweise erheblichen Bestandsabbau bei Rohöl, während Destillate und Benzin entweder in den Lagern blieben oder nur leicht abnahmen. Die detaillierten Angaben des DOE deuteten zusätzlich darauf hin, dass die Produktnachfrage insgesamt stabil ist, aber keine großen Sprünge nach oben macht.

Zwar waren die Zahlen teilweise durch den kompletten Ausfall der größten Raffinerie an der US-Ostküste und die vorsorglichen Evakuierungen und Stilllegungen vor Hurrikan Barry verzerrt, doch die Tendenz ist sichtbar:

US-Unternehmen zögern, in neue Quellen zu investieren, und arbeiten lieber mit dem aktuellen Bestand. Obwohl im Sommer Reisesaison ist und die Klimaanlagen allenthalten auf Hochtouren laufen, finden die Produkte weniger Abnehmer. 

Dies sind kleine, aber beredte Zeichen dafür, dass auch die US-Wirtschaft an Fahrt verliert. Die erwartete Leitzinssenkung der US-Notenbank Fed zum Monatsende zementierte diese Annahme. In Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten soll die Konjunktur angekurbelt werden, indem man die eigene Währung künstlich günstiger macht – gerade für ausländische Investoren.

Ein günstigerer Dollar kurbelt zum Beispiel die Kauffreude bei Öl an, da Öl stets in Dollar gehandelt wird. Das wiederum lässt die Ölpreise steigen, was zur Folge haben könnte, dass die Ölwirtschaft wieder an Fahrt gewinnt.

Allerdings kann bisher natürlich nicht gesagt werden, ob der Zinsschritt tatsächlich den gewünschten Effekt hat. Denn Probleme wie die Handelszölle werden damit nicht minimiert. Auch wenn die USA und China zum Monatsende wieder am Verhandlungstisch saßen, spielte Trump zuvor öffentlich mit der Möglichkeit, neue Strafzölle zu installieren.

Ähnlich wie beim Iran-Konflikt registriert der Markt auch in Sachen Konjunkturentwicklung zwar alle Zeichen und Ereignisse, hält sich aber mit klaren Verhaltensweisen zurück. Insbesondere langfristige Wetten auf steigende Ölpreise will momentan kaum jemand platzieren. Genauso wenig beliebt sind aber auch langfristige Wetten auf fallende Ölpreise.

Vielmehr hat sich der Markt in einer Art Momenthaltung eingerichtet, die so lange anhalten dürfte, bis entweder die Handelszölle vom Tisch sind oder ein riesiges Unternehmen besonders deutlich macht, dass die Rezession da ist. Bisher gibt es in dieser Hinsicht immer wieder gemischte Signale aus den unterschiedlichsten Volkswirtschaften.

Es wundert also nicht, dass kein Händler der Welt eine klare Aussage zur Zukunft des Ölpreises machen will. Selbst die Analysten liefern sich einen regen Austausch konträrer Ansichten. Sogar die nach unten korrigierten Nachfrageprognosen von IWF, EIA und IEA finden kaum noch Gehör. Denn erstens ist die Abwärtstendenz schon längst ein Reporttrend. Zweitens stehen diese Prognosen auf genau den gleichen unsicheren Füßen wie die Annahmen des Marktes.
 

Der Heizölpreis im Juli – ein Blick auf den Eurokurs

In unerwarteter Geradlinigkeit haben sich die Regierungsmitglieder der USA im Juli auf eine Schuldengrenze geeinigt und damit einen erneuten Government Shutdown verhindert. Dies war so außergewöhnlich, dass der Dollar kurzzeitig neue Höchstwerte erreichte und damit den Euro sichtbar in den Keller schickte.

Außerdem blieb die Zinssenkung der US-Notenbank Fed das wichtigste Thema. Allerdings hatte sie im Juli etwas andere Auswirkungen als noch bei den Spekulationen im Juni: Der Dollarkurs konnte davon profitieren, weil der Markt die langfristigen Vorteile dieses Schritts in den Fokus nahm. Also mehr Wirtschaftsaktivität, mehr Konjunktur, stärkere Wertentwicklung.

Vor der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank hatte es unterdessen Gerüchte gegeben, dass auch hier eine Leitzinssenkung möglich sei. Diese Möglichkeit hatte allerdings dem ohnehin schwer zu handhabenden Eurokurs kurzfristig negativ zugesetzt. Die EZB entschied sich jedoch gegen Negativzinsen und beruhigte damit folgerichtig den Markt.

Insbesondere an den Devisenmärkten lässt sich momentan hervorragend ablesen, wie die Marktteilnehmer um Klarheit in Sachen Konjunkturentwicklung und Wirtschaftsaussichten ringen. Dementsprechend deutlich sind auch die Ausschläge nach oben und unten.

Deshalb übertraf die Bewegung des Eurokurses im Juli ein ums andere Mal die Veränderung bei den Ölpreisen. Die Preiskurve für den Juli zeigt es sehr deutlich: Zum Monatsanfang (vor den Zinsentscheidungen) lag der Euro deutlich über dem Ölpreis und machte Heizöl so günstiger. Zur Monatsmitte gab es fast Deckungsgleichheit, bevor sich die Tendenz in Richtung Zinsentscheidungen deutlich umkehrte: Der sinkende Eurokurs machte Öl immer wieder teurer.

Diese Bewegung könnte sich vorerst fortsetzen, falls der Eurokurs nicht durch überraschend gute Konjunkturdaten aus der EU gestützt wird. Andere Pro-Argumente hat er momentan einfach nicht.
 

Weitere Marktnews im Juli in Kürze

  • EIA, IEA und IWF korrigieren Nachfrageprognosen erneut nach unten – für den Markt keine Überraschung
  • Russische Ölproduktion scheint im Juli zu sinken
  • Hurrikan Barry hinterlässt kaum Schäden im Golf von Mexiko – keine Auswirkungen auf US-Ölinfrastruktur
     

Was im August weiter wichtig bleibt

Zumindest in zwei Punkten dürfte der Markt im August stabil bleiben: in seiner Unsicherheit und in den Themen. Es ist fast müßig, über die weitere Entwicklung im Hinblick auf Iran zu spekulieren oder die Auswirkungen der Handelszölle und Zinsschritte zu kommentieren. Denn wir haben im Juli gesehen, dass kurzfristig immer Kehrtwenden möglich sind.

Genauso wenig ist es sinnvoll, über die langfristige Preisentwicklung zu spekulieren. Auch hier gelten die gleichen Bedingungen: Gerade der Devisenmarkt ist in heftiger Bewegung und führt damit die vergleichsweise träge Entwicklung am Rohstoffmarkt in neue Richtungen.

Deswegen liefern wir Ihnen tägliche Analysen in unseren Heizölnews und auf unserer Heizölpreisseite. So können Sie sich zeitnah eine eigene Meinung darüber bilden, wann der beste Zeitpunkt für den Heizölkauf ist.

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Ricarda Altrichter - Autorin

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