Heizöl-Rückblick Februar 2021: Knapperes Angebot treibt Ölpreise an

Heizöl-Rückblick Februar 2021

Weiterhin gedämpfte Nachfrage-Aussichten kümmerten den Ölmarkt im Februar kaum. Er konzentrierte sich fast ausschließlich auf das derzeitige Angebot. Dieses ist so knapp wie lange nicht mehr – und war daher ein Grund für Ölpreise auf neuen Langzeithochs.

Im Überblick: der Ölmarkt 2021

  • Januar: Holpriger Jahreswechsel – doch die Ölpreise bleiben stabil

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen für den Ölmarkt im Februar 2021

  • Unerwarteter Winter schränkt Ölproduktion deutlich ein
  • Weitere Impfkampagnen starten – die Fortschritte bleiben begrenzt
  • OPEC+-Gruppe fasst Kürzungslockerungen ins Auge

 

Neben Bär und Bulle als Wappentiere der Börse bräuchte es derzeit noch den Esel. Denn im Februar bewies der Ölmarkt eine bemerkenswerte Sturheit. Unter der Parole „Das Ölangebot wird knapper!“ wurde jedes Indiz für diesen Fakt in steigende Ölpreise übersetzt. Im Monatsvergleich legte Brent fast 20 Prozent zu, bei WTI waren es um die 17 Prozent.

Selbst Fakten, die eine weiterhin schwache Nachfrage widerspiegelten, wurden so lange zurechtinterpretiert, bis sie in das Knappheitsgebot der Stunde passten. Zwar gab es etwa mit den Produktionsausfällen in den USA und Russland gute Gründe, einen knapperen Markt zu sehen und entsprechend zu handeln. Die OPEC+-Gruppe nahm diese Marktlage schließlich auch als Anlass, um laut über vorsichtige Lockerungen der Kürzungen nachzudenken.

Auf der anderen Seite waren viele dieser Gründe jedoch nur punktuelle Erscheinungen mit großem Verzerrungspotenzial. Ebenso fielen einige Prognosen zur Preis- und Nachfrageentwicklung euphorischer aus, als es vielleicht zur aktuellen Lage passt. Denn der weltweite Kampf gegen Corona tritt nur mühsam in die Immunisierungsphase ein, der Pandemieverlauf bleibt also der größte Unsicherheitsfaktor. Auch wenn das Angebot momentan die obere Seite der Marktmedaille ist, wird die Nachfrage ihre Bedeutung niemals verlieren. Und auf dieser Seite sieht es vorerst weiterhin fragwürdig aus.

Nichtsdestotrotz ging es mit allen Notierungen von Brent über Gasoil bis Heizöl im Februar kontinuierlich nach oben. Das lässt zwar einerseits durchaus auf wirtschaftliche Erholung hoffen. Andererseits steigt die Gefahr einer Marktblase.

Alles hängt am Impffortschritt

In Japan geht es endlich los, Israel feiert große Fortschritte und in Europa wächst die Zahl der Geimpften langsam, aber stetig: Der globale Kampf gegen die Coronapandemie ist nun endgültig in die Immunisierungsphase eingetreten. Doch diese Phase bleibt weiterhin holprig. Der AstraZeneca-Impfstoff wird vielerorts gemieden, weil er weniger wirksam sein soll. In Europa fehlt es immer noch an einer flächendeckenden Impfdosen-Versorgung. Und allenthalben tauchen immer wieder neue Virusmutationen auf, von denen die nächste immun gegen die Impfung sein könnte.

Von Euphorie und sonniger Hoffnung auf ein baldiges Pandemie-Ende kann also kaum gesprochen werden. Auch der Ölmarkt hat dahingehend keine Illusionen. Doch jeder kleine Fortschritt in die richtige Richtung ist eben ein Schritt zur wirtschaftlichen Öffnung und zu einer steigenden Nachfrage.

Interessanterweise wurden Nachfrageprognosen im Februar jedoch etwas anders aufgenommen als sonst. Konkretere Angaben mit überschaubarem Zeithorizont zu einem Wirtschaftsraum wurden eher zurückhaltend interpretiert. Die Preisreaktionen auf zeitnahe Erholungshoffnungen in Asien oder den USA blieben begrenzt.

Allgemeinere Angaben zur möglichen Preisentwicklung in der zweiten Jahreshälfte fanden hingegen großen Anklang: Goldman Sachs verlieh den Rohölnotierungen mit einer 80-Dollar-Kalkulation für Brent kräftig Auftrieb, selbst verhaltener prognostizierte 60 Dollar bei der Bank of America konnten eine positive Wirkung entfalten.  Darin spiegelt sich die Hoffnung, dass das globale Impfen ab einem gewissen Punkt vom Startblock kommen muss, solange keine Nation ihre Bemühungen zurückfährt. Davon ist nicht auszugehen. Stattdessen sind jeder weitere Geimpfte und jeder statistische Corona-Tote weniger ein eindeutiges Indiz dafür, dass sich die Welt aus dem Lockdown kämpft.

 

Kältewelle friert Ölproduktion ein

Obwohl Kälte im Winter theoretisch keine Überraschung ist, waren die Extremtemperaturen in den USA und Russland im Februar dennoch mehr als außergewöhnlich. Das Thermometer fiel so rapide, dass weder eine geordnete Ölproduktion noch ein geordnetes Leben möglich waren.
Zahlreiche Ölraffinerien in Texas und in den russischen Produktionsgebieten mussten ihren Betrieb einstellen, die US-Ölförderung stockte ebenfalls deutlich. Kaum eine Woche später war das Wetter wieder halbwegs erträglich, doch die US-Bestandszahlen entfalteten einen verspäteten Frosteffekt – der, passend zur Marktsituation, auf eher ungewöhnliche Weise interpretiert wurde:
Weder steigende Rohölvorräte noch eine gesunkene Nachfrage brachten den Markt aus der Ruhe. Eine zweistellige Senkung der Raffinerieauslastung sowie ein unterm Strich deutlicher Abbau von Produktbeständen zogen intensive Preissprünge nach sich.

Jedem Analysten ist klar, dass diese Zahlen eine temporäre Ausnahme sind. Doch ein weiter gefasster Blick auf die US-Ölbestandsdaten zeigt einen moderaten Abwärtstrend. Die Energie Information Administration (EIA) prognostiziert zudem eine sinkende US-Schieferölproduktion.

Selbst wenn sich vorerst also nichts an der Nachfrage tut, wird das US-Angebot tatsächlich knapper. Genau dieser Befund ist Wasser auf die Mühlen der derzeitigen Marktlage. Diese wird Backwardation genannt. Dabei ist sofort verfügbares Öl teurer als in der Zukunft verfügbares Öl.

Weil sich aufgrund der Unsicherheit mit kurzfristig steigenden Ölpreisen bessere Geschäfte machen lassen als mit sehr unsicheren Terminkontrakten, verstärkt Backwardation momentan den Aufwärtstrend. Und es ergibt sich eine Lage, die auch für die OPEC interessant ist.

 

OPEC+ plant vorsichtige Anhebung der Förderquoten

Im März steht die nächste OPEC-Vollversammlung an, bei der es darum gehen soll, wie sich das Ölkartell ab April auf der Angebotsseite positionieren will. Der wichtigste Zweck der Förderkürzungen – die Stabilisierung der Ölpreise durch weniger Produktion – darf inzwischen als erfüllt angesehen werden.

Demzufolge ist es logisch, dass im Februar bereits laut über eine Öffnung der Ölhähne nachgedacht wurde. Am lautesten dachte einmal mehr Saudi-Arabien. Der OPEC-Wortführer hat dabei einen klaren Vorteil: Mit freiwilligen Zusatzkürzungen von 1 Mio. B/T hat sich das Königreich bisher am stärksten für die Stabilisierung engagiert, während andere OPEC-Mitglieder wie der Irak noch nicht einmal ihre Quoten aus dem vergangenen Jahr nachgeholt haben. Dennoch ist die Quotentreue laut OPEC-Angaben inzwischen sehr hoch. Deshalb ist man in Riad entschlossen, zumindest diese Zusatzkürzungen ab April einzustellen. Allgemein wird im Kartell eine sehr vorsichtige Anhebung der Margen diskutiert, die dann jedoch alle legitimen Länder gemeinsam umsetzen können. Derzeit stehen etwa 500.000 B/T im Raum.

Auch wenn der Markt auf die saudischen Ankündigungen kurz und heftig reagierte, beruhigte er sich schnell und umfassend und kehrte zu seiner Knappheitseinstellung zurück. 500.000 B/T wären in der aktuellen Lage durchaus verschmerzbar, zumal Saudi-Arabien immer der Rhetorik folgt, dass man im Bedarfsfall sehr schnell wieder gegensteuern könne.   Zudem wird die politische Lage im Nahen Osten, die stets einen Einfluss auf die Ölpreise hat, wieder angespannter. Jemenitische Rebellen haben erneut saudische Ziele angegriffen, die USA haben zum Monatsende Luftangriffe auf proiranische Milizenstellungen in Syrien als Vergeltung für einen Angriff auf einen US-Stützpunkt in Irak geflogen.

Dieser Angriff könnte die gerade erst wieder begonnene Annäherung zwischen den USA und dem Iran gefährden. Diese Annäherung dürfte auch bei der kommenden OPEC-Sitzung im Fokus stehen. Denn sollte der Iran tatsächlich von der Urananreicherung absehen und sollten die USA tatsächlich die Sanktionen gegen die Ölindustrie lockern, würde die derzeitige Angebotskalkulation der OPEC erst einmal hinfällig. Innerhalb eines Jahres könnten laut Schätzungen 1 Mio. B/T mehr iranisches Öl auf den Markt kommen, mit denen niemand mehr gerechnet hat.  Auch diese Überlegungen zeigen jedoch nur eines: Von der Nachfrage erwartet sich auch das Ölkartell momentan nichts. Die einzig halbwegs verlässliche Stellschraube für Stabilität ist das Angebot.

Heizölpreisentwicklung im Februar 2021 

 

Die Heizölpreisentwicklung im Februar 2021 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

Weitere News in Kürze

  • Libyens Ölproduktion wird weiterhin von Streiks beschränkt
  • USA führen intensive Gespräche zu weiterem Corona-Hilfspaket
  • Chinas Reisebeschränkungen drücken asiatische Ölnachfrage

 

Was auf dem Ölmarkt im März 2021 wichtig bleibt

Es gibt derzeit keine Anzeichen, dass sich die Marktlage grundlegend verändern wird. Wenn es zur Nachfrage keine verlässlichen Aussagen geben kann, bleibt das Angebot weiter im Fokus. Mit dem OPEC-Meeting gibt es dazu im März einen klaren Dreh- und Angelpunkt, um den sich die Ölpreise herum arrangieren werden. Solange die Teilnehmer jedoch nichts beschließen, was weit über oder unter den derzeit kursierenden Vorhaben liegt, dürfte es vorerst keine heftigen Preisausschläge geben. Viel stärker wiegt die Möglichkeit, dass sich der kontinuierliche Aufwärtstrend überhitzt und es zu Korrekturen kommt, die klare Preisabschläge nach sich ziehen könnten. Hier spielt auch die Pandemie-Entwicklung hinein.
Ob es weiter rauf- oder wieder abwärtsgeht, lässt sich also einmal mehr nicht abschließend vorhersagen. Deshalb sind unsere täglichen Heizölnews die beste Entscheidungsgrundlage für Ihren Heizölkauf. Die Entwicklung in Zahlen können Sie auf unserer Heizölpreisseite interpretieren.