So hat sich der Heizölpreis im Mai entwickelt – wie geht’s weiter?

Das war der Ölmonat Mai 2018 Foto: Pixabay Free Photos

Der Ölmonat Mai könnte sich in der Rückschau zum entscheidenden Punkt im Öljahr 2018 entwickeln. Rekordpreise an den Börsen, die Aussicht auf Produktionssteigerungen der OPEC und US-Sanktionen - ein bewegter Ölmonat. Wir fassen den bewegten Ölmonat Mai zusammen und geben einen Ausblick auf den Juni.

Im Überblick: das Öljahr 2018

  • Januar: Preiseuphorie und positive Nachfrageaussichten
  • Februar: Marktbereinigung und vorsichtiges Nachrechnen
  • März: geopolitische Faktoren nehmen zu – USA im Mittelpunkt
  • April: neue Langzeithochs wegen unsicherer Weltpolitik
     

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im Mai

  • USA kündigen Iran-Abkommen auf – mit weitreichenden globalen Folgen
  • ​Ölpreise steigen auf Niveaus wie zuletzt 2014
  • Venezuelas Ölproduktion stetig rückläufig – und von Sanktionen zusätzlich behindert
  • Russland und Saudi-Arabien wollen Produktion bereits im Juni wieder steigern – anscheinend zum Missfallen der OPEC
  • Euro geht aufgrund italienischer Regierungskrise auf Talfahrt



​Die Heizölpreisentwicklung im Mai auf einem Blick
 

Die Heizölpreisentwicklung im Mai 2018 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL


Die Welt ringt um das Iran-Abkommen

Alles diplomatische Bemühen im April hat letztendlich nichts genützt: Zum Monatsstart im Mai kündigte US-Präsident Trump das Iran-Atomabkommen einseitig auf. Und das auch noch zu einem früheren Zeitpunkt als vorher geplant.

Sofort schlug sich die Unsicherheit über die Folgen dieses Schritts in den Ölpreisen nieder: Sie erreichten Niveaus wie zuletzt im November 2014. Denn nicht nur stellt sich nun die Frage, ob Iran diese Aufkündigung zum Anlass nimmt, das Atomprogramm auf waffenfähige Elemente auszuweiten. Nachbarn wie Saudi-Arabien waren schnell zur Stelle und drohten ihrerseits mit harten Maßnahmen, sollte dies eintreffen. Der Brennpunkt Naher Osten erhielt also neues Brennmaterial.

Die Kernfrage für die Ölmärkte ist indes auch, wie neuerliche amerikanische Sanktionen gegen Iran das Ölangebot des Landes drosseln könnten. Gerade dieser Fakt ist angesichts der knappen Versorgungslage keine Kleinigkeit, denn Experten rechnen mit rund 1 Mio. Barrel weniger pro Tag.

Trump beeilte sich zu versichern, dass dieser Mangel durch andere Länder aufgefangen werden könne – und meinte damit sicher Saudi-Arabien, das zumindest in wirtschaftlichen Fragen eng mit den USA zusammenarbeitet.

Ansonsten gab es jedoch keine eindeutigen Aussagen, an denen die Öffentlichkeit festmachen hätte können, wie neue Bedingungen für ein mögliches neues Abkommen aussehen könnten. Oder welche Sanktionen nun in welchem Maße umgesetzt werden.

Der Rest der Welt – und auch Iran selbst – blieb indes nicht untätig. Europa, das bis zuletzt daran gearbeitet hatte, Trump umzustimmen, wurde von Iran schnell in die Pflicht genommen: Eine Abnahmegarantie für iranisches Öl sowie die Anerkennung des Atomprogramms und des iranischen Engagements in anderen Ländern standen ganz oben auf der Forderungsliste.

Europa – unter Federführung von Deutschland, Frankreich und Großbritannien – hat bisher dazu noch keine Antwort öffentlich gemacht. Es wurde allerdings schon deutlich, dass die USA gegen diese „Zangentaktik“ nicht untätig bleiben wollen werden.

Dieses Ringen auf politischer Ebene hatte natürlich direkte Auswirkungen auf die Preisentwicklung, doch der Markt zeigte insbesondere zum Monatsende große Unsicherheit, was sich in einem Hin und Her zwischen Preisanstiegen und -abschlägen äußerte.
 

Venezuela mit Sanktionen belegt

Mögliche Sanktionen der USA gegen Venezuela erhielten gerade im Hinblick auf die Entwicklungen im Iran Mitte Mai neue Bedeutung. Das südamerikanische Land steckt seit Jahren in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise, die sich auch auf das weltweite Ölangebot auswirkt.

Einziger nennenswerter Exportfaktor Venezuelas ist Öl, doch die Infrastruktur ist zu marode, als dass hier noch taugliche Exportquoten erreicht würden. Allein in diesem Jahr soll die Inflationsrate laut Internationalem Währungsfonds bei 15.000 Prozent liegen – vorsichtig geschätzt.

Ein Grund für diese Zustände ist nicht zuletzt das Agieren von Präsident Nicolás Maduro. Nachdem Maduro mit international kritisierten Methoden einen erneuten Wahlerfolg vertzeichnete, verhängte Europa umgehend Sanktionen gegen die Mitglieder der Regierung und verlangte Neuwahlen nach demokratischen Standards.

Doch der wirkliche Gegner für Maduro sind die USA, die er für einen Großteil der Probleme seines Landes verantwortlich macht. Und Trumps Regierung reagierte auf das Wahlergebnis ebenso prompt, indem sie US-Firmen und amerikanischen Bürgern den Kauf von venezolanischen Staatsanleihen untersagte. Dieser Schritt ist taktisch entscheidend, schließlich würden diese Devisen für Finanzspritzen im Wirtschaftssektor sorgen, die zu einer Produktionssteigerung gerade im Ölsektor beitragen könnten.

In diesem Zusammenhang erscheint es schon fast aberwitzig, dass Venezuelas Präsident zum Monatsende ankündigte, die Ölproduktion noch in diesem Jahr um 1 Mio. B/T steigern zu wollen. Dabei wolle er auf die Hilfe von China, Russland und der OPEC bauen. Allerdings hieße das, so rechneten Experten schnell vor, dass noch 2018 mindestens 500 neue Ölquellen erschlossen werden müssten. Eine Zahl, die selbst mit größter Unterstützung von außen faktisch nicht zu erreichen ist.
 

Russland und Saudi-Arabien im Alleingang?

Zum Monatsende gab es noch einmal überraschende News aus dem OPEC-Lager: Russland und Saudi-Arabien sind offenbar darüber übereingekommen, ihre Produktionsraten schon im Juni zu steigern.

Überraschend ist dieser Faktor deshalb, weil gerade Saudi-Arabien in der Vergangenheit immer wieder deutlich gemacht hat, dass Ölpreise um und weit über 80 Dollar für ein Barrel Brent absolut wünschenswert seien und dem Ziel der OPEC-Kürzungsbemühungen entsprechen würden. Außerdem hat Russland bereits mehrfach festgehalten, dass eine langfristige Zusammenarbeit mit der OPEC im Sinne des Landes wäre.

Es ist durchaus zu vermuten, dass die Initiative zu den Produktionssteigerungen von Russland ausging, das als größter Ölproduzent der Welt einiges an Marktmacht hat. Saudi-Arabien scheint Zugeständnisse zu machen, um den wichtigsten Verbündeten im Kürzungsdeal bei Laune zu halten. Für Russland scheinen die aktuellen Ölpreise eindeutig zu hoch, da sie den Markt (und die Gewinnanteile) genauso beschädigen würden wie zu niedrige Ölpreise.

Da Russland also wichtigstes Nicht-OPEC-Mitglied im Deal ist und Saudi-Arabien die Wortführerschaft als wichtigster OPEC-Produzent innehat, zweifelte niemand daran, dass die beiden Länder auf das knappe globale Angebot tatsächlich mit Quotensteigerungen reagieren werden – und dabei Rückendeckung von der OPEC erhalten. So nahm die Ankündigung erwartungsgemäß Druck aus den Ölpreisen und sorgte dafür, dass der zur Monatsmitte begonnene Pendelkurs erstmals eindeutig negative Vorzeichen trug.

Einigkeit scheint – so zumindest der Stand zum Monatsende – jedoch keineswegs zu herrschen. Aus Kreisen der OPEC wurde bekannt, dass viele Mitglieder befürchten, in diesem Schritt das Nachsehen zu haben. Sie können ihre Quoten nicht so schnell steigern wie Saudi-Arabien und Russland und könnten damit empfindliche Einbußen hinnehmen müssen, sobald die Ölpreise fallen. Dieser Fakt reichte aus, um die Entspannungstendenz zum Monatsende gleich wieder umzudrehen.
 

Der Heizölpreis – ein Blick auf die Entwicklung des Eurokurses

Für den Eurokurs war der Monat Mai vorrangig katastrophal – zumindest in der zweiten Hälfte. Ausnehmend positive US-Konjunkturdaten hatten die Schwäche eingeläutet. Zementiert wurde der Abstieg mit der Regierungsbildungskrise in Italien. Zwar konnte eine Regierung aus europakritischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechtspopulistischer Lega abgewendet werden, doch nun zerrt das Ringen um eine politisch tragfähige Alternative an der Glaubwürdigkeit und Stabilität der europäischen Staatengemeinschaft. Folgerichtig flüchten Anleger an den Devisenmärkten in ruhigere und stabilere Alternativen – und dazu gehört momentan auch der Dollar.

Darum ist es nicht verwunderlich, dass die teilweise deutlichen Abwärtsbewegungen der Ölkurse im Mai durch den sinkenden Eurokurs immer wieder aufgefangen wurden und deshalb mitunter den Heizölpreis entgegen allen Tendenzen anheben konnten.

 

Was im Juni weiter wichtig bleibt

Es dürfte klar sein, dass der Juni kaum weniger turbulent sein wird als der Mai. Alle Fragen, die wir bereits mehrfach aufgeworfen haben, werden das Marktgeschehen weiter bestimmen. Und aktuell sieht es so aus, als ob der Markt in Sachen Iran-Abkommen, Produktionssteigerungen und globale Versorgungslage zumindest konkretere Antworten erhalten wird – wie diese allerdings aussehen, lässt sich nicht vorhersagen.

Darüber hinaus sind auch Themen, die uns im Mai nur sekundär beschäftigt haben, noch lange nicht vom Tisch. Die Strafzölle der USA gegen Europa gehören ebenso dazu wie das Verhältnis zu Nordkorea und die Nachfrageentwicklung.

Darum können wir Ihnen nur empfehlen, auch im Juni weiterhin unsere Heizölnews zu konsultieren und sich tagesaktuell zu den Entwicklungen zu informieren. Denn das Preispendel ist so sehr in Bewegung, dass Prognosen, die über wenige Stunden hinausreichen, kaum tragfähig sind. Was das für den Heizölpreis und Sie als Heizölkäufer bedeutet, erfahren Sie wie immer kompakt und übersichtlich auch auf unserer Heizölpreisseite.

 

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