So hat sich der Heizölpreis im März entwickelt – wie geht’s weiter?

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Die zentrale Fragestellung im März lautete: Was wird 2018 mit den Ölpreisen passieren? Zunächst. Denn spätestens zur Monatsmitte kamen unvorhergesehene Faktoren ins Spiel – vor allem aus geopolitischer Richtung. Damit ist die Preisfrage 2018 wieder völlig offen.

Im Überblick: das Öljahr 2018

  • Januar: Preiseuphorie und positive Nachfrageaussichten

  • Februar: Marktbereinigung und vorsichtiges Nachrechnen
     

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im März

  • USA bestimmen das geopolitische Feld: Iran, China, Venezuela im Fokus

  • US-Ölbestandsdaten überraschen teilweise deutlich

  • OPEC-Mitglieder äußern sich widersprüchlich zum weiteren Verlauf des Kürzungsdeals

 

Die Heizölpreisentwicklung im März 2018
 

Die Heizölpreisentwicklung im März 2018 im Überblick © TOTAL
 

USA als alles bestimmender (politischer) Faktor

Der Ölmonat März sprach in jedem Fall amerikanisch: Überraschende personelle Veränderungen im Weißen Haus, eine schärfere Rhetorik gegenüber Iran und Venezuela und nicht zuletzt die Strafzölle auf Aluminium und Stahl versetzten die Märkte im März in eine unvorhergesehene Nervosität.

Begonnen hatte der Monat allerdings mit sichtbar geringen Kursschwankungen, die nach der kleinen Marktbereinigung im Februar ein deutliches Zeichen dafür waren, wie unsicher der Markt zuletzt in Sachen Preisprognose gewesen war: Hatte der Januar noch mit Aussichten auf eine steigende Nachfrage die Kurse nach oben schnellen lassen, zeigte der Februar, dass längst nicht alle Messen gesungen sind. Vor allem die Schwankungen an den Aktienmärkten wurden zum bestimmenden Faktor, der sich auch bis zur Monatsmitte März fortsetzte. Zudem hatten Indikatoren aus den Bestandsberichten der amerikanischen Statistikunternehmen deutlich gemacht, dass die Nachfrageentwicklung doch nicht so rasant sein könnte, wie zum Jahresanfang angenommen.

Spätestens zur Monatsmitte war es mit der Ruhe jedoch vorbei. Der US-Außenminister Rex Tillerson wurde überraschend entlassen und durch den als Hardliner eingeschätzten Mike Pompeo ersetzt. Im direkten Fahrwasser dieser Veränderung wurde die Rhetorik vor allem gegenüber Iran schärfer. Das bisherige Atomabkommen sei, so das Weiße Haus, nicht ausreichend, schärfere Sanktionen seien angebracht.

In diese Diskussion mischte sich auch Saudi-Arabien aktiv ein. Der Nachbar Irans verfolgt eigene Interessen im Nahen Osten und machte deutlich, dass sich das Land, wenn Iran nicht unter stärkere Beschränkungen fallen würde, selbst nuklear absichern würde.

Damit ist der Konfliktherd Naher Osten wieder entzündet und die Ölmärkte reagierten entsprechend mit Risikoprämien und steigenden Kursen, die von wirtschaftlichen Faktoren nur noch bestärkt wurden.

Gleichzeitig feuerte die Regierung Trump auch verbal gegen das Sorgenkind Venezuela, dessen Wirtschaft praktisch am Boden liegt. Auch hier stehen Sanktionen im Raum, die den Ölmarkt ebenso intensiv beschäftigen. Schließlich ist Öl das einzige nennenswerte Exportgut des Landes.

China als wirtschaftliches Gegengewicht zu den USA blieb im März ebenfalls nicht verschont. Die anfangs allgemein verhängten amerikanischen Einfuhrstrafzölle auf Stahl und Aluminium wurden schnell begrenzt: Statt Europa damit auszubremsen, gelten die Bestimmungen nun vorerst ausschließlich für China – und weitere Strafzölle sollen folgen.

Auch das Ringen zwischen den USA und Russland spitzt sich zu. Spätestens mit der Ausweisung ausländischer Diplomaten aus Russland steht neues Eskalationspotenzial im Raum, das nicht nur die politische Welt bestimmt.
 

US-Ölbestände zeichnen ein widersprüchliches Bild

Die geopolitischen Faktoren mit amerikanischen Vorzeichen allein hätten im März vielleicht nur für indirekte Auswirkungen auf die Ölpreise sorgen können. Doch mit den wöchentlichen Bestandsberichten von API und DOE zu den US-Ölvorräten gab es auch direkte Einflussfaktoren für die Kursentwicklung.

Und auch diese Statistiken waren im März vor allem überraschender Natur. Eigentlich sollten die Bestände wieder deutlich zunehmen, da der Übergang vom Winter zum Frühling allgemein nachfrageschwach ist und die US-Ölproduktion sowieso steigt.

Doch mehrfach zeichneten die Berichte ein anderes Bild: Die Nachfrage ist zwar zurückgegangen, liegt dennoch weiter über dem Vorjahresniveau. Die Bestände sind – teilweise unerklärlich – entweder gesunken oder nicht so stark angestiegen, wie es rein rechnerisch gegeben wäre. Die Exportquoten und eine ungewöhnlich hohe Raffinerieauslastung können dafür mit verantwortlich gemacht werden.

Besonders der DOE-Bericht vom 21. März sorgte quasi folgerichtig für eine wahre Preisrallye, welche die Ölpreise kurzfristig auf neue Jahreshochs schickte. Sehr gut abzulesen ist diese Entwicklung auf unserer Heizölpreisseite.

Eines steht jedenfalls fest: Die USA erfreuen sich momentan einer agilen Wirtschaft, deren Auswirkungen auch in den Ölstatistiken zu sehen sind. Außerdem scheint es so, als könnte die US-Ölflut, zumindest im befürchteten Umfang, vorerst ausbleiben. Denn die Ölunternehmen agieren sehr geschickt zwischen Angebot und Nachfrage und wissen so die aktuelle Preisentwicklung für sich auszunutzen. Es gibt kaum einen Grund, diese Situation zu ändern.
 

OPEC-Mitglieder ringen um Schicksal des Kürzungsdeals

Die Kürzungsbemühungen der Dealmitglieder der OPEC, die durchaus erheblich für die aktuelle Angebotsverknappung verantwortlich sind, waren im März fast eine Randnotiz. Nur die öffentlichen Äußerungen verschiedener Länder dazu, was nach 2018 mit dem Deal passiert, sorgten für ein wenig Aufsehen.

Iran will die eigene Produktion nach dem Dealende wieder deutlich steigern, zumal hier die USA als Bedrohung für den Ölpreis eingeschätzt werden. Saudi-Arabien sieht dies anders und kann sich eine Verlängerung des Deals vorstellen. Konsens scheint momentan nur zu sein, dass ein abruptes Ende der Förderkürzungen niemandem dienen würde. Das wird auch durch Meldungen gestützt, die den OPEC-Staaten eine Quotentreue von 138 Prozent für Februar bescheinigen. Dieser Höchststand im gesamten Dealzeitraum zeigt, dass allen Beteiligten die Tragweite des Deals klar ist – denn die künstliche Angebotsverknappung funktioniert.
 

Der Heizölpreis – ein Blick auf die Entwicklung des Eurokurses

Während die Kurven bei Brent und Gasoil im März einen tendenziell ruhigen und stetigen Verlauf nahmen, fuhr der Eurokurs wortwörtlich Achterbahn. Zwischen Spitzen und Tälern lagen riesige Gefälle, die sich sogar innerhalb eines Tages verändern konnten.

Hier zeigte sich besonders deutlich das bewegte politische Geschehen im März. Sobald die USA einen von der Welt nicht nachvollziehbaren Schritt unternahmen (siehe Zölle oder Außenministerwechsel), ging es für die Gemeinschaftswährung deutlich nach oben. Sobald erneute gute Nachrichten aus dem amerikanischen Wirtschaftssektor kamen, ging es ebenso deutlich nach unten.

Das Problem dabei: Während in den USA der Wirtschaftsmotor gerade Fahrt aufnimmt, scheint die Zeit der Hochkonjunktur in den europäischen Ländern vorerst vorbei. Auch die Stimmung und die Konjunkturerwartungen haben sich deutlich eingetrübt. Dass daran nicht zuletzt auch eine unsichere weltpolitische Lage Schuld ist, die wesentlich von den USA befeuert wird, gibt den Kursen nur noch mehr Bewegungspotenzial.

Denn auch wenn die Strafzölle für Europa zunächst vom Tisch sind, ist sich die Wirtschaftswelt einig, dass dieses protektive Agieren ein Wirtschaftskniff aus dem vorvergangenen Jahrhundert ist, der die hochgradige Vernetzung der Weltwirtschaft ignoriert. Darum darf diskutiert werden, ob die momentane Stimmung in Europa nicht realistischer ist als die aufgeheizte amerikanische Wirtschaft.

Gerade der Eurokurs hatte im März also häufig das letzte Wort, wenn es um die Bestimmung des Heizölpreises ging. Im Endeffekt sorgte er dafür, dass die deutlichen Preisanstiege aus den Ölkursen zur Monatsmitte abgefedert wurden. Zwar ging es auch hier insgesamt nach oben, aber eben flacher.
 

Was im April weiter wichtig bleibt

Praktisch jeder einzelne Faktor, der den März bestimmt hat, wird auch im April weiter wichtig bleiben. Die US-Ölbestandsdaten werden weiterhin für Aufsehen sorgen. Jeder geopolitische Konfliktherd kann von heute auf morgen eskalieren oder sich auf diplomatischem Wege komplett auflösen. Das wirtschaftliche Ringen zwischen den USA, Europa und China wird auch nicht weniger.

In dieser angespannten und agilen Situation rückt das Kernthema 2018 – die Nachfrage – fast in den Hintergrund. Es darf aber nicht vergessen werden, dass sie bei allen uns momentan beschäftigenden Themen immer eine Rolle spielt: Wenn zum Beispiel China unter den Zöllen Einbußen hinnehmen muss, sinkt die Nachfrage nach ausländischem Öl – und das Land ist einer der treibenden Faktoren der positiven Nachfrageentwicklung.

Es gibt also keinerlei Möglichkeit, den Heizölpreis und die Entwicklungen auf den Märkten sicher vorherzusagen. Darum informieren wir Sie täglich mit unseren Heizölnews und analysieren für Sie die wichtigsten tagesaktuellen Entwicklungen. Einen übersichtlichen Blick auf die Kurse erhalten Sie auf unserer Heizölpreisseite.