So hat sich der Heizölpreis im Juni entwickelt – wie geht’s weiter?

Der Juni hielt die (Öl-)Welt in Atem. 02.07.2018

Der Ölmonat Juni hat Marktteilnehmern und Analysten mehr als ein graues Haar beschert. Im Fokus stand das OPEC-Treffen Ende Juni, das eine Anhebung der Förderquoten in Aussicht stellte. Am Ende blieb ein Kompromiss, der angesichts politischer und wirtschaftlicher Faktoren verpuffen könnte.

Im Überblick: das Öljahr 2018

  • Januar: Preiseuphorie und positive Nachfrageaussichten
  • Februar: Marktbereinigung und vorsichtiges Nachrechnen
  • März: geopolitische Faktoren nehmen zu – USA im Mittelpunkt
  • April: neue Langzeithochs wegen unsicherer Weltpolitik
  • Mai: Preisrekorde und OPEC-Pläne sorgen für Verunsicherung

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im Juni

  • OPEC-Treffen endet mit Kompromiss – der nicht ausreichen könnte
  • Produktionsunterbrechungen in Libyen und Strukturschwierigkeiten von Venezuela bis USA
  • Handelsstreit zwischen USA, EU und China – Eurokurs auf wackligem Boden

Die Heizölpreisentwicklung im Juni 2018 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

​​Das OPEC-Treffen hält die (Öl-)Welt in Atem

Nachdem der 22. Juni als Datum für das heiß erwartete OPEC-Treffen in Wien nun vergangen ist, fragt sich so mancher Beobachter zu Recht: War da was?

Im Vorfeld hatte dieses Datum nicht nur die Ölkurse praktisch täglich beeinflusst, auch die Gemüter aller beteiligten Länder des OPEC-Kürzungsdeals waren mehr als erhitzt.

Schuld daran trugen hauptsächlich Saudi-Arabien und Russland, die bereits Ende Mai ankündigten, dass eine Anhebung der Förderquoten angesichts der knappen Angebotslage schon im Juni wahrscheinlich, machbar und wünschenswert wäre.

Saudi-Arabien als mächtiger Wortführer der OPEC und Russland als größter Ölproduzent der Erde schienen dabei die Rückendeckung der gesamten Dealmitglieder zu haben – und waren sich schnell darüber einig, dass Förderanhebungen in der Größenordnung zwischen 1 Mio. (Saudi-Arabien) und 1,5 Mio. Barrel (Russland) täglich ein solides Ziel seien.

Angesichts der Wortmacht beider Nationen ging der Markt ziemlich schnell davon aus, dass dieser Wert auch beim OPEC-Treffen beschlossen werden würde – und preiste diese Annahme entsprechend in sinkenden Ölnotierungen ein. Dem spielte auch in die Hände, dass beide Länder ihre Produktion bereits angehoben hatten, um die Kapazitäten für Fördersteigerungen „zu testen“. Damit schafften sie Fakten noch vor dem eigentlichen Treffen aller Beteiligten. Dessen war man sich bewusst.

Zwar hatten sich bereits Ende Mai und Anfang Juni verschiedene kleine Ölproduzenten dahingehend geäußert, dass solche Quotenveränderungen für sie wirtschaftlich nicht umsetz- und tragbar wären. Doch deren Einwände sorgten nur für kurzfristige Zweifel an der Umsetzung der Quotenanhebungen.

Spätestens jedoch, als sich Iran lautstark gegen die russisch-arabischen Pläne stellte, gewann die Diskussion eine neue Dimension. Das Land wird wohl noch in diesem Jahr von neuen US-Sanktionen getroffen, nachdem US-Präsident Trump das Atomabkommen aufgekündigt hat.

Davon ist vor allem der Exportwert Öl betroffen und für Iran ist es schlicht unmöglich, bei Förderanhebungen in den gewünschten Dimensionen noch wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bleiben. Im Gegensatz zu anderen Anhebungsgegnern wie dem maroden Venezuela oder Irak hat Iran dabei ein gewichtiges Pfand in der Hand – die Urananreicherung, um die es letztendlich auch beim Atomabkommen geht.

Teheran pochte deshalb im Vorfeld des Treffens sehr deutlich auf einen Kompromiss, der bei rund 0,6 Mio. Barrel liegt. Und je nachdem, wie sich vor allem Russland zu diesem Fakt vor dem Treffen äußerte, änderte sich auch die Tendenz an den Märkten. Der größte Erdölproduzent der Erde hielt bis zuletzt an einer Lösung von mindestens 1 Mio. Barrel pro Tag fest, während Saudi-Arabien bemüht war, die Wogen zu glätten. Denn weder ohne Russland noch ohne Iran kann das OPEC-Bündnis überhaupt einen Effekt haben.

Zwischenzeitlich hieß es, dass Iran unter der Bedingung an Bord sei, dass ein Anheben der Förderquoten nicht auf Geheiß der USA vollzogen werde. Ein entsprechendes Gerücht aus Washington hatte schon Wochen zuvor diesen Eindruck aufkommen lassen.

Denn US-Präsident Trump hatte sich wohl bemüht, das durch die Sanktionen zwangsläufig sinkende Ölangebot anderweitig auszugleichen – und zwar dem Vernehmen nach unter Mithilfe von Saudi-Arabien und ausgerechnet um die 1 Mio. B/T, die von dem Land als Anhebungsziel in Aussicht gestellt wurden.

Direkt vor dem Treffen hatte Iran dann noch einmal gesagt, dass diese Zahl bedeuten würde, dass sich Teheran aus dem Deal verabschiedet – und damit die Harmonie, die Saudi-Arabien öffentlichkeitswirksam schürte, noch einmal torpediert.

Anscheinend mit Erfolg: Im Ergebnis des OPEC-Treffens wird an der gesamten Förderbegrenzung höchstens mit 0,6 Mio. B/T mehr gerüttelt, allerdings werden die Quoten flexibler. Während einige Länder ihre Förderung also weiterhin deutlich drosseln (meist aufgrund struktureller Probleme), dürfen Großproduzenten wie Saudi-Arabien ihre Förderung steigern, um das Fehlen auszugleichen. So hat Saudi-Arabien bereits angekündigt, die Förderung im Juli um 0,8 Mio. B/T auf ein Rekordniveau von 10,8 Mio. B/T zu steigern.

Das entspricht in etwa dem momentanen Ölförderwert der USA. Doch im Gegensatz zu den Saudis haben die Amerikaner Schwierigkeiten, diese Menge auch auf den Markt zu befördern. Das Problem hat Saudi-Arabien zwar nicht, doch reicht dessen Output nicht aus, um die globale Angebotsknappheit, die allein aufgrund von Lieferschwierigkeiten ansonsten rege produzierender Länder 1,05 Mio. B/T beträgt, auszugleichen.

Damit ändert sich also aktuell kaum etwas an der knappen globalen Angebotslage und die Ölpreise bilden dies deutlich ab. Die Frage lautet nun, wie etwa Saudi-Arabien im Juli agieren wird, wie hoch die Produktionssteigerungen hier ausfallen, ob sich wieder andere OPEC-Mitglieder dagegenstellen oder auf den Zug aufspringen – und ob die weltweiten Vorräte dadurch tatsächlich steigen.
 

Es knirscht in der globalen Ölproduktion

Wäre die globale Ölförderung eine Fließbandproduktion, handelte es sich beim Juni-Modell zweifelsohne um ein Montagsprodukt. Denn die Anzahl an Produktionsausfällen aufgrund struktureller oder politischer Probleme häufte sich deutlich.

Das von der Wirtschaftskrise gebeutelte Venezuela verkündete bereits zum Monatsanfang Force Majeure auf alle Lieferungen und erteilte damit jenen Abnehmern eine Absage, die keine Ölübergabe per Schiff möglich machen können. Die Ölförderung ist eine Schlüsselindustrie des Landes, die derzeit – bedingt durch Hyperinflation, Sanktionen und eine zerfallende Infrastruktur - in Gefahr ist. Angesichts dessen überrascht die Ankündigung von Präsident Maduro, der sich kurz vor Monatsende Mai entschlossen zeigte, die Produktion noch in diesem Jahr um 1 Mio. B/T steigern zu wollen.

Auch Libyen muss sich inzwischen seit Wochen mit sinkenden Exporten aufgrund von Produktionsausfällen beschäftigen. Hier sind Auseinandersetzungen um die wichtigsten libyschen Exporthäfen Es-Sider und Ras Lanuf der Grund, bei denen sich Truppen der Petroleum Facility Guards (PFG) und Truppen der Libyan National Army (LNA) gegenüberstehen. Der Schaden beläuft sich mittlerweile auf rund 450.000 B/T, was etwa der Hälfte der Tagesproduktion des Landes entspricht. Ein Ende ist nicht abzusehen, zumal die Reparaturen noch Jahre dauern könnten.

Selbst aus den USA – bzw. entlang der Pipelines aus Kanada – werden Probleme gemeldet und auch über die US-Ölindustrie wurde im Juni bekannt, dass sie sich wohl etwas verkalkuliert hat. Denn die Infrastruktur kommt mit der wachsenden Produktion an den Förderquellen nicht mit. Gefördertes Öl erreicht also nicht den Markt. Auch das mag ein Grund sein, dass das Wachstum der US-Ölindustrie im Monat Juni teilweise sichtbar stagnierte. Zum Monatsende meldete auch noch Kasachstan Produktionsschwierigkeiten am Prestige-Ölfeld Kashagan und Produktionseinbußen von rund 240.000 B/T.

Zwar handelt es sich bei all diesen Ausfällen teilweise um temporäre Erscheinungen, die sich schnell wieder erledigt haben können. Doch ihre Häufung kommt zu einem Zeitpunkt, da die globale Angebotslage sowieso schon ausnehmend knapp ist. Und dementsprechend hatte jede einzelne Ausfallmeldung auch stärker preistreibende Wirkung als in anderen Marktumständen.
 

Der Heizölpreis – ein Blick auf die Entwicklung des Eurokurses

Im Monat Juni konnte der Eurokurs kaum beurteilt werden, ohne die Handelszölle zwischen Europa, USA und China sowie die politische Situation in Europa einzubeziehen. Die USA belegen chinesische Waren und europäischen Stahl sowie Aluminium mit Strafzöllen, Europa hat in gleichem Maße mit Strafzahlungen auf typisch amerikanische Waren geantwortet.

In Amerika zeigen sich erste Auswirkungen, indem zum Beispiel die uramerikanische Marke Harley-Davidson angekündigt hat, die Produktion zu verlegen. Das mag angesichts des Umsatzes dieses Unternehmens wie eine Kleinigkeit wirken, hat aber gerade für die amerikanische Bevölkerung enormen Symbolcharakter.

Europa hat indes das Problem, dass die eigene Gemeinschaftswährung im Juni unter diesen Zöllen am meisten litt. Denn im Euro-Dollar-Duell gilt der Dollar als sicherere Anlage, zumal der europäische Raum viele politische Baustellen hat, die an seiner Stabilität zusätzlich zweifeln lassen.

Zu diesen Baustellen gehörte auch der Zwist innerhalb der deutschen Bundesregierung, die sich am Thema Asylpolitik entzündet hatte – einer Frage, die ganz Europa beschäftigt und Gegenstand des EU-Gipfels zum Monatsende war. Im Vorfeld stand die Möglichkeit des Scheiterns im Raum und das zeigte sich auch in den Euronotierungen.

So gab der Euro im Juni teilweise sehr deutlich nach und fiel insbesondere sichtbar, als die EZB ankündigte, den Leitzins auch 2019 erst einmal nicht erhöhen zu wollen. Das enttäuschte sehr viele Anleger zusätzlich, die davon ausgingen, dass Europa bald der Vorlage der amerikanischen Notenbank Fed folgen könnte.

So berechnete sich der Heizölpreis im Juni an vielen Handelstagen häufig entgegen der eigentlichen Preistendenz der Ölmärkte. Wo Preisnachlässe zu erwarten gewesen wären, mussten inländische Heizölkäufer mit einem schlechteren Eurokurs kalkulieren, der die Nachlässe teilweise deutlich wieder aufhob. Denn Öl wird immer in Dollar gehandelt und wird damit teurer, sobald der Euro gegenüber dem Dollar an Wert verliert.
 

Was im Juli weiter wichtig bleibt

Nach den Turbulenzen der vergangenen Monate – bei denen der Juni ganz sicher keine Ausnahme bildete – dürfte auch im Juli kaum Ruhe einkehren. Spannend wird jetzt, wie die OPEC-Länder plus Russland mit ihrem Beschluss umgehen und ob etwa Saudi-Arabien bei der Produktion tatsächlich so zulegt, wie es angekündigt ist.

Wie schon im vorherigen Monatsbericht analysiert, werden uns die Strafzölle auch über den Juni hinaus beschäftigen und damit den Eurokurs weiterhin zu einem wichtigen Zünglein an der Preis-Waage machen.

Es bleibt also alles, wie es ist: unvorhersagbar, schwierig zu durchschauen und manchmal nicht so einfach nachzuvollziehen. Darum empfehlen wir Ihnen, auch im Juli täglich unsere Heizölnews zu lesen und sich über aktuelle Entwicklungen und Analysen zu informieren. Außerdem liefern wir Ihnen genaue Daten zum Heizölpreis und zu den Kursen an den wichtigsten Märkten auf unserer Heizölpreisseite.