Heizöl-Rückblick Dezember 2020: Impfstart, OPEC-Beschluss und Hoffen auf das neue Jahr

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Zum Ende des Pandemie-Jahres 2020 nahmen die Ölpreise im Dezember noch einmal kurzfristig Fahrt auf. Der weltweite Impfstart, ein glimpflicher OPEC+-Beschluss zu Förderquoten sowie US-Konjunkturhilfen stützten die Kurse und schürten die Hoffnung, dass ab 2021 alles besser wird.

Im Überblick: der Ölmarkt 2020

  • Januar: Handelsstreit, Spannungen im Nahen Osten und Virusangst sorgen für Ausnahmezustand
  • Februar: Covid-19 breitet sich auf der Welt aus, OPEC+ ringt um Kürzungen
  • März: Covid-Pandemie und Preiskrieg schicken Schockwellen durch den Markt
  • April: Pandemie sorgt für negative Ölpreise und Rekordkürzungen
  • Mai: Pandemie-Lockerungen und Förderkürzungen befeuern Ölnachfrage
  • Juni: Weitere Lockerungen treiben Nachfrage wieder an – Infektionen bleiben hoch
  • Juli: Zweite Welle stürzt Ölmarkt erneut in Unsicherheit
  • August: Hoffnung auf steigende Ölnachfrage wird immer wieder getrübt
  • September: Pessimismus macht sich breit – doch der Markt bleibt realistisch
  • Oktober: Ölmarkt in tiefem Pandemie-Pessimismus
  • November: Impfstoff-Fortschritte und US-Wahlen sorgen für Preisanstiege

 

Wohl jeder kann das wichtigste Thema auf dem Ölmarkt 2020 identifizieren. Alle Handelsplätze, Handelsobjekte und Handelsentscheidungen veränderten sich 2020 entlang der Ausbreitung von Covid-19 zur globalen Pandemie.

Das Virus sorgte für ausradierte Nachfragewerte und einen rapiden Wertverlust bei allen Ölnotierungen. Gerade die OPEC hätte sich hier früh als stabilisierender Faktor für die Ölpreisentwicklung etablieren können.

Stattdessen zettelten Saudi-Arabien und Russland einen Preiskrieg an, der die Ölpreise auf historische Tiefstwerte schickte: Am 20. April 2020 notierte die amerikanische Sorte WTI erstmals in der Geschichte im Negativbereich – wer ein Barrel kaufte, erhielt noch Geld obendrauf.

Dieser Warnschuss wurde auch in der OPEC verstanden. Die Rolle rückwärts aus dem Preiskrieg kam prompt und deutlich – mit den größten Förderkürzungen der OPEC-Geschichte. 10 Mio. B/T weniger waren ein wichtiges Signal, hatten allerdings entlang der der unsicheren Balance von Lockdowns und Lockerungen zunächst nur wenig Wirkung.

Diese Wirkung entfaltete sich im Zusammenspiel mit anderen Meldungen erst gen Jahresende: Mehrere Forscherteams und Pharmariesen entwickelten in Rekordzeit Impfstoffe, die in derselben Rekordzeit auf den Markt kamen und die Hoffnung schürten, dass die Pandemie 2021 möglichst bald in den Griff zu bekommen ist. Die alles bestimmende Frage blieb jedoch, wie „bald“ dieses Bald sein wird.

Der Heizölpreis notierte Silvester 2020 bei 59,32 Euro pro 100 Liter – zum Jahresstart waren es noch 70,87 Euro gewesen. Die amerikanische Ölsorte WTI hat im Jahresvergleich rund 20 Prozent verloren, Brent fiel von knapp 70 Dollar pro Barrel auf zwischenzeitlich unter 20 Dollar, pendelte aber zum Jahresende um die 50 Dollar. Das entspricht einem Jahresverlust von rund 22 Prozent.

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen für den Ölmarkt im Dezember 2020

  • Virusmutation, schärfere Lockdowns und Impfstart
  • OPEC+: nur leichte Produktionssteigerungen ab Januar 2021
  • USA: Das Corona-Hilfspaket ist auf dem Weg

 

Die Heizölpreisentwicklung im Dezember 2020 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

Das große Impfen beginnt

Al Großbritannien im Dezember als erstes Land der Welt den Biontech-Impfstoff gegen Corona zuließ, ging ein fast hörbares Aufatmen um den Globus – endlich bekommen wir die Pandemie unter Kontrolle, endlich können wir mit dem Impfen beginnen, endlich gibt es wieder Gründe, positiv in die (Investitions-)Zukunft zu blicken.

Sowohl Europa als auch die USA begannen direkt im Dezember mit der Umsetzung ihrer Impfpläne, auch wenn schnell deutlich wurde, dass dieser Impfbeginn weder eine sofortige flächendeckende Immunität noch ein Ende der Pandemie bedeutet. Die Signalwirkung für die Ölpreise konnte dennoch nicht unterschätzt werden.

Gerade diese Signalwirkung birgt jedoch großes Enttäuschungspotenzial. Zum einen, weil sich sukzessive Fragen zur Impfstoff-Verfügbarkeit und Impfplan-Umsetzung auftun. Zum anderen, weil das Virus inzwischen mutiert ist und als noch ansteckendere Version die Welt zum Jahresende erneut in rigorose Abschottungs- und Eindämmungsmaßnahmen getrieben hat.

Nach bisherigem Stand sind die derzeit verfügbaren Impfstoffe auch gegen die Mutation wirksam. Doch genau da beißt sich die Katze in den Schwanz: Um zu wirken, müssen sie erst einmal flächendeckend verabreicht werden – und das dürfte insgesamt noch Monate dauern.

Bis dahin wird die Ölnachfrage weiterhin auf fragilen Füßen stehen, weil Lockdowns und Beschränkungen das einzig direkt wirksame Mittel sind, um die Ausbreitung unter Kontrolle zu halten.

 

OPEC+ findet Kompromiss zu Förderquoten

Zunächst sah es einmal mehr so aus, als könnten sich die Mitglieder des OPEC+-Kürzungsdeals bei ihrer Vollversammlung im Dezember nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen. Dieses Mal auf der Agenda: die mögliche Anhebung oder Beibehaltung der derzeitigen Förderquoten ab Januar 2021.

Für Kürzungsbefürworter wie Saudi-Arabien war klar, dass man die bestehenden Kürzungen um 7,7 Mio. B/T zunächst bis Ende März 2021 verlängern müsse, um die gerade erst wieder halbwegs eingependelte Balance zwischen Angebot und Nachfrage zu stabilisieren.

Russland als wichtigstes Nicht-OPEC-Mitglied im Deal sah und sieht das anders. Eine schrittweise Anhebung der Fördermenge wird die Balance nicht stören und sichert den Dealmitgliedern wertvolle Marktanteile, die sonst von Nicht-OPEC-Produzenten wie den USA besetzt würden.

Dazwischen stehen Stimmen wie die Vereinigten Arabischen Emirate, die generell für weitere Kürzungen sind, aber die Bedingung aufstellen, dass sich alle Mitglieder in vollem Umfang an ihre Vorgaben halten.

Aus diesen völlig gegensätzlichen Positionen entwickelte sich am Ende ein Kompromiss: Die Produktion wird ab Januar 2021 um 0,5 Mio. Barrel pro Tag angehoben. Ursprünglich sollten es 1,9 Mio. Barrel sein. Wie es nach Januar weitergeht, soll nun monatlich entschieden werden.

Für den Markt war es schon im Vorfeld ausgemacht, dass eine deutliche Förderanhebung kaum tragfähig wäre. Mit der Minimalanhebung konnte er deshalb leben. Doch der glimpfliche Kompromiss ist nicht das Ende der Fahnenstange.

Denn sowohl Iran als auch Libyen – beide sind vom Deal ausgenommen – planen deutliche Produktionssteigerungen. Iran macht sich Hoffnungen auf ein neues Atomabkommen mit den USA und damit eine Aufhebung der Sanktionen gegen die Ölindustrie.

Libyen öffnet nach Jahren des Bürgerkriegs derzeit in erstaunlich großen Schritten seine Ölwirtschaft und konnte die Produktionsmenge schon in den vergangenen Monaten in nicht vorausgesehenem Maß steigern. Diese beiden Faktoren werden in der kommenden Zeit noch öfter eine Rolle spielen.

Auch die monatliche Neubewertung klingt nur wie eine vernünftige Entscheidung in der derzeitigen Situation. Vielmehr ist sie ein Zeichen für die Instabilität des Deals – und des gesamten OPEC-Bündnisses. Die Zerwürfnisse zwischen den verschiedenen Produzenten werden auch anhand kleiner Details immer deutlicher.

Neben der nächsten digitalen OPEC+-Vollversammlung soll nun auch die Sitzung des technischen Komitees JMMC erst im Januar stattfinden. So will man wohl verhindern, dass Empfehlungen des Komitees den Markt vor dem eigentlichen Treffen beeinflussen und damit den Druck auf die Mitglieder erhöhen.

Die neue Entscheidung soll bereits am 4. Januar fallen, was angesichts der derzeitigen Lage und Stimmung – sowie aufgrund des Ringens um den Deal – nicht unbedingt sicher erscheint.

Die alles überschreibende Frage bleibt daher, wie stabil das OPEC-Bündnis überhaupt noch ist. Fakt ist: Ein Zerbrechen kann sich niemand leisten – das haben die fatalen Folgen des Preiskriegs im März 2020 für die Ölnotierungen gezeigt.

 

USA verabschieden Corona-Hilfspaket

Es hat viele Diskussionen und eine Wahlentscheidung gedauert, doch das weitere US-Konjunkturpaket gegen die Auswirkungen der Pandemie ist endlich auf dem Weg. Nach dem ursprünglichen Plan sollten US-Amerikaner jeweils 600 Dollar Soforthilfe erhalten. Trump wollte 2000 Dollar pro Kopf und verweigerte zunächst seine Unterschrift.

Doch die Aufstockung entspricht auch dem Wunsch der Demokraten, sodass die Nochregierung unter dem Schatten eines drohenden Government-Shutdowns am Ende doch noch zu einer Einigung kam. Wann und wie dieses Paket kommt, ist jedoch noch unklar.

Die US-Wirtschaft ist von den Auswirkungen der Pandemie stark betroffen, bei den Neuinfektionen und Todesfällen liegen die USA auf einem traurigen ersten Platz. Im Dezember knackten die Infektionszahlen die 15-Millionen-Marke, zahlreiche Bundesstaaten mussten erneut rigorose Eindämmungsmaßnahmen installieren.

Jeder Lockdown fährt wirtschaftliche Aktivitäten auf ein Minimum zurück. Die wichtigste Volkswirtschaft der Erde steht im Epizentrum vieler Investitionsentscheidungen und gibt damit auch zu einem großen Teil die weitere Entwicklung in den kommenden Monaten vor.

Der designierte Präsident Joe Biden hat die Operation „Warp Speed“ initiiert, nach der die Impflogistik beschleunigt werden soll. Können die Pläne umgesetzt werden, gehen Experten davon aus, dass bis Mitte Mai 2021 rund 70 bis 80 Prozent der US-Bevölkerung geimpft sein könnten.

An diesen Zahlen und Prognosen hält sich der Markt derzeit bevorzugt fest – auch wenn etwa Länder wie Deutschland eher davon ausgehen, dass es noch bis Dezember 2021 dauern könnte, bis die Bevölkerung soweit immunisiert ist, dass an eine gefahrlose Öffnung der Wirtschaft gedacht werden könne.

Gerade der Blick nach Großbritannien macht nämlich deutlich, dass wir von der Pandemie noch einige unangenehme Überraschungen erwarten müssen.

 

Der Brexit steht – der Warenverkehr steht still

Zwar besteht kein Zusammenhang zwischen dem Brexit zum 1. Januar 2021 und dem erstmaligen Auftreten des mutierten Virusstamms in Großbritannien, doch die Symbolik ist geradezu ironisch. Pünktlich zur Einigung auf ein Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien steht genau dieser Handel still.

Die Virusmutation hält rund 16 Mio. Briten im totalen Lockdown, internationale Reisen von und nach Großbritannien sind eingestellt, Güter werden momentan nicht rein- oder rausgelassen.

Zwar ist die Möglichkeit eines harten Brexits nun endgültig abgewendet. Doch die Situation auf den Britischen Inseln ist ein wichtiger Realitätscheck für den Markt, der sich zuletzt in seiner Impfeuphorie bestärkt fühlte. Die Mutation macht deutlich, dass noch nichts gewonnen ist und die Pandemie immer wieder ein anderes, negatives Gesicht zeigen kann.

Weitere News in Kürze

 

Was auf dem Ölmarkt im Januar 2021 wichtig bleibt

Bei Erscheinen dieses Monats- und Jahresüberblicks könnte die OPEC+-Gruppe bereits ihr Vorgehen für den Februar 2021 in Sachen Förderkürzungen verabschiedet haben. Die Vernunft sagt, dass es vorerst keine weiteren Anhebungen geben wird. Doch die Realität sah schon oft anders aus. Diese Entscheidung wird in jedem Fall kurzfristigen Einfluss auf die Ölpreise nehmen.

Die Pandemie und ihre Bekämpfung bleiben selbstverständlich im Fokus. Die Frage nach schärferen Lockdowns steht ebenso im Raum wie die Umsetzung der Impfpläne. Auch wenn ein neues Jahr – gerade in diesen Zeiten – wie ein dringend benötigter Neuanfang wirkt, bleibt zunächst alles, wie es ist: unsicher, von Tag zu Tag unterschiedlich und immer wieder neu zu bewerten.

Deshalb bleiben unsere täglichen Heizölnews sowie die Heizölpreisseite Ihre beste Grundlage für informierte Entscheidungen zum Heizölkauf.