Monatsrückblick März 2020: Die Welt schlägt Corona-Alarm

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Es ist fast unmöglich, die Entwicklungen im März nüchtern zusammenzufassen. Die Ausbreitung des Covid-19-Virus zur weltweiten Pandemie und der Preiskonflikt zwischen Saudi-Arabien und Russland schickten Schockwellen durch die Märkte und Ölpreise. Dennoch gibt es Lichtblicke.

Im Überblick: das Öljahr 2020

  • Januar: Handelsstreit, Spannungen im Nahen Osten und Virusangst sorgen für Ausnahmezustand

  • Februar: Covid-19 breitet sich auf der Welt aus, OPEC+ ringt um Kürzungen

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im März 2020

  • Russland und Saudi-Arabien starten Preiskrieg

  • Der Planet im Covid-Shutdown: Die weltweite Nachfrage bricht dramatisch ein

  • Regierungen starten beispiellose Konjunkturprogramme

  • Ölnotierungen sinken auf Rekordtiefstwerte

  • USA plus Russland oder OPEC? Neue Allianzen gegen den Preisverfall

 

Bei aller Panik, die bereits im Februar zur Ausbreitung des Covid-19-Virus auf der gesamten Welt in Hinblick auf die Ölpreise herrschte, hätte wohl niemand die Entwicklungen im März vorausahnen können. Das hat fast weniger mit den überall installierten Shutdown-Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung und der damit verbundenen Nachfragevernichtung zu tun.

Eine der größten Schockwellen löste die Nachricht aus, dass Russland und Saudi-Arabien miteinander gebrochen haben. Fast zeitgleich verkündeten sie angesichts des Streits um Sonderkürzungen, die Ölproduktion im April drastisch anheben zu wollen. Saudi-Arabien machte direkt Nägel mit Köpfen und gewährte riesige Rabatte für die eigenen Öllieferungen.

Dieser Preiskrieg hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können, zumal er einen Dominoeffekt bei fast allen OPEC-Ländern und wichtigen Nicht-OPEC-Produzenten anstieß. Zum Monatsende markierten sowohl die US-amerikanische Sorte WTI als auch die Leitsorte Brent auf einem 18-Jahres-Tiefstwert.

Dieses forcierte Preisdumping in Verbindung mit täglichen Krisenmeldungen zur Pandemiebekämpfung löste dramatische Kurseinbrüche an allen Börsen und auf allen Märkten aus. Seit dem „Schwarzen Montag“ Anfang März griffen mehrfach technische Notbremsen an den Börsen, die den Handel kurzfristig aussetzten, um die Panik etwas zu beruhigen.

Eine Notierung blieb in diesem Chaos allerdings merkwürdig gelassen: Der Heizölpreis schwankte zwischen rund 53 Euro pro 100 Liter und 58 Euro nur wenige Tage später. Insgesamt blieb der Preis nur rund 20 Cent hinter dem Vormonat zurück.

Diese Entwicklung lässt sich zum einen über den Eurokurs erklären, der im März trotz aller Panik immer wieder deutliche Zunahmen verzeichnen konnte. Zum anderen über die wirtschaftlich klugen Entscheidungen der Heizölkäufer.

 

Heizölpreisentwicklung März 2020 im Überblick

 

Die Heizölpreisentwicklung im März 2020 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

Russland und Saudi-Arabien pokern um die Macht auf dem Ölmarkt

Noch zu Monatsbeginn war praktisch der gesamte Markt überzeugt, dass sich die OPEC+-Gruppe auf Sonderkürzungen einigen wird. Schließlich hat sie das trotz allen Zauderns Russlands bisher immer getan – auch wenn es meist nur zum Minimalkonsens reichte. Zwar dachte niemand, dass weitere Kürzungen den Nachfrageeinbruch aufgrund der Covid-Krise ausgleichen könnten. Die Signalwirkung wäre dennoch wichtig gewesen.

Die Grundbedingungen schienen schließlich unausweichlich: Um den Einbruch der Nachfrage abzufedern, der zu diesem Zeitpunkt noch halbwegs auffangbar schien, müsste die OPEC zusätzliche Kürzungen der Produktion umsetzen, um wenigstens die Notierungen zu stabilisieren.

Stabilere Ölpreise wären in der Lage, trotz sinkender Nachfrage und auch sinkender Aktienkurse etwas Ruhe in den Handel zu bringen und einen Börsencrash zu verhindern. Das schien auch im Interesse Russlands.

Umso geschockter war die Welt, als Saudi-Arabien und Russland einen Abbruch der Verhandlungen verkündeten, während die Saudis im gleichen Atemzug einen drastischen Preisnachlass für ihre Aprillieferungen verkündeten. Nur wenige Tage später wurde außerdem öffentlich gemacht, dass die Aprilförderung einen Satz nach oben machen wird – obwohl es dafür keinerlei marktbezogene Veranlassung gibt. Noch schlimmer: Viele OPEC-Nationen ziehen mit.

Der Preiskonflikt hatte damit begonnen – und keine der Streitparteien hat sich bisher auf die andere zubewegt. Angesichts der weltweit vernichteten Nachfrage aufgrund der immer schärferen Covid-19-Maßnahmen ist es kaum nachvollziehbar, warum diese Pattsituation aufrechterhalten wird.

Tatsächlich geht es hier weniger um greifbare Marktanteile oder kurzfristige Gewinne aus dem Ölhandel. Es geht darum, wie sich der Ölmarkt langfristig neu ordnen könnte. Russland sieht sich als direkter Gegenanbieter zur rasant steigenden US-amerikanischen Ölproduktion. Saudi-Arabien sieht sich als historisch begründeter und entscheidender Mitspieler in der Preisgestaltung – so, wie es seit Gründung der OPEC fast immer war.

Das Preisdumping in Verbindung mit der Steigerung der Produktion ist ein Wettstreit um den längsten Atem. Russland ist nach eigenen Aussagen in der Lage, mit (dauerhaften) Barrelpreisen um 25 Dollar leben zu können. Saudi-Arabien wiederum kann den Markt ob seiner schieren Produktionsmenge fluten und sich durch Rabatte attraktiv machen. Außerdem ist Saudi-Arabien führend bei der wichtigsten Ölsorte Brent.

Diese völlig unterschiedlichen Ausgangspositionen werden gerade auf ihre langfristige Tragfähigkeit hin abgeklopft – und das ohne Rücksicht auf den Markt. Erste OPEC-Länder wie Irak haben bereits Alarm geschlagen und erneut um ein Sondermeeting gebeten, andere Länder wie Nigeria haben sich dem Preisdruck gebeugt und wollen ihre Produktion steigern.

Wer soll der Abnehmer all dieses neuen Öls sein? Momentan niemand, weshalb der „Schwarze Montag“ in vielerlei Hinsicht auch auf das Konto des Ölmarkts geht. Doch die Covid-19-Pandemie darf natürlich nicht außer Acht gelassen werden. Und sie nahm im März gefährlich Fahrt auf.

 

Unvorhergesehene Allianzen: USA suchen neue Stabilisierungspartner

Vor diesem Jahr hätte man sich wohl viele Dinge nicht vorstellen können. Eine mögliche Allianz, die sofort den Namen „TexOPEC“ erhielt, stach unter den Unwahrscheinlichkeiten dennoch hervor.

Während die US-amerikanische Ölindustrie aufgrund des Preisverfalls laut über eigene künstliche Produktionskürzungen nachdachte, bat Saudi-Arabien die USA um Hilfe im Preiskrieg. Washington antwortete unter anderem mit dem Vorschlag, ein Embargo gegen Russland und die OPEC zu verhängen.

Daraus wurde vorerst nichts, denn plötzlich erhielten die USA eine Einladung an den OPEC-Tisch und es wurde mit dem Gedanken gespielt, gemeinsam gegen den Preisverfall vorzugehen. Natürlich ohne Russland.

Da die texanische Ölindustrie ein Synonym für die amerikanische Ölindustrie ist, wurde dieses Gedankenspiel „TexOPEC“ getauft und sofort von Kritikern heftig unter Beschuss genommen. Denn kartellrechtlich spräche TexOPEC gegen alle internationalen Marktregeln, da sich der größte Ölproduzent der Welt mit seinem ehemaligen „Wettbewerber“ Saudi-Arabien als größter Produzent der OPEC zusammentut.

Davon abgesehen mahnen nicht wenige Experten, dass sich die USA mit dieser Allianz zukünftig keinerlei Kritik an der OPEC mehr erlauben können. Und Kritik an der OPEC gab es unter der derzeitigen Regierung reichlich – vor allem zu künstlich hochgehaltenen Ölpreisen.

Diese Episode ließe sich als Ironie der Geschichte oder auch als Panikreaktion auf die derzeitige Lage interpretieren. Doch nüchtern betrachtet ist sie vor allem ein Schlaglicht darauf, dass die Pandemie trotz aller Eigeninteressen keine Grenzen kennt und neue Wege und Gegenmaßnahmen verlangt.

Deshalb überraschte es am Monatsende wohl kaum jemanden, dass nun auch Washington und Moskau in einem einvernehmlichen Telefonat über Strategien gegen den Preisverfall gesprochen haben. Weder Trump noch Putin nannten Konkretes. Doch der Ernst der Lage für alle Ölindustrien wurde damit überdeutlich.

Trump hatte die Situation treffend zusammengefasst. Er zeigte sich selbst am meisten überrascht, dass ihm die Ölpreise einmal zu niedrig sein könnten.

 

Weltweite Covid-19-Epidemie: „Flatten the Curve“ wird zum Gebot der Stunde

Über die täglichen alarmierenden Fallzahlen bei Covid-19-Infektionen und die damit verbundenen weltweit installierten Ausgangs- oder Kontaktsperren ist jeder einzelne Mensch auf diesem Planeten auf irgendeine Weise informiert und davon betroffen.

Und jeder dieser Menschen trägt freiwillig oder unfreiwillig dazu bei, dass die Nachfrage nach Öl mit jedem weiteren Tag sinkt. Je nach Expertenstimme wird der weltweite Nachfragerückgang 2020 in einem Bereich von 20 Mio. B/T liegen. Vor der Pandemie war stets die größte Sorge, in welchem Maße sich die positive Nachfrageentwicklung verlangsamen könnte.

Die Auswirkungen des Mottos „Flatten the Curve“ zeigten sich im März auch auf anderer Ebene. Die Lagerkapazitäten für Rohöl erreichen weltweit ihr Limit, während Raffinerien die Produktion deutlich herunterfahren. Nur vereinzelt werden bislang Ölfelder als Schutzmaßnahme für die Arbeiter gedrosselt bzw. abgeschaltet.

Da allerdings nicht jedes Land auf dem gleichen Niveau auf eine Infektion testet und dementsprechend realistische Fallzahlen veröffentlicht, kann noch nicht gesagt werden, ob und in welchem Umfang weitere Abschaltungen nötig werden.

Damit kann auch nicht gesagt werden, inwiefern sich der „Stau“ am Beginn der Produktionskette von Ölprodukten verringert – der momentan entscheidend zur Preisbelastung bei den Ölnotierungen beiträgt.

Denn auf Nachfrageseite sinken zwar die Absätze mit Treibstoffen und den notwendigen Rohstoffen für große Teile der Industrie. Bei Gütern wie Heizöl, die in dem Sinne nicht für die „Bewegung“ der Wirtschaft benötigt werden, ist das Niveau überraschend stabil.

Gerade wegen der rasanten Abwärtstendenzen bietet der Markt momentan ausnehmend günstige Ausgangsbedingungen für Käufer von „langfristigen“ Ölgütern wie Heizöl. Und nicht wenige ergreifen die Gelegenheit. Deswegen zeigte sich der Heizölpreis im März ein ums andere Mal stabiler, als es der allgemeinen Marktstimmung zu entsprechen schien.

Einen nicht geringen Anteil daran hatte jedoch auch die ungewohnte Einigkeit aller großen Nationen, dass man nicht sehenden Auges und ohne Gegenmaßnahmen in eine Rezession schlittern sollte.

 

Die Euronotierung: beispiellose Konjunkturprogramme

Auch wenn unterschiedliche nationale Schutzmaßnahmen momentan kaum eine globale Einigkeit im Kampf gegen die Pandemie zu demonstrieren scheinen, sind die Währungshüter der Welt in einem Punkt auf einer Linie: Die Wirtschaft und die Menschen müssen jetzt schnell und umfangreich geschützt und gestützt werden.

Deshalb verabschiedeten alle großen Notenbanken im März beispiellose Konjunkturprogramme, die von Milliarden bis Billionen reichen. Jedes dieser Programme hatte einen sofortigen Effekt auf die jeweilige Währung, doch im Endeffekt glichen sich die Entwicklungen aus. Dieser Ausgleich hat jedoch auch dazu beigetragen, den totalen Börsencrash zu verhindern.

Am Euro lässt sich dies sehr gut nachvollziehen. Zwischenzeitlich schnellte die Notierung auf Werte um die 1,15 US-Dollar, als die „Rohstoffwährung“ Dollar für keinen Anleger die sichere Wahl schien. Nur wenige Tage später erreichte der Euro ein 3-Jahres-Tief, als deutlich wurde, dass das Konjunkturprogramm der USA in Dimensionen liegen soll, die keine Volkswirtschaft bisher gesehen hat.

Mit jedem weiteren Streit zwischen Demokraten und Republikanern um dieses Paket gab der Dollar erneut nach, der Euro kletterte wieder in komfortablere Höhen. So ergab sich am Monatsende trotz aller Hiobsbotschaften und Unsicherheiten ein Währungsplus von zwei Prozent im Vergleich zu Februar für die Gemeinschaftswährung.

Diese Schwankungen bildeten eine fast perfekte Gegenkurve zur Entwicklung bei den Rohölpreisen und lieferten damit einen weiteren Grund für die überraschende Stabilität der Heizölpreisnotierungen.

 

Weitere News in Kürze

  • Die Auseinandersetzungen in Libyen werden wieder heftiger

  • Chinas Produktionstätigkeit sinkt deutlich, Neustart wichtiger Industrien

 

Was im April 2020 wichtig bleibt

Zum derzeitigen Stand wollen zum Beispiel Deutschland und die USA die rigorosen Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie bis Ende April weiterführen. China versucht unterdessen abzuschätzen, ob eine zweite Infektionswelle droht oder ob die Wirtschaft langsam wieder voll hochgefahren werden kann. Alle anderen Nationen beobachten derweil, inwieweit ihre Industrien runtergefahren werden müssen.

Jedes mögliche Marktszenario für den April hängt stark davon ab, wie sich die Fallzahlen bei Covid-19 entwickeln. Und das nicht nur in einzelnen Ländern, sondern auf globaler Ebene. Zumindest daran gibt es nichts zu rütteln. Jeder Faktor darüber hinaus ist jedoch pure Spekulation.

Uns ist es wichtig, Sie in dieser unsicheren Zeit mit Fakten und aktuellen Analysen zu versorgen, die Sie als Grundlage für einen überlegten Heizölkauf nutzen können. Tatsache ist auf jeden Fall, dass die Kaufgelegenheit selten so gut war.

Damit Sie eine wirtschaftliche Entscheidung treffen können, liefern wir Ihnen täglich unsere Heizölnews und informieren Sie auf unserer Heizölpreisseite.

 

Bleiben Sie gesund und sicher.