Der Heizölpreis im Oktober: Stoischer Pessimismus sorgt für Stabilität

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Nach kurz aufrüttelndem September verlegte sich der Markt im Oktober noch deutlicher auf seine Einstellung, dass die Ölpreise langfristig fallen werden. Trotz dieser Erwartung herrschte Stabilität bei den Ölpreisen. Informieren Sie sich über die Heizölpreisentwicklungen in unserem Monatsrückblick.

Im Überblick: das Öljahr 2019

  • Januar: Politische und wirtschaftliche Unsicherheit treibt Kurse vor sich her
  • Februar: Bessere Konjunkturerwartungen treiben den Heizölpreis an
  • März: USA und OPEC bringen sich stärker in Position – neue Preishochs
  • April: Markt beharrt auf preissteigender Stimmung
  • Mai: Aktuell knappes Ölangebot trifft auf Angst vor Abschwung
  • Juni: Langzeitentwicklungen lösen akute Themen als Markttreiber ab
  • Juli: Welt und Märkte reagieren auf pessimistische Prognosen zur Konjunktur
  • August: Handelsstreit zwischen USA und China im Mittelpunkt
  • September: Angriffe auf saudische Ölanlagen rütteln Markt auf
     

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im September

  • Warten auf Ergebnisse der Handelsgespräche – teilweise vergeblich
  • OPEC denkt laut über weitere Förderkürzungen nach
  • Markt nimmt klar pessimistische Zukunftshaltung ein
  • Türkische Offensive in Nordsyrien stellt auch Agieren der USA infrage
  • Devisenmarkt: Brexit dominiert die Währungskurven
     

Heizölpreisentwicklung Oktober 2019 im Überblick

Die Heizölpreisentwicklung im Oktober  2019 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL


Nach den Angriffen auf saudische Ölanlagen und den darauffolgenden Preissprüngen im September bestand der Ölmonat Oktober vorrangig aus Abwarten und vorsichtigem Agieren. Dreh- und Angelpunkt waren die Handelsgespräche zwischen China und den USA. Doch wer sich klare Anschübe für die Weltkonjunktur erhoffte, wurde in vielerlei Hinsicht enttäuscht.

Die USA beeilten sich immer wieder zu versichern, dass die Gespräche gut vorankämen und man auf eine Einigung zusteuere – oder wenigstens eine „Richtung gefunden“ habe, wie es zum Monatsende hieß. Das war für den Markt natürlich nicht genug.

Der Nahe Osten kam im Oktober ebenfalls nicht zur Ruhe. Der Abzug amerikanischer Truppen aus Nordsyrien machte den Weg für eine türkische Offensive frei, die mit dem Selbstschutz vor terroristischen Angriffen aus dem kurdisch kontrollierten Gebiet begründet wurde. Nach internationaler Kritik wurde ein Waffenstillstand erreicht.

Daneben gab es Unruhen in Ecuador und Irak, die nahezu aus den gleichen Gründen ausbrachen: Die Bevölkerung eines ölreichen Landes lebt im Elend. Speziell in Ecuador hatten Streichungen von Treibstoffsubventionen das Fass zum Überlaufen gebracht.

Rein angebotsbezogen fanden all diese Auseinandersetzungen in Ländern statt, die nur einen geringen Anteil am globalen Ölbestand haben. Deshalb wurden die Konflikte auch eher aus geopolitischer Sicht bewertet. Und diese Bewertung findet momentan mit einem Horizont statt, der weit über das aktuelle Geschehen hinausreicht.
 

Der Markt spekuliert pessimistisch und stabilisiert damit die Preise

Auch wenn der Verbraucher Öl bzw. Heizöl als handfestes Produkt mit klarer Substanz und augenblicklichem Nutzen begreift, ist es an den Börsen ein eher virtuelles Gut, das mit dem Blick auf zukünftige Entwicklungen auf rein finanzieller Basis gehandelt wird.

Dieser Umstand ist wichtig, um zu verstehen, warum der Markt im Oktober trotz vieler Ereignisse, die kurzfristig auf eine Verknappung oder ein steigendes Ölangebot hindeuteten, nahezu konstant auf einem gleichen Preisniveau blieb. Dies lässt sich hervorragend in unserer Heizölpreiskurve ablesen.

Mittel- und langfristig stehen die Zeichen momentan klar auf Preisabschwüngen. Insbesondere die Nicht-OPEC-Staaten unter Federführung der USA steigern ihren Ölausstoß kontinuierlich und konsequent.

Im Oktober wurden Aufwärtsbewegungen aus Kuwait, Kasachstan und sogar Saudi-Arabien bekannt gegeben. Die saudische Ölindustrie hatte nach den Angriffen auf Ölanlagen im September ihre Produktion innerhalb kürzester Zeit wiederhergestellt und sogar auf ein neues Hoch gesteigert.

Das wirkt insofern schwer nachvollziehbar, da insbesondere Saudi-Arabien als Wortführer und größter Produzent der OPEC im Oktober laut darüber nachdachte, dass man bei der nächsten Vollversammlung im Dezember weitere Förderkürzungen zur Stabilisierung des Ölpreises für angezeigt und machbar halte.

Diese Absichtsbekundung wurde von anderen Stimmen innerhalb der OPEC bzw. der OPEC+-Gruppe zwar kontrovers diskutiert. Doch für das Ölkartell gibt es aus Analystensicht kaum eine andere Möglichkeit, um dem Verlust der eigenen Bedeutung auf dem Weltmarkt entgegenzuwirken.

In den vergangenen Jahren hatten neue Kürzungen immer wieder für klare Preissteigerungen gesorgt. Doch angesichts der zunehmenden Marktmacht von Nicht-OPEC-Ländern ist die Möglichkeit durchaus gegeben, dass die neue Kürzungsrunde nicht den erhofften Effekt hat. Zumal die Zustimmung innerhalb des Kartells zur künstlichen Zurückhaltung auf tönernen Füßen steht.

Das ist auch die vorherrschende Meinung des Marktes, der zudem klar davon ausgeht, dass sich die Nachfrageentwicklung 2020 deutlich nach unten bewegt. Dies wurde von den großen Prognoseberichten von EIA, IEA und OPEC auch im Oktober erneut bestätigt. Als Grund für diese Abwärtsbewegung gilt flächendeckend der US-chinesische Handelsstreit.

Das Wichtige an dieser Lage ist momentan, dass sich alle Vorhersagen auf das kommende Jahr beziehen, während es aktuell keine definitive Klarheit darüber gibt, in welche Richtung sich diese Vorhersagen letztendlich wirklich bestätigen.

Schließlich zeigen der Nahe Osten, die Handelsgespräche und mehrere geopolitische Unruhezentren immer wieder schlaglichtartig auf, dass sich die Prognosen genauso gut auch im Gegenteil bestätigen könnten.

Darum greift der Markt auch weniger in die aktuelle Preisbildung ein, sondern konzentriert sich auf langfristige Investitionen, die erst in der Zukunft einen Effekt haben könnten. Paradoxerweise sind diese langfristigen Investitionen auch dann lukrativ, wenn sie als Wette auf fallende Ölpreise getätigt werden.

Diese langfristigen Wetten sind „sicherer“, als wenn man mit dem Kauf- und Verkaufsverhalten dem aktuellen Markt folgt – insbesondere, da dieser momentan immer wieder Neuigkeiten in die eine oder andere Richtung bereithält.

Auch wenn es also wie ein Widerspruch klingt, sind langfristige Wetten in einer völlig unklaren Zukunft momentan sicherer als kurzfristige Entscheidungen. Aus diesem Sicherheitsbedürfnis, das aus Pessimismus gespeist wird, ergibt sich dann paradoxerweise ein stabiles Preisbild, das dem Pessimismus zuwiderzulaufen scheint.
 

Wann und wie fallen die Handelsschranken?

Für Trump stand im Oktober außer Frage, dass die „Phase Eins“ eines Abkommens zwischen China und den USA sehr bald auf den Weg kommen werde. Eine Unterschrift wird aktuell im Rahmen des APEC-Treffens Mitte November in Chile erwartet. Das Problem dabei ist, dass niemand einschätzen kann, wie diese Phase wirklich aussieht – und ob sie wirklich unterzeichnet wird.

Bisher herrscht die Meinung vor, dass China und die USA davon absehen, weitere Strafzölle zu installieren. Das bedeutet aber auch, dass die bestehenden Schranken vorerst nicht angetastet werden.

Diese bestehenden Schranken sind es jedoch, die die Weltkonjunktur deutlich belasten. Mehrmals zeigten chinesische Konjunkturdaten im Oktober, wie sehr die Volkswirtschaft unter den Handelsbeschränkungen leidet. Als wichtigster Ölnachfrager hat China dabei mehr als eine Indikatorfunktion für den Markt. Auch andere wichtige Indikatornationen wie Indien lieferten eher ein trübes Bild ab.

Europa und Deutschland veröffentlichten ebenfalls immer wieder Prognosen und Stimmungswerte, bei denen der Markt schon froh war, wenn sie nicht noch pessimistischer als zuvor ausfielen.

Doch all diese Faktoren müssen dagegen aufgewogen werden, dass die Verhandlungen bisher nicht gescheitert sind und weiterhin die Hoffnung besteht, dass der Handelsstreit sich auflösen und den Konjunkturmotor wieder anschmeißen könnte.
 

Der Heizölpreis im Oktober: Ein Blick auf den Eurokurs

Immer wieder neue Tiefs – aber auch klare Erholungstendenzen – bestimmten das Bild auf dem Devisenmarkt. Zu Monatsbeginn spielte weiterhin die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank die einflussreichste Rolle und sorgte für weitere Abwärtsbewegungen.

Zentrales Thema im Oktober war jedoch der Brexit, der mit immer neuen Richtungsänderungen die Devisenhändler in Atem hielt. Wichtigster Fakt ist, dass das Austrittsdatum 31. Oktober endgültig vom Tisch ist. Vielmehr gewährte die EU eine Verlängerung der Frist – zunächst bis Januar. Doch ob und wie diese Frist letztendlich selbst Gültigkeit hat, muss fraglich bleiben.

Denn das britische Parlament hat nach zähen Auseinandersetzungen und Widerstand am Monatsende Neuwahlen zugestimmt, die im Dezember stattfinden und das Brexit-Thema völlig neu aufstellen könnten.

Schaut man sich den Verlauf der Euronotierung in diesem Monat auf unserer Heizölpreisseite an, ist jedoch klar erkennbar, dass die Gemeinschaftswährung mit jeder neuen pro-europäischen Meldung aus Großbritannien ihren verhaltenen Weg nach oben fortgesetzt hat.

Diese Aufwärtstendenz gab im Oktober den Ausschlag dafür, warum der Heizölpreis ein freundliches Niveau mit relativ geringem Einfluss eventueller Preissteigerungen bei Rohöl zeigte.
 

Weitere Marktnews im Oktober in Kürze

  • Möglicher Anschlag auf iranischen Öltanker verläuft folgenlos
  • Unwetter in den USA sorgen für kurzfristige Abschaltungen von Ölinfrastrukturen
  • US-Sanktionen steigern Tankerkosten und senken damit Interesse an physischem Öl
     

Was im November weiter wichtig bleibt

Im aktuellen Nachrichten- und Marktumfeld sieht es erst einmal so aus, als würde die erste Novemberhälfte in Sachen Marktagieren eine nahtlose Fortsetzung des Oktobers werden. Doch je näher die APEC-Konferenz und damit eine mögliche Unterzeichnung eines Handelsabkommens zwischen China und den USA rückt, desto mehr Bewegung könnte in die Preisentwicklung kommen.

Denn dieses Ereignis hat große und weitreichende Signalkraft für alle weiteren Prognosen – und damit für die langfristige Marktausrichtung –, ist aber auch für das aktuelle Welt- und Handelsgeschehen wichtig. Darum könnten die Preisausschläge dieses Mal deutlicher ausfallen als noch im Oktober.

Ob sich diese Vorhersage bestätigt, können wir nur tagesaktuell klären. Dafür steht Ihnen wie immer unsere tägliche Analyse in den Heizölnews zur Verfügung. Was das für die Ölpreise, den Eurokurs und natürlich den Heizölpreis bedeutet, erfahren Sie übersichtlich auf unserer Heizölpreisseite.

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Ricarda Altrichter - Autorin

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