Der Heizölpreis im Juni: Markt blickt auf die Langzeitentwicklung

relativ konstanter Heizölpreis, Preisanstieg Ende Juni - Juni 2019

Auch wenn der Ölmarkt im Juni alle geopolitischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen aus dem Mai nahtlos fortsetzte – und teilweise noch verstärkte –, so war der Monat doch von einem eindeutigen Perspektivwechsel bestimmt.

Statt akuter Probleme rückten die Langzeitfolgen von Sanktionen, Handelsbeschränkungen und Produktionssteigerungen in den Blick. Dennoch blieb der Ölpreis im Monatsvergleich erstaunlich stabil. Wir erklären, warum.
 

Im Überblick: Das Öljahr 2019

  • Januar: Politische und wirtschaftliche Unsicherheit treibt Kurse vor sich her
  • Februar: Bessere Konjunkturerwartungen treiben den Heizölpreis an
  • März: USA und OPEC bringen sich stärker in Position – neue Preishochs
  • April: Markt beharrt auf preissteigender Stimmung
  • Mai: Aktuell knappes Ölangebot trifft auf Angst vor Abschwung

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen im Juni

  • Weltweite wirtschaftliche Abschottungspolitik treibt Konjunktursorgen
  • Spannungen zwischen Iran und den USA verschärfen sich
  • Gruppe OPEC+ beschließt weitere Kürzungen bis März 2020

 

Direkt zum Monatsstart zeigte sich deutlich, dass der Markt seinen Fokus verändert. Die akuten Nachrichtenlagen, die zuletzt für gestiegene Risikoprämien und ein knapperes, sofort verfügbares Ölangebot gesorgt hatten, waren erst einmal vollständig eingepreist.

Wie auf Kommando wechselte die Analyse auf die Langzeitentwicklung der Weltwirtschaft und korrigierte die Ölpreise innerhalb kürzester Zeit um rund 20 Prozent unter den Höchststand von April.

Auch wenn die Abwärtstendenz das alles bestimmende Thema im Juni blieb, so hatten kurzfristige Ereignisse doch immer wieder genug Einfluss, um den Kursverlauf nach oben zu korrigieren. Dadurch zeigte die Ölpreiskurve im Monatsvergleich erstens immer wieder deutliche Ausschläge und zweitens eine letztendliche Tendenz nach oben – trotz klaren Trends zum Preisabschwung.
 

Heizölpreisentwicklung Juni 2019 im Überblick

 

Die Heizölpreisentwicklung im Juni 2019 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL
 

Zuspitzung des Konflikts zwischen Iran und USA

Verantwortlich dafür waren vorrangig die Entwicklungen zwischen Iran und den USA. Ein Angriff auf zwei Öltanker im Golf von Oman trieb die Spannungen in der Region an den Rand der Eskalation. Beide Regierungen schoben sich gegenseitig die Verantwortung zu. Kurze Zeit später wurde eine US-Drohne über Iran abgeschossen, der US-Präsident gab einen Angriffsbefehl, den er aber kurz vor der Ausführung wieder stoppte.

Stattdessen verlegte er sich auf neue Sanktionen, die allerdings nicht die Wirtschaft allgemein, sondern die Privatvermögen der Führungselite trafen. Doch auch das wurde in Teheran mit entsprechender Rhetorik und Drohungen beantwortet. Russland meldete sich in diesem Konflikt Mitte des Monats zu Wort und kündigte an, Iran helfen zu wollen. Bisher hatte diese Ankündigung aber nur symbolischen Charakter – und auch keine Konsequenzen am Markt.
 

Protektionistische Wirtschaftspolitik wird zur globalen Handlungsmaxime

Der US-amerikanische Wirtschaftsprotektionismus zeigte insbesondere im Juni seine globalen Auswirkungen. Zum einen installierte Indien Strafzölle auf amerikanische Waren, während die Handelsschranken zwischen USA und Mexiko erst installiert, dann ausgesetzt, dann wieder angedroht wurden.

Zum anderen spitzte sich der Handelsstreit zwischen China und den USA im Juni ebenfalls erneut zu, doch zum Monatsende einigten sich China und die USA auf einen vorläufigen „Waffenstillstand“ und eine Wiederaufnahme der Verhandlungen. Dies stabilisierte die Ölpreise kurzfristig, ließ aber aufgrund der Tatsache, dass den Worten jetzt auch Verhandlungserfolge folgen müssen, keine langfristige Entwicklung zu.
 

OPEC will auf jeden Fall weiter kürzen

Im Juni rückte auch die OPEC wieder in den Fokus – und kein Marktteilnehmer zweifelte daran, dass zum Monatsende weitere Kürzungen beschlossen werden. Schließlich ist sich auch das Ölkartell bewusst, dass die langfristige Nachfrageentwicklung ohne künstliche Marktverknappung zu einem deutlichen Überangebot und stark sinkenden Ölpreisen führen könnte. Und dies will man gerade in Saudi-Arabien verhindern.

Dementsprechend hatte dann auch die Entscheidung zum Monatsende, die Förderkürzungen bei gleichem Niveau bis Ende März 2020 fortzuführen, nur einen kurzfristig preisstabilisierenden Einfluss.

Der eher ungewöhnliche Verlängerungszeitraum von neun Monaten und die genauso ungewöhnlich langen Verhandlungen waren für den Markt vielmehr Signale dafür, dass das Ölkartell im Zusammenhalt der Mitglieder immer stärker auf tönernen Füßen steht.
 

Der Heizölpreis im Juni – ein Blick auf den Eurokurs

Der Eurokurs war im Juni fast durchgängig ein „Spielball“ der Spekulationen um eine Leitzinssenkung in den USA. Davon konnte er wahlweise profitieren oder er musste deutliche Wertverluste hinnehmen. Gegen Ende des Monats erreichte der Eurokurs so kurzfristig einen Höchststand, den die Börse zuletzt vor rund drei Monaten gesehen hat.

Je nach Tagesneuigkeiten folgte die Gemeinschaftswährung außerdem stets den Entwicklungen bei den Strafzöllen: Jede neue Maßnahme der USA verringerte sukzessive die Attraktivität des Dollars und stärkte damit den Euro.

Doch keine Tendenz hielt lange an. So war auch die Euro-Entwicklung von einer maximalen Volatilität geprägt, die die allgemeine Entwicklung bei den Ölpreisen für inländische Heizölkäufer mehr als einmal aufhob.

Dieses Zusammenspiel von Eurokurs und Ölpreis sorgte aber gerade wegen der oft konträren Ausschläge der Entwicklungskurven dafür, dass der Heizölpreis stabiler blieb, als es die allgemeine Markt-, Wirtschafts- und Politiklage hätte vermuten lassen.
 

Weitere Marktnews im Juni in Kürze

  • Explosion in größter Raffinerie an der US-Ostküste führt zu Versorgungsschwierigkeiten in der Region und treibt Ölpreise kurzfristig an
  • US-Ölbestandsdaten: Erst wochenlanger Anstieg, dann genauso deutlicher Abbau der Rohölvorräte
  • EIA-Monatsbericht: US-Produktion im April erstmals über 12 Mio. B/T

 

Was im Juli weiter wichtig bleibt

Die zwei vorrangigen Themen vom Juni werden natürlich auch den Juli dominieren: Wie entwickelt sich das Verhältnis zwischen den USA und Iran und wird es Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen China und den USA geben?

Schon zum Monatsanfang zeichnete sich in Sachen Handelsbeziehungen eine weitere Hürde ab, als die USA neue Strafzölle gegen Europa ankündigten. Selbst wenn sich die USA und China also annähern, heißt dies noch lange nicht, dass der Protektionismus vom Tisch ist und der weltweite Konjunkturmotor wieder reibungslos Fahrt aufnimmt.

Darum wird hier jeder neue Schachzug jedes Protagonisten im globalen Handelsstreit vom Markt sicher sehr genau analysiert und genauso sicher in eine bestimmte Preistendenz übersetzt werden.

Der Juni hat aber bereits gezeigt, dass trotz einer wirtschaftlich-politischen Großwetterlage mit einer anzunehmenden Preisentwicklungslogik momentan nur eines sicher ist: Der Ölpreis ist in erheblicher Bewegung und so weit wie selten von der Vorhersagbarkeit entfernt.


Deswegen liefern wir Ihnen tägliche Analysen in unseren Heizölnews und auf unserer Heizölpreisseite. So können Sie sich eine eigene Meinung darüber bilden, wann der beste Zeitpunkt für den Heizölkauf ist.

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Ricarda Altrichter - Autorin

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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