Heizöl Monatsrückblick Februar 2020: Das Corona Virus bestimmt die Ölmarktlage

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Zwischenzeitlich sah es im Februar so aus, als wäre in Sachen Covid-19-Virus das Schlimmste überstanden. Die Ölpreise stabilisierten sich, der Markt wendete sich anderen Themen zu. Doch es kam anders: Jeder neue Ansteckungsfall verursachte auf den Märkten neue Panikreaktionen.

Im Überblick: das Öljahr 2020

 

  • Januar: Handelsstreit, Spannungen im Nahen Osten und Virusangst sorgen für Ausnahmezustand

 

Kompakt informiert: die wichtigsten Entwicklungen im Februar 2020

  • Covid-19 breitet sich auf der ganzen Welt aus
  • Märkte und Notierungen stehen unter Panikschock
  • OPEC+ ringt um Sonderkürzungen
  • Libyen steht politisch und in Sachen Öl auf Messers Schneide

 

Als Anfang Februar die Meldung aufkam, man habe zum bis dahin weitestgehend asiatisch verbreiteten Covid-19-Virus einen Impfstoff gefunden, atmeten Märkte, Händler und die Ölnotierungen sichtbar auf.

Der Tenor: Die Pandemie ist abgewendet, die Nachfrageausfälle Chinas wären bei diesem Stand im Rest des Jahres durchaus noch aufzufangen. Deswegen war es auch nachvollziehbar, dass die russische „Blockade“ von Sonderkürzungen der OPEC+-Gruppe als Reaktion auf die zuvor gefallenen Ölpreise aufrechterhalten wurde – auch wenn Sonderkürzungen für den Markt unabwendbar schienen.

Es brauchte allerdings nur wenige Tage, um dieses Aufatmen als voreilig einzustufen und die Welt in eine kollektive Covid-19-Panik zu schicken. Diese hatte den gesamten Februar fest im Griff. Und zeigte, wie stark die Welt wirtschaftlich zusammenhängt und wie wenig sie auf Ereignisse wie ein Virus vorbereitet ist.

 

Covid-19 wird zum globalen Problem

Auch wenn Experten nicht müde werden zu betonen, dass die Anzahl der Covid-19-Erkrankungen nicht an die jährlichen Grippeinfektionen heranreicht, hat das neue Virus eine völlig andere Dimension als der bekannte Grippeerreger.

Denn die Lungenkrankheit ist plötzlich und heftig aufgetreten und hat damit Virologen, Epidemiologen, Gesundheitsinstanzen und letztendlich auch den Markt völlig überrascht. Nach kurzfristigen Erfolgsmeldungen musste China sehr plötzlich einräumen, dass die Anzahl der Infektionen im eigenen Land wieder sprunghaft angestiegen sei und man überraschend viele Tote zu beklagen habe.

Innerhalb kürzester Zeit meldeten weitere Länder eigene Infektionsfälle – am schlimmsten traf es unter anderem Italien. Das Kreuzfahrtschiff Diamond Princess, das vor Japan in Quarantäne versetzt wurde, wurde zu einem Symbol für die Machtlosigkeit gegen die Epidemie.

 

Jedes Land reagierte bisher auf ähnliche Weise: Quarantänen – teilweise für ganze Ortschaften – und Reisebeschränkungen legten das öffentliche Leben in den am schlimmsten betroffenen Gebieten vollkommen lahm und senkten den Ölbedarf innerhalb kürzester Zeit. Fabriken blieben geschlossen, Betriebe stellten die Produktion ein. Auch dies war ein empfindlicher Einschnitt für die Ölnachfrage und erklärte einen Teil der deutlichen Preisabschwünge ab Mitte Februar.

Der andere Teil dieser Preiseinbrüche ist psychologischer Natur. Die Angst vor einer drohenden Rezession, vor gesunkener Nachfrage und vor Produktionseinbrüchen führt zu Angst vor weiteren Preisnachlässen, die wiederum dazu führt, dass die Preise tatsächlich abwärts gehen. Denn viele Händler lassen ihre Optionen fallen, um die möglichen Verluste wenigstens einzudämmen.

Die ersten Fälle in den USA waren dabei einer der größten psychologischen Ankerpunkte, da die wichtigste Volkswirtschaft der Welt, die bis dahin von der Epidemie unbeeindruckt schien, nun das Problem im eigenen Hause angehen musste. Ungefähr parallel zum ersten Covid-Fall in Kalifornien entwickelten die Ölpreise ihren bis dahin steilsten Abwärtstrend.

Auch wenn sich die Industrienationen um eine Eindämmung und angemessene Reaktionsmaßnahmen bemühen, könnte das unter Umständen nicht ausreichen, um die Entwicklung zur wirklich gefährlichen Pandemie aufzuhalten. Denn etwa Iran gehört zu den Ländern, in denen die medizinische Versorgung und Aufklärung bestenfalls unzureichend ist. Dort ist davon auszugehen, dass noch viel mehr Menschen unversorgt infiziert sind als offiziell bekannt. Auch diese Ängste treiben die Preise vor sich her.

 

Sonderkürzungen von OPEC+: Das Ringen geht weiter

 

Für Saudi-Arabien als Wortführer und wichtigsten Produzenten der OPEC war früh klar, dass man die Nachfrageausfälle aufgrund des Virus durch Sonderkürzungen auffangen müsse, um die Ölpreise wenigstens halbwegs zu stabilisieren.

Als sich die Lage im Februar zwischenzeitlich entspannte, wurde der Widerstand Russlands gegen solche Maßnahmen interessanterweise weniger, bevor er mit den neuen Infektionsfällen wieder zunahm. Es zeigte sich, dass das Thema Sonderkürzungen ein wichtiges Indiz dafür ist, wie brüchig der Zusammenhalt im erweiterten Ölkartell ist und dass Russland als wichtigster Nicht-OPEC-Partner unbedingt die Zügel in der Hand halten will.

Spekulationen um einen Bruch des Bündnisses wurden immer lauter, als Saudi-Arabien öffentlich darüber nachdachte, mit weiteren OPEC-Ländern des Nahen Ostens notfalls einen Alleingang bei den Kürzungen zu gehen und sich damit gegen die allgemeine Linie der Gruppe zu stellen.

Zum Monatsende wurde das für Anfang März angesetzte Gruppentreffen in Wien deswegen ein immer akuteres Thema. Marktbeobachter gingen davon aus, dass die von Saudi-Arabien ins Spiel gebrachten 1 Million Barrel pro Tag weniger wohl die Messlatte sein werden, an der sich die Verhandlungen orientieren.

Russland machte erst Anfang März Zugeständnisse und signalisierte zumindest allgemeine Kürzungsbereitschaft. Saudi-Arabien hielt vorerst daran fest, rund die Hälfte der Kürzungen allein beisteuern zu wollen – was angesichts der schieren Größe der saudischen Ölproduktion auch möglich ist.

Die Entwicklungen bei OPEC+ waren mehrfach ein wichtiges Zünglein an der Preiswaage und brachten die Notierungen bei neuen Kürzungsvorschlägen, Zugeständnissen oder Widerständen stets ein Stück nach oben oder unten. Doch eines ist klar: Selbst mit den weiteren Kürzungen der OPEC+ lassen sich die bereits entstandenen Nachfrageausfälle und wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht ausgleichen – höchstens eindämmen. Das weiß auch der Markt und füttert mit diesem Wissen weiterhin seine Unruhe, die allein die Gasoil-Notierung im Februar zwischenzeitlich auf ein 2,5-Jahres-Tief senkte.

 

Libyens Bürgerkrieg wirft Versorgungsfragen auf

 

Es ist zumindest aus Marktsicht nachvollziehbar, dass eine baldige Einigung zwischen der libyschen Regierung und den Milizen von General Haftar für die Ölpreise einen weiteren Dämpfer bedeuten würde. Denn dann würden die Blockaden der Ölinfrastruktur durch General Haftar von einem Tag auf den anderen aufgelöst werden und somit auf einen Schlag wieder deutlich mehr Öl auf den Markt werfen – in einer Größenordnung von über 1 Million Barrel pro Tag.

Um diesen Betrag ist die Produktion im Februar dementsprechend gesunken, da sich beide Parteien unversöhnlich gegenüberstehen und Verhandlungsgespräche ergebnislos abgebrochen wurden. Libyens international anerkannte Regierung bat gar die USA um Hilfe, den Konflikt auf diplomatischem Wege zu lösen, der sich zu einem großen Teil auch um die Verteilung der Öldollar im Land dreht.

Sollten diese Bemühungen Erfolg haben, steht der Markt vor einem Problem: Zwar ist endlich einmal eine bewaffnete Auseinandersetzung im Nahen Osten beigelegt, doch das dann zur Verfügung stehende Öl kann derzeit niemand gebrauchen – auch nicht auf Spekulationsebene. Dann würde die Versorgungslage noch weiter in Richtung Überangebot kippen, was die Abwärtsspirale verschlimmern könnte.

 

Die Euronotierung: Die Rezession wirft Schatten voraus?

Es liegt in der Natur des Devisenmarktes, dass Ereignisse wie die weltweite Covid-19-Angst sich hier etwas später, dann aber umso handfester und alarmierender niederschlagen. Das erklärt auch, warum die Euronotierung gerade in der Phase der relativen Virusentspannung einem so deutlichen Abwärtstrend folgte: Zahlreiche Wirtschaftsindikatoren zeigten die Auswirkungen der ersten Welle aus dem Januar und trübten Absatzzahlen und Prognosen empfindlich ein.

Das war nicht nur den Eindämmungsmaßnahmen und einer geringeren Nachfrage geschuldet. Es zeigte sich, wie wichtig gerade China als vorgeordneter Teil der Produktionskette ist. Große Konzerne, darunter Apple, mussten deutliche Lieferverzögerungen melden, weil sowohl die Produktion als auch die Zulieferung nicht mehr funktionierte.

Der Dominoeffekt solcher Meldungen an den Börsen war enorm und schickte tendenziell weniger sichere Notierungen – wie eben auch den Euro – kontinuierlich ins Minus. Erst gegen Monatsende, als die ersten Fälle in den USA bekannt wurden, kehrte sich die Situation etwas um.

Denn die USA bzw. der Dollar als Leitwährung waren bis dahin in Virushinsicht verschont geblieben, die ersten eigenen Fälle wischten diesen Nimbus weg. Zudem wird auf der Welt so viel in Dollar gehandelt, dass der Verlust der „Unverwundbarkeit“ im Gegenzug anderen Notierungen wie dem Euro wieder Auftrieb verlieh.

Letztendlich blieb aber die allumfassende Angst, dass sich bereits jetzt unverkennbare Anzeichen einer Rezession mehren, für die es zumindest in diesem Jahr keine wirksamen Gegenmaßnahmen zu geben scheint. Sollte dem so sein, ist der Euro ein unsicherer Kandidat in Sachen Wertstabilität. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass mit den anstehenden Wahlen in den USA auch viel Potenzial für politisch motivierte Bewegungen in den Devisen herrscht.

 

Weitere News in Kürze

  • USA verhängen Sanktionen gegen russische Öltochter
  • Venezuela wird beim Ölhandel „ertappt“, findet aber Schlupfloch

 

Was im März 2020 wichtig bleibt

Es steht außer Frage, dass Covid-19 die Nachrichten und Kurse weiterhin bestimmen wird. Selbst wenn sich im März deutliche Erfolge abzeichnen sollten, sind die Auswirkungen der Panik noch längst nicht vollständig erkannt, eingepreist und analysiert. Deshalb gibt es keinerlei Grund, allzu optimistisch in den März zu gehen.

Es darf jedoch zumindest spekuliert werden, dass Erfolgsmeldungen in Sachen Eindämmung oder gar Heilung jedes Mal für ein Aufatmen sorgen dürften – egal, wie kurzfristig es ist. Da der Markt momentan eine sehr kurzfristige Handlungsposition eingenommen hat, könnten die Auswirkungen auf die Notierungen sehr heftig ausfallen, die Preise dürften auch im März weiterhin stark in Bewegung sein.

In dieser globalen Krise ist es umso wichtiger, sich täglich mit unseren Heizölnews und auf der Heizölpreisseite zu informieren – und den Heizölkauf nicht allzu lange vor sich herzuschieben. Denn Hamsterkäufe betreffen zwar momentan die Waren des täglichen Bedarfs, könnten sich aber auch schnell auf Heizöl ausweiten – nicht unbedingt aus Vorratssicht, sondern auf rein spekulativer Ebene mit Gewinnstreben.