Heizöl-Rückblick Mai 2022: Ukraine, Sanktionen, knappes Angebot – Ölpreise legen weiter deutlich zu

Rund um den Ukraine-Konflikt standen im Mai vor allem umfassende EU-Sanktionen gegen russisches Öl und Gas im Fokus. Direkt zum Monatsende stand ein Kompromiss, der den ohnehin stetig steigenden Ölpreisen nochmals deutlich Auftrieb gab.

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2022

  • Januar: Ölpreise starten auf Langzeithochs ins neue Jahr
  • Februar: Im Ukraine-Konflikt knacken Ölpreise neue Langzeitmarken
  • März: Unveränderte Situation – Preise auf neuen Langzeithochs
  • April: Chinas Lockdowns dämpfen Preisanstiege – Ukraine und Inflation treiben sie an

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im April 2022

  • Ukraine-Konflikt unverändert kritisch
  • EU findet zum Monatsende Kompromiss für Ölsanktionen gegen Russland
  • Chinesische Lockdowns wirken preissenkend – schrittweise Rücknahme der Maßnahmen
  • OPEC+ bleibt bei Förderquoten

 

Heizölpreisentwicklung Mai 2022

Die Heizölpreisentwicklung im Mai 2022 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

 

 

Obwohl es zwischenzeitlich so aussah, als würden sich die Ölpreise im Mai im Vergleich zum Vormonat entspannen, markierten sie zum Monatsende erneute Höhepunkte. Innerhalb eines Tages stiegen die Notierungen auf neue Mehrmonatshochs und verzeichneten Werte von mehr als zehn Prozent über dem Vormonatspreis. Die dahinterstehenden Ursachen sind bekannt: Der Ukraine-Konflikt, die Inflation und das knappe Angebot an Öl, Gas und Energie treiben die Preise seit Monaten vor sich her. Anlass für den heftigen Sprung war allerdings die Einigung über weitreichende Energiesanktionen gegen Russland seitens der EU.

Nach wochenlangem Ringen um eine politische und wirtschaftliche Position gegenüber Moskau kamen die Regierungschefs der 27 Mitgliedsstaaten am letzten Maitag überein, Ölimporte aus Russland, die auf dem Seeweg erfolgen, einzustellen.  Auch wenn es sich dabei um einen aufgeweichten Kompromiss handelt, der Gegner wie Ungarn ins Boot holen sollte, könnte dieses Signal für den Markt kaum eindeutiger sein. Denn so dürften die Importquoten mittelfristig um knapp zwei Drittel sinken. Allerdings bleiben Pipeline-Importe über die Drushba-Linie weiterhin möglich, zudem wird es dauern, diese Sanktionen vollständig umzusetzen.

Trotzdem stellt sich der Markt nun auf noch härtere Zeiten ein – und die wichtigsten preisausgleichenden Signale verloren schon im Mai an Bedeutung. Die harte Null-Covid-Strategie Chinas hatte die Nachfrage des größten Verbraucherlandes gesenkt, doch inzwischen werden die Beschränkungen schrittweise zurückgenommen, die Wirtschaft nimmt wieder Fahrt auf.

Die Freigabe von insgesamt 240 Millionen Barrel Öl aus strategischen Reserven ist ein wichtiges punktuelles Entlastungssignal, reicht aber angesichts der kommenden Fahr-, Urlaubs- und Klimaanlagensaison kaum aus, um einen nennenswerten Effekt zu entfalten. Nicht zuletzt gibt es bisher keine wirksamen Hebel gegen die Inflation, die die Preisspiralen weiter antreibt bzw. von den Energiepreisen angetrieben wird.

In diesem fast in sich geschlossenen System bleibt die Preistendenz nach oben vorerst bestehen. Und es ist fraglich, aus welcher Richtung der Ausweg kommen könnte. Denn insbesondere die OPEC+-Gruppe sah auch im Mai keinen Grund, die Förderhähne aufzudrehen – oder war dazu nicht in der Lage. Zwar haben Nicht-OPEC-Produzenten angekündigt, ihre Ölförderung auszubauen. Doch etwa in den USA zeigt sich derzeit, dass mehr Förderung nicht gleichbedeutend mit mehr Angebot ist. Es reicht schließlich nicht, das Öl aus dem Boden zu holen. Es muss auch verarbeitet und verteilt werden. Hier stoßen die Infrastrukturen jedoch deutlich an ihre Grenzen. Das ist auch in vielen OPEC-Produktionsländern so und begründet teilweise die knappe Angebotseinschätzung.

 

Gibt es Auswege aus der Krise?

An der derzeitigen Preissituation gibt es nichts zu beschönigen. An der politischen Weltlage auch nicht. Allerdings sollten sich Verbraucher auch darüber klar sein, dass die heftigen Preisreaktionen einmal mehr auf typischen Marktmechanismen beruhen, die weniger auf aktuellen Tatsachen als auf zukünftigen Prognosen beruhen. Das Beispiel EU-Sanktionen ist hier sehr wichtig: Der Ausstieg aus den Lieferungen erfolgt nicht abrupt, die Versorgungssicherheit hat für jeden Staat oberste Priorität. Gleichzeitig sollen schnelle und hohe Investitionen in alternative Beschaffungssysteme erfolgen. Das wird in die marktbezogene Preisbildung jedoch kaum einkalkuliert, hier drehen sich die Investitionsentscheidungen vor allem um Zahlen wie „zwei Drittel weniger Importe“.

Dieser Effekt kann sich schnell umdrehen, vor allem, wenn staatliche Hilfsmaßnahmen zur Verbraucherentlastung greifen oder die Finanzminister wirksame Deflationsmittel finden. Unterm Strich war der Mai zwar erneut ein klarer Krisenmonat für Energiekäufer, doch er sollte mit derselben Besonnenheit interpretiert werden wie die gesamte derzeitige Lage.

 

Weitere News in Kürze

 

  • Chinas Lockdowns sollen Ende Juni auslaufen
  • Iran setzt griechische Öltanker fest
  • Weiterhin keine Fortschritte im Iran-US-Atomabkommen
  • USA lockern Sanktionen gegen Venezuela – Hoffnung auf mehr Öl auf dem Markt
  • Kanada will Ölproduktion erhöhen

 

Was auf dem Ölmarkt im Juni 2022 wichtig bleibt

China nimmt die Lockdown-Maßnahmen derzeit schrittweise zurück, was die Wirtschaft und damit die Ölnachfrage wieder ankurbelt. Gleichzeitig stehen die US-Fahrsaison sowie ein klimaanlagenintensiver Sommer in vielen Ölproduktionsländern bevor. Damit sollten sich Heizölkäufer auch im kommenden Monat auf hohe Energiepreise gefasst machen, die jedoch von staatlichen Maßnahmen sowie anderen (unerwarteten) Ereignissen gedämpft werden könnten.

Tatsache ist weiterhin, dass sich die Preislage erst ändert, wenn sich die globale Nachrichtenlage ändert. Das lässt sich jedoch nicht prognostizieren, sondern nur täglich analysieren. Dafür können Sie täglich unsere Heizölnews abrufen und auf unserer Heizölpreisseite den Heizölkauf zum für Sie lohnendsten Preisniveau planen.

Sefana Boucherit – Autorin

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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