Heizöl-Rückblick November 2022: Ölpreise gehen deutlich auf Talfahrt

Bei Monatsverlusten von über 20 Prozent kannte der Heizölpreis im November scheinbar nur eine Richtung. Auch wenn sich Heizölkäufer kurzfristig freuen konnten, ist diese Entwicklung keineswegs ein allgemeines Entspannungssignal. Eher im Gegenteil?

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2022

  • Januar: Ölpreise starten auf Langzeithochs ins neue Jahr
  • Februar: Im Ukraine-Konflikt knacken Ölpreise neue Langzeitmarken
  • März: Unveränderte Situation – Preise auf neuen Langzeithochs
  • April: Chinas Lockdowns dämpfen Preisanstiege – Ukraine und Inflation treiben sie an
  • Mai: EU-Sanktionen gegen russisches Gas und Öl – Ölpreise steigen weiter
  • Juni: Rezessionssorgen dämpfen Anstieg der Ölpreise
  • Juli: Zinsanhebungen beeinflussen Ölpreise deutlich
  • August: Turbulente Ölpreisentwicklung zwischen Inflation, Wetter und Geopolitik
  • September: Ölpreise rutschen durch massive Verunsicherung am Markt
  • Oktober: OPEC+ senkt Förderung, Chinas Wirtschaft kommt ins Trudeln

 

 

Heizoelpreisentwicklung 

Die Heizölpreisentwicklung im November 2022 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TotalEnergies

 

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im November 2022

  • Chinas Null-Covid-Strategie sorgt im In- und Ausland für massive Unruhen
  • US-Notenbank bestimmt den Takt an den Devisenmärkten
  • EU-Embargo gegen russische Energie – welche Auswirkungen sind zu fürchten?

 

Mit immer wieder neuen Rekordmeldungen zu Infektionen hat China im November seine Null-Covid-Strategie ein ums andere Mal bekräftigt und damit auf der ganzen Welt für Unruhe gesorgt. Während sich im Land Demonstrationen gegen Lockdowns und Restriktionen häuften, schaute der Ölmarkt vor allem auf den Abschwung der chinesischen Wirtschaft, der das globale Angebots-Nachfrage-Gleichgewicht zunehmend ins Wanken bringt. Bricht die chinesische Wirtschaft ein, bricht auch die Weltwirtschaft ein – die Sorgen um eine Rezession blieben auch im November das bestimmende Thema.

Zumindest in einer Hinsicht war dies jedoch eine gute Nachricht: Die Ölnotierungen für WTI und Brent gaben beide insgesamt um über zehn Prozent nach, der Heizölpreis fiel sogar um rund 22 Prozent. So konnten sich viele Heizölkäufer zu Preisniveaus eindecken, die der Markt zuletzt im Januar 2022 gesehen hatte. Doch wer dahinter ein generelles Entspannungssignal sieht, freut sich zu früh. Der Energiepreisdeckel und das Embargo für russische Energie, das am 5. Dezember in Kraft treten soll, warfen auch im November ihre Schatten voraus. Die Frage für Ökonomen ist, wie wirksam diese Maßnahmen sein werden. Man fürchtet sich weniger vor den Zahlen als vor Russlands Reaktion. Auch wenn die russischen Lieferungen gen Westen sowieso schon deutlich gesunken sind, käme ein kompletter Lieferstopp seitens Moskaus auf dem Markt einem Preisschock gleich.

Im Spannungsfeld von Angebotsknappheit und Rezessionsangst drehten die Ölpreise zum Monatsende wieder klar nach oben – auch wenn der Euro-Dollar-Kurs für inländische Käufer hier ein ausschlaggebenderer Punkt als die Ölnotierungen an sich war. Die US-Notenbank legte einen weiteren deutlichen Zinsschritt hin, die Rendite bei US-Anleihen legte zu, der Euroraum hatte dem nur wenig entgegenzusetzen. In der Gesamtschau hat sich der Eurokurs im November jedoch wieder weiter von der Parität entfernt und behauptete sich unterm Strich tapferer als erwartet – zumal auch die EZB erkannt hat, dass die Durststrecke längst nicht vorbei ist und eigene Zinsschritte notwendig sind.

 

Der schwierige Umgang mit Russland und China – Markt sucht nach Selbstbewusstsein

Auch wenn sich Staaten wie Deutschland oder Frankreich zunehmend von russischen Energielieferungen lossagen, gilt dies längst nicht für alle europäischen Länder. Kleinere Nationen und direkte russische Nachbarn fürchten einen Lieferstopp, sobald die EU gemeinsam auf einen Preisdeckel für russische Energie sowie ein Embargo gegen russisches Gas pocht. Es ist daher mehr als nachvollziehbar, dass der EU-Preisdeckel am Monatsende immer noch nicht in trockenen Tüchern war. Waren zuvor Preise zwischen 65 und 70 Dollar pro Barrel im Gespräch, brauchte es kein langes Rechnen, um diese Idee zu zerlegen. Russisches Öl hat derzeit einen Wert von rund 65 Dollar – die Grenze wäre also finanziell wirkungslos, während das politische Signal dennoch verheerend sein könnte.

Das bringt Russland in eine für den Westen ungünstige Position – zumal der Kreml mit Iran Tauschgeschäfte vereinbart hat, mit denen beide Länder Sanktionen umgehen und ihre Ware loswerden können. Aufgrund der iranischen Proteste und des Vorgehens der Regierung in Teheran gegen die Demonstranten haben die USA neue Sanktionen gegen Iran installiert und gleichzeitig die Atomgespräche komplett auf Eis gelegt. Damit erledigt sich auch die Hoffnung, dass Iran bald wieder Öl für den Weltmarkt liefern könnte.

Während Russland und Iran als Lieferanten im Fokus standen, war mit China der größte Ölabnehmer der Welt permanentes Thema auf dem Handelsparkett. Pekings restriktive Coronastrategie hat die chinesische Wirtschaft stark schrumpfen lassen – und könnte damit zum Rezessionsbeschleuniger werden. Auch wenn sich Analysten fragen, ob die Zahlen zu Rekordinfektionen stimmen, ist es doch Tatsache, dass die chinesischen Impfstoffe weit weniger wirksam als die im Westen verwendeten Vakzine sind. Der Staat verlegt sich daher auf engmaschige Tests und die maximale Kontrolle der Bevölkerung. Diese begehrt nun allerdings immer stärker auf und bringt Peking damit in eine zunehmend prekäre Lage.

China dürfte letztendlich auch einer der Gründe sein, warum sich die OPEC+-Gruppe im Dezember möglicherweise auf eine weitere Kürzung der Förderquoten einigen wird. Schon beim vorherigen Kürzungsschritt hielt das Kartell an der Meinung fest, dass die Nachfrage 2023 deutlich sinken werde und man deswegen für Preisstabilität gegensteuern müsse.

Auch wenn die OPEC-Argumente wirtschaftlich motiviert sind, sind sie doch weder aus der Luft gegriffen noch eine Einzelmeinung. Auch andere wichtige Prognosepapiere, etwa von der EIA oder IEA, zeigen sich bei den Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung 2023 eher pessimistisch.

 

Weitere News in Kürze

  • Raketenangriff auf polnische Grenzstadt sorgt kurzfristig für starke Unruhen
  • Kämpfe in Ukraine gehen weiter
  • USA lockern Sanktionen gegen Venezuela

 

Was auf dem Ölmarkt im Dezember 2022 wichtig bleibt

Konsolidieren alle Player auf dem Ölmarkt sonst am Jahresende ihre Bilanzen, während sich die Händler ruhig verhalten, dürfte der Dezember in diesem Jahr noch einmal für Turbulenzen sorgen. Fragen zu den OPEC-Förderquoten, der russischen Reaktion auf die europäischen Maßnahmen sowie der politischen Entwicklung in China und Iran werden im Dezember dringlicher gestellt und umso deutlicher beantwortet. Was das für die Ölpreise und den Heizölpreis heißt, bleibt selbstverständlich abzuwarten und muss tagesaktuell bewertet werden. Dafür stellen wir Ihnen täglich unsere Heizölnews sowie unsere Heizölpreisseite als Kalkulationshilfe für den Heizölkauf zur Verfügung.

Sefana Boucherit – Autorin

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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