Heizöl-Rückblick Mai 2023: US-Schuldenstreit und wirtschaftliche Unsicherheit – Ölpreise schließen im Minus

Auch wenn die Ölpreise im Mai immer wieder Kehrtwenden hinlegten, zeigte die allgemeine Tendenz nach unten. Denn von Optimismus hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung konnte kaum die Rede sein. Der Blick richtete sich dabei
insbesondere Richtung USA.

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2023

  • Januar: Vorsichtiger Glaube an wirtschaftliche Erholung – starker Euro senkt Ölpreise
  • Februar: Der Pessimismus kehrt an die Märkte zurück und senkt die Ölpreise
  • März: Bankenkrise, Streiks und Rezessionsangst lassen Ölpreise Achterbahn fahren
  • April: Marktsorgen ohne akute Gründe senken Ölpreise

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im Mai 2023

  • US-Schuldenstreit sorgt Weltwirtschaft
  • EZB und Fed mit kleinen Zinsschritten – Ende der Zinsspirale?
  • Unsicherheit zu Angebot und Nachfrage

 

Volatile Ölpreise sind dem Markt bestens vertraut. Auch wenn es im Mai mehrfach so aussah, als würden die Notierungen zum Aufwärtstrend ansetzen, schlossen sie doch im Minus. Die amerikanische Leitsorte WTI gab insbesondere durch Abwärtsschübe Ende Mai im Monatsvergleich um rund sieben Prozent nach, Brent um rund acht Prozent. Der Heizölpreis legte allerdings um knapp drei Prozent zu, was nicht zuletzt dem immer wieder deutlich schwächeren Eurokurs geschuldet war, der im Monatsvergleich knapp drei Prozent verlor.

 

Die Gründe dafür waren schnell ausgemacht: Markt und Wirtschaft wurden vor allem vom US-amerikanischen Streit um die Schuldenobergrenze zwischen Demokraten und Republikanern aufgeschreckt. Auch die Frage, ob die Zinsschritte der Notenbanken mittelfristig zu Ende sind – und was diese noch für die Stabilität und Inflationsbremse tun können –, spielte hinein. Die Antworten blieben naturgemäß vage und unterstrichen die prekäre Situation, in der sich die Weltwirtschaft momentan befindet.

 

US-Schuldenstreit: Worum es geht, was auf dem Spiel steht

Die Verabschiedung bzw. Anhebung einer Schuldenobergrenze zur weiteren Etatplanung ist in den USA normalerweise eine Formalie. Doch die Republikaner nutzten ihre Macht im Repräsentantenhaus im Mai für einen gefährlichen politischen Schachzug: Sie verweigerten die Zustimmung zur Anhebung der Grenze und riskierten damit sehenden Auges, dass die USA Anfang Juni zahlungsunfähig werden.

Das bedeutet, dass keine Regierungsgehälter gezahlt, öffentliche Einrichtungen betrieben, Sozialhilfen bereitgestellt oder Krankenversicherungsleistungen vergütet werden können. Außerdem könnte die größte Volkswirtschaft der Welt ihre Außenstände bei Geldgebern nicht mehr begleichen und würde ihre Kreditwürdigkeit verlieren.

Was nach einem landesinternen Problem klingt, hätte in Wirklichkeit verheerende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Erstens ist der Dollar internationale Leitwährung, zweitens sind die USA für die meisten produzierenden Länder der Welt einer der wichtigsten Abnehmer. Bricht die US-Wirtschaft zusammen, bricht auch die Weltwirtschaft zusammen – daran zweifelte im Mai niemand.

Zwar steckten die Demokraten unter US-Präsident Biden und die Republikaner im Mai permanent in Verhandlungen. Doch nachdem es zum Monatsende so aussah, als gäbe es einen Deal, stellten sich einige Rechtsaußen-Republikaner doch noch dagegen. Die Ölpreise reagierten auf dieses Ringen auf die einzig mögliche Weise – mit einem Abwärtstrend, der trotzdem eine Einigung einkalkuliert. Dabei hätte dieser Streit zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können. Schließlich zweifeln sowieso viele Marktteilnehmer daran, dass es mit der Wirtschaft demnächst wieder aufwärtsgeht.

 

Was wird nun aus der Wirtschaft?

Die US-Notenbank Fed bremste ihren Zinskurs im Mai deutlich ab. Die zehnte Anhebung in Folge fiel mit 0,25 Prozent wesentlich geringer aus – und erste Analysten spekulierten, dass dies der letzte Schritt für 2023 gewesen sein könnte.

Klar ist, dass sich die Währungshüter der heiklen Balance zwischen Deflation und Wirtschaftstätigkeit bewusst sind – und offenbar langsam das Ende ihrer Möglichkeiten zur Stabilisierung der Preise gekommen sehen. Auf der anderen Seite scheinen die Eingriffe Wirkung zu zeigen: Auch im Mai vermeldete die US-Finanzbehörde eine erfreulich gesunkene US-Inflation. Eher durchwachsene Arbeitsmarktdaten bremsten die Freude jedoch schnell wieder ab.

Im Monatsbericht der IEA wurde unterdessen für die kommende Zeit eine ausgeglichenere Energieversorgung festgehalten. Doch der Markt schien dieser Auffassung nicht zu folgen. Gerade Benzin als buchstäblicher Antrieb der Weltwirtschaft wird derzeit als knappes Gut gehandelt – auch wenn die Bestände erst einmal nicht in Bedrängnis sind. Sowohl China und Indien als auch die USA scheinen einen hohen Bedarf zu haben und den Rohöleinkauf sowie die Weiterverarbeitung voranzutreiben. In dieses Horn stießen auch der EIA-Monatsreport und der OPEC-Monatsreport. Chinas Wirtschaft ist allerdings derzeit mit vielen Fragezeichen zu betrachten. Auf der einen Seite nehmen Verkehr und Privatkonsum zu, während die Produktion sowie die Import-/Exportquoten sinken. Auch eine mögliche Immobilienkrise steht im Raum.

Dann wiederum gab es im Mai Versorgungsschwierigkeiten. Durch massive Waldbrände in Kanada musste die nicht unerhebliche Ölwirtschaft des Landes heruntergefahren werden. Mehrere OPEC-Nationen hatten ebenfalls aus verschiedenen Gründen mit Exportschwierigkeiten zu kämpfen.

Unterm Strich gab es daher weder Anzeichen für die eine noch für die andere Wahrheit. Zumindest eines blieb klar: Die Weltwirtschaft läuft – die Frage ist nur, wie lange noch.

 

Weitere News in Kürze

  • OPEC+-Förderkürzungen für Mai wohl nicht vollständig umgesetzt
  • USA leiten Rückkauf strategischer Reserven ein
  • Saudi-Arabien kauft Rekordmengen russischen Öls

 

Was auf dem Ölmarkt im Juni 2023 wichtig bleibt

Schon zum dritten Mal in Folge dürfte die Prognose, dass Unsicherheit weiterhin das Weltgeschehen bestimmt, korrekt sein. Ob und wie der US-Schuldenstreit gelöst wird, ist einer der wichtigsten Faktoren der kommenden Zeit. Darüber hinaus bleibt offen, wie sich die Ölpreise entwickeln werden.

Mit unseren täglichen Heizölnews halten wir Sie nicht nur in dieser Hinsicht auf dem Laufenden. Über die Heizölpreisseite legen Sie selbst fest, wann der perfekte Zeitpunkt zum Auffüllen des Heizöltanks gekommen ist.