Heizöl-Rückblick Juli 2022: Zinsen und Gas – Ölpreise auf Achterbahnfahrt

Deutliche Preisanstiege, deutliche Preisnachlässe und Marktteilnehmer mit Schleudertrauma: Im Juli ging es an den Börsen hoch her. Verantwortlich waren die bekannten Faktoren Ukraine, Angebotsknappheit und Rezessionsangst. Doch der Faktor Geld gab mehrfach den eigentlichen Ausschlag.

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2022

  • Januar: Ölpreise starten auf Langzeithochs ins neue Jahr
  • Februar: Im Ukraine-Konflikt knacken Ölpreise neue Langzeitmarken
  • März: Unveränderte Situation – Preise auf neuen Langzeithochs
  • April: Chinas Lockdowns dämpfen Preisanstiege – Ukraine und Inflation treiben sie an
  • Mai: EU-Sanktionen gegen russisches Gas und Öl – Ölpreise steigen weiter
  • Juni: Rezessionssorgen dämpfen Anstieg der Ölpreise

 

 

Heizölpreisentwicklung im Überblick - Juli 2022

Die Heizölpreisentwicklung im Juli 2022 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im Juli 2022

  • Furcht vor globaler Rezession und Zinsanhebungen – Markt sucht Balance
  • Europas Gasversorgung treibt auch Ölpreise

 

Wer die Marktturbulenzen im Juli 2022 nachvollziehen will, muss nur auf die Preiskurve für Heizöl schauen: Die Schlangenlinie beschrieb immer engere Kurven, die Preistendenz verschob sich von Tag zu Tag. Auf der einen Seite standen dahinter all jene Faktoren, die den Markt seit Monaten bestimmen: Der Ukraine-Konflikt und dessen Konsequenzen für Europas Gas- und Energieversorgung sorgten ebenso für Anstiege wie eine generelle Angebotsknappheit.

Chinas Nachfrage schwankte unterdessen deutlich, weil abermals Lockdown-Maßnahmen gegen Corona ergriffen wurden. Auch die allgemeine Nachfrage in entscheidenden Märkten wie den USA blieb mehrfach hinter saisontypischen Messlatten zurück. Auf der anderen Seite drehte sich im Juli alles ums Geld – und das buchstäblich.

 

Leitzinsen im Kampf gegen die Rezession – der schwierige Hebel

Die Geldentwertung schreitet weltweit voran, die Inflation dämpft Kaufkraft und Kauflust. Deshalb ergreifen immer mehr Notenbanken beherzte und historische Maßnahmen. Die US-Notenbank Fed hob den Dollar-Leitzins mehrfach überraschend kräftig an. Die EZB zog im Juli mit 0,5 Prozentpunkten zwar spät, aber ebenso deutlich nach. Leitzinsanhebungen sollen die Geldmenge im Markt verringern und damit den Geldwert stabilisieren. Das kann funktionieren – oder das Wirtschaftswachstum abwürgen. Beide Möglichkeiten stehen derzeit im Raum und treiben den Anlegern Sorgenfalten ins Gesicht.

Kurzfristig „gewinnen“ stabile Leitwährungen wie der Dollar dieses Zinswettrüsten. So sank der Euro-Dollar-Kurs im Juli auf einen historischen Tiefstand nah an der Parität. Das wiederum machte Heizöl für inländische Käufer teurer – denn Öl und Ölprodukte werden in Dollar gehandelt. Auf der anderen Seite haben die Zinsanhebungen keine unmittelbaren, sofortigen Auswirkungen auf die Inflation. Die Nachfrage blieb also verhältnismäßig gedämpft, gerade Endverbraucher mieden Tankstellen, wo es ging. So erklärt sich auch der scheinbare Widerspruch zwischen den Ölnotierungen und dem Heizölpreis: Brent und WTI verloren im Monatsvergleich je vier bzw. sieben Prozent an Wert, der Heizölpreis legte im Juli zum Vormonat um fast zehn Prozent zu.

Im deutschen Heizölpreis schlugen sich jedoch auch kontinentale Besonderheiten nieder, die im Wesentlichen vom Konflikt zwischen Russland, der Ukraine und Europa bestimmt wurden.

 

Europas Gas und die Ölpreise – die Sorge steigt

Gas und Öl sind beides wichtige Energieträger, im Konflikt um die Ukraine zeigt sich jedoch ihre unterschiedliche Bedeutung für Europa. Russlands Gas versorgt den gesamten westlichen Kontinent und ist derzeit Moskaus wichtigster Faustpfand.Das zeigte sich im Juli vor allem an der entscheidenden Gas-Pipeline Nord Stream 1. Sie wurde turnusmäßig für Wartungsarbeiten abgeschaltet. Der Kreml drohte, dass sie nicht wieder angeschaltet werden könne – und damit die ohnehin gedrosselten Lieferungen vollständig ausbleiben würden.

Zunächst kam die Erleichterung – zum angekündigten Termin war die Versorgung wiederhergestellt. Dann allerdings erfolgte eine erneute Drosselung. Derzeit liefert die wichtige Gasverbindung zwischen Sibirien und Brandenburg nur noch rund 20 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität. Während sich Rohöl bzw. Heizöl vergleichsweise einfach auf anderen Wegen beschaffen lässt, ist Gas nur über Pipelines kostengünstig zu haben. Für den Schiffshandel muss es erst aufwendig und teuer lagerfähig gemacht und anschließend wieder in verwendbares Gas umgewandelt werden.

Genau dies ist das Problem bei Europas Abhängigkeit von Nord Stream 1 und dem Gebaren Russlands. Dass die Gaspreise damit explodieren, ist nachvollziehbar. Immer mehr Abnehmer suchen händeringend nach Alternativen. Allerdings ist ein Umrüsten auf andere Energieträger ebenso schwierig machbar wie eine neue Beschaffungsquelle für Gas. Dennoch: Steigen in Europa die Gaspreise, steigen die Ölpreise mit, selbst wenn das Verhältnis global anders beschaffen ist. Wie immer auf dem Markt geht es dabei nicht zwangsläufig um das aktuelle Angebot auf dem Spotmarkt, sondern um die Aussichten für die kommende Heizperiode: Ein Teil der hohen Gaspreise und allgemein der Energiepreise beruht auf der laut ausgesprochenen Prognose, dass die Speicher im Winter nicht ausreichend gefüllt sein werden. Ob es so kommen wird oder nicht, lässt sich nicht sagen. Die Auswirkungen der schieren Möglichkeit zeigen sich jedoch bereits jetzt.

 

Weitere News in Kürze

  • Libyen erneut unter politischer Spannung – Ölproduktion sinkt
  • USA geben 20 Millionen Barrel Öl aus strategischen Reserven frei
  • Streik norwegischer Ölarbeiter wird kurzfristig beendet
  • OPEC+ bleibt bei Produktionsmengenvereinbarung
  • Produktion der OPEC-Länder sinkt im Vergleich zum Vormonat erneut

 

Was auf dem Ölmarkt im August 2022 wichtig bleibt

Das Thema Gas und Nord Stream 1 wird den Markt im August weiter intensiv beschäftigen. Genauso wie die Frage, ob und wie die Leitzinsanhebungen die Inflation im Zaum halten können. Für beide Faktoren lassen sich jedoch keine sicheren Vorhersagen treffen.

Zudem darf die derzeitige Wettersituation nicht unterschätzt werden. Rekordtemperaturen lassen den Einsatz von Klimaanlagen nach oben schnellen, für die es Treibstoff und Energie braucht. Die Nachfrageseite könnte im August also einen Schub erhalten, der von der Angebotsseite nicht aufgefangen werden kann.Vorbereitung und Information sind im aktuellen Marktumfeld alles. Nutzen Sie unsere Heizölnews für eine tagesaktuelle Einordnung der Preistendenzen und legen Sie den Zeitpunkt zum Auffüllen Ihres Tanks über unsere Heizölpreisseite fest.

 

 

 

Sefana Boucherit – Autorin

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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