Heizöl-Rückblick Februar 2023: Orientierungslosigkeit senkt Ölpreise

Ukraine-Krieg, Inflation, Angebotslage: Im Februar hatten die Händler zahllose Fragen im Kopf, was sich in einer eher pessimistischen Grundstimmung ausdrückte. Das freute zumindest die Heizölkäufer.

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2023

  • Januar: Vorsichtiger Glaube an wirtschaftliche Erholung – starker Euro senkt Ölpreise

 

Heizölpreisentwicklung im Februar

Die Heizölpreisentwicklung im Februar 2023 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TotalEnergies

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im Februar 2023

  • Weitere EU-Embargos gegen russische Energie – Moskau orientiert sich Richtung Asien
  • Erdbeben in der Türkei und Syrien
  • Inflation verliert an Schwung, trotzdem kommt Angst vor Rezession zurück
  • US-Ölbestände steigen ständig – doch es fehlt an eindeutigen Begründungen
  • Chinas Nachfrage zeigt sich weiter stabil

 

Die Faktoren bleiben, die Stimmung hat sich gedreht

Im Grunde schloss der Februar in Sachen Nachrichtenlage nahtlos an den Januar an, doch die Stimmung unter den Händlern verkehrte sich im vergangenen Monat praktisch ins Gegenteil: Die Rezession scheint doch noch nicht abgesagt, Putins Krieg in der Ukraine gewinnt für die Notierungen psychologisch wieder an Bedeutung und die Angebotslage wurde umso kritischer beäugt.

War die Talfahrt der Preise im gesamten Februar fast stabil, drehte sich zum Monatsende das Blatt. Die Ölnotierungen sanken im Monatsvergleich dennoch um rund zwei Prozent, während der Heizölpreis um rund acht Prozent nachgab. Die Kehrtwende wirkte, als hätten die Händler vorerst ein Fazit gezogen: Chinas Nachfrage ist ein wirtschaftlicher Motor, der vom Kampf gegen die Inflation noch nicht ausgebremst wird.

 

Ein Jahr Krieg in der Ukraine

 Rund um den Jahrestag der Invasion Russlands in die Ukraine analysierten Händler genau, welche Wirkungen die weiteren Embargos und Preisdeckel gegen russische Energie tatsächlich haben. Während Europas Rechnung, sich von Moskau unabhängiger zu machen, aufzugehen scheint, wird Putins Kasse dennoch weiterhin mit Öldollars gefüllt.

Laut Aussagen des Kremls gibt es erstens genug europäische Abnehmer, die von den Ausnahmen bei den Embargos Gebrauch machen. Zweitens sind Asien und insbesondere China nur zu gern bereit, die Rabatte auf russisches Öl wahrzunehmen. Russlands Ankündigung, man wolle die Ölproduktion im März um 0,5 Mio. Barrel pro Tag senken und zusätzlich die Exportquoten an den Westhäfen um dieselbe Menge drosseln, wurde vom Markt als politischer Schachzug aufgenommen. Da die USA mehr Öl nach Europa liefern und etwa Polen trotz Lieferstopp russischen Öls durch die Druschba-Pipeline seinen Bedarf aus anderen Quellen zu decken scheint, sieht es in vielerlei Hinsicht so aus, als würde Moskau nach und nach seine energiebasierte Macht über den Rest der Welt einbüßen.

Trotzdem wurde im Februar insbesondere nach Putins Rede zur Lage Russlands erneut klar, dass ein Ende des Krieges vorerst nicht in Sicht ist und die internationale Staatengemeinschaft weiterhin einen heiklen Pfad zwischen Stärke und Diplomatie beschreiten muss.

 

Ist das Angebot knapp oder nicht?

Das verheerende Erdbeben in der Türkei und Syrien hatte zwar nur teilweise und temporäre Auswirkungen auf einige Lieferinfrastrukturen von irakischem und aserbaidschanischem Öl. Doch es zeigte einmal mehr die Verwundbarkeit der weltweiten Lieferketten. Zudem unterstrich die Katastrophe, dass das weltweite Ölangebot weiterhin als knapp wahrgenommen wird. Ob dies stimmt, ist jedoch keineswegs eindeutig. Die US-Bestandsdaten kletterten im gesamten Februar fast kontinuierlich auf neue Höchstwerte. Auch wenn sich einige dieser Zahlen beim Nachrechnen als Erfassungsfehler herausstellten und etwa wetterbedingte Nachfragedämpfer sowie hohe Importe die Zahlen erklärten, schien es unterm Strich doch so, als gebe es genug Hinweise auf genug Öl. Deshalb war es nicht ganz nachvollziehbar, warum Präsident Biden die Summe durch eine weitere Freigabe strategischer Ölreserven noch erhöhte.

Fast schon in einem Nebensatz bildete der Februar zudem den Start neuer Handelsbeziehungen zwischen Venezuela und den USA. Nachdem einige der wichtigsten Sanktionen gegen das wirtschaftlich und politisch wacklige Land in Südamerika aufgehoben worden waren, durfte es erstmals seit 2018 wieder sein wichtigstes Exportgut Rohöl nach Norden liefern.

Wie es der Markt nicht anders kennt, blieb die OPEC+-Gruppe erwartbar bei ihren Förderquoten. Hier ist man bereits seit Langem der Meinung, dass es genug Öl gibt und die Preise durch künstliche Verknappung hochgehalten werden müssen. Außerdem ist Russland immer noch Teil des Bündnisses, sodass die Unbeweglichkeit der Produktion auch politisch interpretiert werden kann.

 

Zinsanhebungen gegen die Inflation – reicht das?

Als eines der größten Fragezeichen in der aktuellen wirtschaftlichen Lage gilt die Zinspolitik beiderseits des Atlantiks. Die Leitzinsen in den USA und Europa wurden auch im Februar erneut angehoben. Die Fed gibt hier weiterhin den Kurs vor, was dem Dollar unterm Strich Aufwind gibt. Damit verliert nicht nur der Euro an Wert beim Heizölkauf, auch andere Währungen haben das Nachsehen, die Kauflaune sank deshalb allgemein.

Dabei ist immer noch nicht klar, ob die Zinsanhebungen tatsächlich etwas gegen die Teuerung und eine drohende Rezession bewirken können. In Europa – insbesondere auch in Deutschland – scheint die Lohn-Preis-Spirale enger und steiler gedreht zu werden. Mitarbeiter vieler Branchen streiken für mehr Geld, um sich ihr Leben leisten zu können. Doch höhere Löhne werden am Ende immer wieder auf die Endkundenpreise umgelegt, sodass dadurch ein verheerender Beschleuniger für den wirtschaftlichen Abschwung in Gang gesetzt werden könnte.

Das bisher einzige wirkliche Gegengewicht kommt aus dem Fernen Osten. Dieses Gewicht ist allerdings stark: Chinas Nachfrage ist gestiegen und scheint trotz dämpfender Prognosen vorerst weiterhin nach oben zu zeigen. Sollten hier jedoch klare Dellen entstehen, könnte sich die Einstellung zur wirtschaftlichen Stabilität der Welt deutlich verschlechtern.

 

 

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Was auf dem Ölmarkt im März 2023 wichtig bleibt

Mit der Kehrtwende zum Februarende wird es wieder schwieriger, die Ölpreise bzw. Einstellungen für den März zu konturieren. Der Ukraine-Krieg bleibt genauso ein Thema wie die Entwicklung der Preise und Inflationsraten. Mit unseren täglichen Heizölnews bleiben Sie auf dem Laufenden und können über die Heizölpreisseite Ihren individuell besten Zeitpunkt für den Heizölkauf festlegen.