Heizöl-Rückblick August 2022: Angebot und Nachfrage zwischen Hoffnung und Realität – Ölpreise steigen

Zwischen Inflationstreibern und Entspannungstendenzen zeigte sich der August in Sachen Ölpreise turbulent. Ausschlaggebend waren am Ende das Wetter, ein unterschiedliches Tempo bei der Geldpolitik und die bereits bekannten geopolitischen Faktoren.

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2022

  • Januar: Ölpreise starten auf Langzeithochs ins neue Jahr
  • Februar: Im Ukraine-Konflikt knacken Ölpreise neue Langzeitmarken
  • März: Unveränderte Situation – Preise auf neuen Langzeithochs
  • April: Chinas Lockdowns dämpfen Preisanstiege – Ukraine und Inflation treiben sie an
  • Mai: EU-Sanktionen gegen russisches Gas und Öl – Ölpreise steigen weiter
  • Juni: Rezessionssorgen dämpfen Anstieg der Ölpreise
  • Juli: Zinsanhebungen beeinflussen Ölpreise deutlich

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im August 2022

  • Rezessionsängste als zentraler Markttreiber
  • OPEC pokert um Förderquoten
  • Iran-Verhandlungen in den finalen Zügen
  • Währungsungleichgewicht treibt Ölpreise – Euro weniger wert als der Dollar

 

Für Verbraucher war der August erneut ein Monat zum Haare raufen. Nachdem es zum Monatsanfang noch so aussah, als käme etwas Entspannung in die Ölpreise, zogen sie ab Monatsmitte umso deutlicher an. Gerade Heizöl machte einen sichtbaren Satz nach oben. Das lag jedoch weniger an der weiterhin bestehenden weltweiten Angebotsknappheit – sondern vielmehr am Wetter und den Entwicklungen auf dem Devisenmarkt.

In Europa wird Rohöl vorrangig per Schiff von den internationalen Verladehäfen zu den verarbeitenden Raffinerien weitertransportiert. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit waren die Flusspegel im August jedoch deutlich gesunken, sodass wichtige Verkehrsadern wie der Rhein für Öltanker kaum noch zu passieren waren.

Gleichzeitig sank der Euro auf historische Tiefststände und war zeitweise genauso viel oder weniger wert als der Dollar. Da alle Ölnotierungen von Brent bis Gasoil in Dollar gehandelt werden, bekamen einheimische Ölkäufer im August also deutlich weniger Heizöl für ihr Geld. Diese monetäre Schieflage ergibt sich aus zwei Gründen: Einerseits ist der Ukraine-Krieg inklusive Sanktionen gegen Russland aus Sicht des Marktes vor allem ein unmittelbares europäisches Problem. Zweitens fährt die US-amerikanische Notenbank Fed einen aggressiven Zinskurs, um die Inflation zu bekämpfen. Die Europäische Zentralbank hingegen bleibt vorsichtig.

Mit diesen preissteigernden Faktoren hätte man im August leicht vergessen können, dass die Marktstimmung eigentlich eher nach unten zeigt. Denn die Angst vor einer Rezession wurde auch im vergangenen Monat nicht gemildert. Gerade Chinas Wirtschaftsdaten hielten die Sorge hoch. Auch die US-amerikanischen Nachfragewerte ließen die Marktteilnehmer nicht los. Die Entwicklungen in Sachen Atomabkommen sollten die Ölpreise eigentlich entspannen. Beide Seiten versicherten im August ein ums andere Mal, dass die Unterzeichnung eines neuen Vertrags praktisch um die Ecke liege. Man sei mit der Finalisierung beschäftigt, Uneinigkeiten gäbe es nicht mehr. Mit einer Unterschrift könnte iranisches Öl wieder frei auf dem Markt sprudeln und damit zum Beispiel die sanktionierten Ausfälle aus Russland ausgleichen – zumindest etwas.

Umso mehr sorgte die OPEC-Gruppe für Unmut, als sie laut Einzelstimmen darüber nachdachte, die Quoten ab Herbst zu drosseln. Das schickte verquere Signale in den Markt – und unterstrich einmal mehr die Uneinigkeit und Fragilität des Kartells.

Insgesamt schnellte der Heizölpreis im August um etwa zehn Prozent im Vergleich zum Vormonat nach oben. Die amerikanische Ölsorte WTI legte im Monatsvergleich um rund drei Prozent zu, Brent stieg um rund fünf Prozent.

 

Der Markt sieht knappes Angebot – die OPEC nicht

Mit dem Einstieg in den Herbst und kälteren Tagen mehren sich die Fragen, wie sich Angebot und Nachfrage im letzten Quartal von 2022 verändern werden. Der Markt weiß zwar, dass eine Rezession und eine deutlich sinkende Nachfrage zu befürchten sind, bleibt aber vorerst auf der Position, dass das knappe Angebot bestehen und wichtiger sein wird. Die OPEC hingegen ist bereits seit dem Frühjahr der Ansicht, dass die Monate zum Jahresende von einem Überangebot geprägt sein werden – und bringt sich entsprechend in Stellung. Zwar sollen die Förderquoten ab September nochmals um 100.000 Barrel pro Tag steigen. Doch danach könnten diese Zahlen nach unten korrigiert werden.

Es ist zwar seit einiger Zeit klar, dass die teilnehmenden Länder diese Vorgaben sowieso nicht erfüllen können. Der Signalwert der Zahlen bleibt jedoch hoch – genauso wie der der Begründungen, die dazu abgegeben werden. Zum Monatsende brachte Saudi-Arabien überraschend klare Quotensenkungen ins Spiel, der Rest des Kartells beeilte sich aber zu versichern, dass solche Maßnahmen an die Entwicklung des Iran-Abkommens geknüpft werden würden. Es wundert nicht, dass sich die Prognoseberichte von OPEC und anderen Institutionen wie der International Energy Agency (IEA) im August widersprachen. Die OPEC blieb bei einem Überangebot im letzten Quartal, die IEA glaubte weiterhin an Verknappung. Wer Recht hat, wird sich zeigen. Allerdings wird die generelle Einstellung des Ölkartells immer wahrscheinlicher. Beim Blick auf die US-Nachfragedaten zeigten sich im August bereits mehrfach klare Dellen, Chinas Wirtschaft krankte deutlich an weiteren Lockdown-Maßnahmen und einer generellen ökonomischen Bremse.

Auch darf nicht ignoriert werden, dass die Kürzungsvereinbarungen generell zum Jahresende auslaufen. Danach wird es fraglich, wie das Kartell die weitere Zusammenarbeit gestaltet.

 

Wann kommt die Iran-Unterschrift?

Nachdem sich monatelang nichts getan hatte, schien das neue Atomabkommen zwischen Iran und den USA im August endlich unterschriftsreife Formen anzunehmen. Zumindest beeilten sich die Vertreter beider Seiten immer wieder, dies zu versichern. Diese Unterschrift hätte nicht nur weitreichende Folgen für die internationalen Beziehungen, auch der Ölmarkt könnte davon profitieren. Sanktioniertes iranisches Öl könnte damit wieder frei auf den Markt gelangen. Zwar ist das Land seinen Rohstoff trotz Sanktionen in den vergangenen Jahren losgeworden, die illegalen Ausfuhren werden jedoch nicht in das allgemeine Angebot eingerechnet.

Viele große Abnehmer kaufen offiziell kein iranisches Öl. Sollte sich der Status des Landes ändern, wäre damit ein klarer Gewinn auf der Angebotsseite erreicht. Iran ist außerdem in der Lage, seine Produktion recht schnell zu steigern. 2021 lag die durchschnittliche Tagesproduktion bei 3,6 Mio. Barrel, zuvor bewegte sich der Wert meist über vier Millionen. Werte aus den Siebzigern zeigen jedoch, dass Iran auch zu Mengen um 6 Millionen fähig ist.

 

Weitere News in Kürze

  • Heftige Unruhen in Irak zum Monatsende
  • Libyen von Ausschreitungen betroffen
  • Russische Druschba-Pipeline erneut unterbrochen

 

Was auf dem Ölmarkt im September 2022 wichtig bleibt

Mit dem Einstieg in den September und ersten Heizperioden wird sich zeigen, welche Prognosen eher der Realität entsprechen. Es gibt sowohl klare Hinweise auf eine sinkende Nachfrage als auch auf eine weitere Angebotsverknappung. Der Ukraine-Krieg und das russische Gebaren bleiben weiterhin wichtig, die Entwicklungen im Iran-Abkommen werden scharf beobachtet. Nicht zuletzt sind Wirtschaftsindikatoren entscheidend, die die Frage nach einer Rezession klären könnten – oder nicht.

Langfristige Prognosen sind derzeit so unsinnig wie selten zuvor. Aktuelle Informationen und kurzfristiges Handeln sind die wesentlich bessere Strategie. Lesen Sie deshalb täglich unsere Heizölnews und legen Sie den optimalen Zeitpunkt zum Auffüllen Ihres Tanks über unsere Heizölpreisseite fest.

 

Sefana Boucherit – Autorin

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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