Heizöl-Rückblick April 2022: Ukraine, Inflation und China unverrückt im Fokus

Der Dominoeffekt des Ukraine-Konflikts für die globale Politik, Energieversorgung und Preisbildung setzte sich auch im April fort. Mögliche Energiesanktionen gegen Russland und ein zunehmend schwacher Euro trieben den Heizölpreis an, Gegentendenzen verhinderten jedoch deutlichere Anstiege.

 

Im Überblick: So entwickelte sich der Heizölpreis im Jahr 2022

  • Januar: Ölpreise starten auf Langzeithochs ins neue Jahr
  • Februar: Im Ukraine-Konflikt knacken Ölpreise neue Langzeitmarken
  • März: Unveränderte Situation – Preise auf neuen Langzeithochs

 

Kompakt informiert: Die wichtigsten Entwicklungen für den Ölpreis im April 2022

  • Ölpreise folgen weiterhin Entwicklungen in der Geopolitik
  • Koordinierte Freigabe strategischer Reserven – insgesamt 120 Millionen Barrel für den Markt
  • Subventionen und Entlastungsprogramme sollen Energiepreise senken, könnten aber die Inflation weiter antreiben
  • Europäische Energiesanktionen gegen Russland weiterhin Diskussionsthema
  • Chinesische Lockdowns wirken preissenkend

 

 

Heizölpreisentwicklung April 2022

Die Heizölpreisentwicklung im April 2022 im Überblick // Alle Angaben ohne Gewähr // © TOTAL

 

Genauso wenig, wie der Ukraine-Konflikt im April gelöst werden konnte, gab es generell auch keine neuen Einflüsse auf die Ölpreise. Nach dem wiederholten Erklimmen immer neuer Langzeithochs flachten die Kurven jedoch deutlich ab, die Monatsbilanz fiel in Teilen sogar neutral aus. Brent legte unterm Strich eine Nullrunde ein, WTI stieg „nur“ um zwei Prozent. Auch Heizöl trat im Vergleich auf der Stelle.

Dabei spielten auf beiden Seiten der Rechnungen wesentliche Punkte hinein: Für steigende Tendenzen sorgte die anhaltende Diskussion um ein komplettes Energieembargo der EU gegen Russland. Hatte sich Deutschland zuvor noch deutlich gesperrt, zeichnete sich hier zum Monatsende ein Einlenken ab. Gleichzeitig verlor der Euro aufgrund der Lage in der Ukraine und der daraus entstehenden Effekte für Europa immer weiter an Wert und machte in Dollar gehandeltes Öl umso teurer. Das dämpfte allerdings kaum die Nachfrage und hatte in zweiter und dritter Instanz wiederum einen steigenden Einfluss auf die Kurse. Auch die Inflation als genereller Preistreiber bildete sich in den Notierungen ab.

Auf der anderen Seite setzten Subventionen und preissenkende staatliche Maßnahmen an Zapfsäulen auf der ganzen Welt ein Signal für den Markt, dass die Aussichten nicht hoffnungslos pessimistisch sind. Zudem beeilten sich die Energieminister Europas immer wieder zu sagen, dass sie es schaffen werden, auch ohne russisches Gas oder Öl die Versorgung zu sichern. Handfeste Entlastung kam aus den USA und von der International Energy Agency (IEA): Die beschlossene koordinierte Freigabe strategischer Ölreserven in Höhe von insgesamt 120 Millionen Barrel hielt die Kurse klar im Zaum.

Einen nicht geringen Einfluss hatte außerdem die sinkende chinesische Nachfrage. Eine rigorose Lockdown-Politik, die das erneut aufgeflammte Corona-Virus im Zaum halten soll, nahm klar Druck aus den Kursen. China als einer der wichtigsten Öl-Nachfrager der Welt schränkt das öffentliche Leben derzeit so deutlich ein, dass weitaus weniger Energie gebraucht wird. Das ist in der aktuellen Lage zur Abwechslung ein positives Signal.

 

Weitere Anstiege oder Preisentspannung – Der Ölmarkt zeigt in der Krise seine Natur

Wenn der April auch in dem Sinne keine wirklichen Neuigkeiten brachte, so zeigte dieser Monat doch besonders deutlich, wie der Ölmarkt funktioniert. Fakt ist, dass Russland bis zum Zeitpunkt dieses Berichts seine zugesagten Lieferungen an Westeuropa eingehalten hat. Fakt ist auch, dass etwa die USA ihre Rohöl-Produktion erhöht und neue Lieferallianzen auch mit Europa geschlossen haben. Wenn wir von einem knappen Angebot als wichtigstem Antrieb für steigende Ölpreise reden, ist dies bis zu einem gewissen Punkt nicht wörtlich zu verstehen. Auch wenn physisch verfügbare Energieträger momentan längst nicht so einfach zu haben sind wie noch im vergangenen Jahr, ist der Eindruck von Knappheit eher das Ergebnis von Prognosen und Fragen für die kommende Zeit: Wird Putin die Gashähne zudrehen, wendet sich Europa von Russland ab, wie steht es um die weitere Konfliktentwicklung , werden Lieferketten komplett zerbrechen usw.?

Eben weil der Markt derzeit vom Schlimmsten ausgeht, explodieren auch die Ölpreise. Die Angebotsseite beruht also so stark auf Erwartungen wie selten. Schon deshalb konnten die beiden wichtigsten Gegenargumente – Chinas Nachfrage und die strategischen Reserven – einen solch ausgleichenden Effekt entwickeln. Sie sind handfest, mit Zahlen belegbar und im Jetzt und Hier verankert.

Zudem darf nicht vergessen werden, dass hohe Energiepreise für die Produzenten ein Segen sind – insbesondere in Ländern, die davon abhängig sind. Das erklärt zumindest zum Teil, warum sich die Förderquoten der OPEC nicht nach oben bewegen. Lieferschwierigkeiten und Ausfälle der Infrastruktur spielen jedoch auch hinein. Auch Russland ist von Öl- und Gasdollars abhängig, was die Lage rund um den Ukraine-Krieg nochmals prekärer macht.

Damit schließt sich auch der Kreis zur schwierigen Position der EU: Zieht sie sich aus dem Energiehandel mit Russland zurück, könnte dies schwerwiegende Folgen für die Position Putins haben, auf die er entsprechend reagieren könnte.Im Spiegel dieser Lage befand sich der Ölmarkt im April in einer klaren Pattsituation, die sich in den Kursen abzeichnete. Der Wegdaraus ist leider keineswegs klar, da die Konsequenzen jeder Handlung momentan auf einer sehr dünnen und sich täglich ändernden Nachrichtenlage fußen.

 

Weitere News in Kürze

  • Waffenstillstand zwischen Jemen und Huthi-Rebellen
  • Keine Fortschritte im Iran-US-Atomabkommen

 

Was auf dem Ölmarkt im Mai 2022 wichtig bleibt

Wie deutlich wird, können alle Entwicklungen zum Ukraine-Konflikt, der Angebotslage und den Währungsentwicklungen im Mai nur ebenso tagesaktuell bewertet werden wie in den Monaten zuvor. Von der kommenden OPEC-Sitzung ist nicht viel Neues zu erwarten, Erklärungen zum gemeinsamen Vorgehen der EU dürften jedoch folgenreich sein.

Bleiben Sie am besten immer informiert und lesen Sie unsere täglichen Heizölnews. Auf unserer Heizölpreisseite finden Sie den aktuellen Ölpreis für Ihre Region.

Sefana Boucherit – Autorin

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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