US-Ölbestände schicken Ölpreise auf Rallye – Heizölpreis zieht mit
28. Juni 2018, Nicola Bergau
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- DOE: starker Rückgang bei US-Rohöl bestätigt
- Produktionsausfall in Kasachstan
- Brent bei 77,43 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 662,25 US-Dollar
- Euro fällt auf 1,1562 US-Dollar
- Heizölpreis steigt auf 70,50 Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ US-Rohölbestände stark rückläufig | ▼ Nach Beschluss: OPEC-Staaten heben Ölproduktion sukzessive an |
▲ US-Regierung erhöht den Sanktionsdruck gegen den Iran | ▼ Saudi-Arabien plant Rekordhoch bei Rohölförderung |
▲ Produktionsunterbrechungen in Libyen und Kasachstan | ▼ Handelsstreit zwischen USA, EU und China |
▲ Drohende US-Sanktionen gegen Venezuela | ▼ US-Strafzölle auf europäischen Stahl und Aluminium |
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 77,43 US-Dollar. Der Vergleichswert von Mittwoch betrug noch 76,54 US-Dollar, der Schlusspreis für Mittwoch wurde bei 77,62 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 662,25 US-Dollar. Der Vergleichswert am Mittwoch lag bei 653,25 US-Dollar, während der Schlusspreis am Mittwoch bei 666,00 US-Dollar stand.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
Nachdem sich die Aufregung um die Produktionsanhebung der OPEC-Länder vorerst gelegt hat, rücken andere Faktoren für den Markt in den Mittelpunkt. Und dabei sind es vor allem die stark rückläufigen US-Ölbestände, die für Aufsehen sorgen. Auch die Produktionsausfälle in Libyen sowie aktuell nun in Kasachstan zeigen, dass das globale Ölangebot trotz angekündigter Förderanhebungen zunächst nicht aus den roten Zahlen kommen dürfte. Hinzu kommt der Faktor Iran, der sich immer weiter zuspitzt.
Gerade weil US-amerikanisches Öl laut der Zahlen des DOE sowie des API in dieser Woche nur in begrenztem Maße in den Vorratslagern zu finden ist, schickte dieser Umstand gestern vor allem die amerikanische Leitnotierung WTI auf ein neues 3,5 Jahreshoch. Davon wurden die Notierungen an der ICE in London mitgezogen.
Wie lange dieser Effekt anhält, hängt nicht zuletzt davon ab, wie die am OPEC-Deal beteiligten Länder ihre Förderungen anheben werden und ob Lieferprobleme aus Libyen sowie die politisch motivierten Begrenzungen für Iran durch andere Länder wie Saudi-Arabien ausgeglichen werden. Auch die Nachfrage, die in den vergangenen Wochen immer weiter in den Hintergrund geriet, dürfte angesichts der Handelsstreitigkeiten wieder wichtiger werden. Im Ringen um die Handelszölle werden über kurz oder lang einzelne Industriezweige sicher weniger Öl nachfragen.
Entwicklung Eurokurs
Der Euro hat im Vergleich zu gestern Morgen noch einmal an Wert verloren. Stand er zum gestrigen Tagesstart noch bei 1,1650 US-Dollar, notierte er heute Morgen bei 1,1562 US-Dollar, die Tendenz ist fallend.
Eine erneute Steigerung des Dollar-Werts ist hauptsächlich für diese Entwicklung verantwortlich. Wie schon gestern festgehalten, flüchten sich Anleger in die Leitwährung Dollar, weil sie angesichts des Handelsstreits sowie zahlreicher binnenpolitischer Probleme in der Eurozone immer noch der sicherere Hafen ist.
Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
- DOE folgt API-Zahlen zu gesunken US-Ölbeständen – und korrigiert sie nach oben
- Auch Kasachstan meldet Produktionsausfälle
DOE korrigiert Rekordabbauten laut API sogar nach oben
Wie immer, wenn sich die Berichte des Department of Energy und des American Petroleum Institutes einig sind, schauen die Marktteilnehmer noch einmal ganz genau hin. So bestätigt das DOE die extremen Abbauten bei Rohöl in den USA nicht nur, es legt noch ein paar Barrel drauf.
Die DOE-Daten im Überblick
Die extremen Abbauten bei Rohöl lassen sich trotz ihrer Höhe recht gut erklären: Die Raffinerieauslastung ist saisonal bedingt recht deutlich gestiegen, weil die Sommernachfrage nach Produkten kurz bevorsteht. Gleichzeitig übertreffen die Exporte die Importe und die Nachfrage insgesamt hat leicht zugelegt.
Die Lieferprobleme aus Kanada (wir berichteten gestern Morgen) schlagen sich vor allem in gesunkenen Beständen im US-Lager Cushing nieder. Insofern sind also alle diese Werte kaum überraschend, allerdings so eindeutig preissteigernd und jenseits der Erwartungen, dass sie sich kaum ignorieren lassen.
Wie schon in der vergangenen Woche verzeichnete das DOE zudem wiederum den Fakt, dass die Ölförderung nach Monaten der kontinuierlichen Steigerung weiterhin stagniert. In den Schieferölgebieten nahm sie leicht zu, während sie in Alaska im fast gleichen Maße abnahm. Daraus einen Trend abzulesen, wäre zwar voreilig. Doch mehrere Wochen, die nicht unter dem Vorzeichen „erwartete US-Ölflut“ stehen, sind dennoch bemerkenswert.
Kasachstan hat Produktionsprobleme
Über Kasachstan als Land mit rund 18 Mio. Einwohnern an der Grenze zu Russland berichtet die Welt relativ selten – schon gar nicht im Zusammenhang mit Öl. Wenn überhaupt, steht das Land als größter Uranproduzent der Welt im Fokus. Allerdings gehört Erdöl hier zu den wichtigsten Einnahmequellen und wird von der staatlichen KazMunayGas kontrolliert. Die Förderquote erreichte 2013 81 Mio. Tonnen und machte das Land so zu einem der 20 größten Ölproduzenten der Welt. Darum war es für die OPEC auch ein Gewinn, neben Russland auch Kasachstan als Nicht-Mitglied ins Boot des Kürzungsdeals zu holen.
Nun vermeldete Kasachstan Probleme mit dem erst kürzlich in Betrieb genommenen Ölfeld Kashagan, das als Symbol für die immer aktivere Ölförderung des Landes gilt. Rund 240.000 B/T weniger sollen seit Sonntag gefördert worden sein, Größenordnungen, die wir zuvor für die ersten Produktionsausfälle im weitaus bekannteren Libyen festgehalten hatten.
Gründe für die Probleme wurden nicht angegeben, auch soll der Lieferengpass nur bis Dienstag angehalten haben. So oder so ist aber auch diese Meldung ein Zeichen dafür, dass es um das globale Ölangebot momentan nicht zum Besten steht.
Heizölpreisentwicklung
Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 70,50 Cent pro Liter Heizöl. Am Mittwoch waren es 69,24 Cent.
Wie wir schon mehrfach festgehalten haben, ist das Hoffen auf baldig und schnell sinkende Heizölpreise momentan eher unrealistisch. Nicht nur die zahlreichen Lieferengpässe, auch die relative (bisherige) Wirkungslosigkeit der OPEC-Beschlüsse spielen in diese Entwicklung hinein. Nicht zuletzt der Eurokurs macht mögliche Preisnachlässe für inländische Heizölkäufer momentan immer wieder zunichte.
Darum lautet unser wichtigster Tipp: Machen Sie sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Auswirkungen unabhängig – und nutzen Sie das heutige Preisniveau für den Heizölkauf insbesondere dann, wenn sich der Tank leert. Wenn Sie sich heute zum Kauf entscheiden, können Ihnen die Entwicklungen der nächsten Monate vollkommen gleich sein – und Sie holen die Tankanzeige aus dem roten Bereich.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.