Trump wirft EU Währungsmanipulation vor – Ölpreise kaum verändert

23. Juli 2018, Nicola Bergau

Heizöl zum Wochenstart günstiger 23.07.18

Wie schon zu Monatsbeginn hat Iran gedroht, Exportrouten für Öl aus der Seestraße von Hormus zu blockieren. Diesmal waren die Worte deutlicher und direkt gegen Trump gerichtet. Dieser brachte indes den Dollar durch Vorwürfe gegen die EU unter Druck. Heizöl ist heute etwas günstiger.

Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick

  • Iran erhöht verbalen Druck auf USA
  • Devisenmarkt: Trumps Vorwürfe der Währungsmanipulation gegen China und EU
  • Weniger US-Ölbohranlagen
  • Brent bei 72,94 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 643,50 US-Dollar
  • Euro steigt auf 1,1725 US-Dollar
  • Heizölpreis fällt auf 67,81 Euro / 100L
     

 Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung

 

Nachfrage im US-Markt zieht an
US-Sanktionen gegen Iran
Produktionsschwierigkeiten in Kanada und Kasachstan halten an
Steigende Ölproduktion in OPEC-Staaten begrenzt Reservekapazitäten
Weniger US-Ölbohranlagen

Saudi Arabien beschränkt Öl-Exporte
Libysche Ölhäfen wieder geöffnet, doch Lage weiterhin angespannt
Iran droht mit Seeblockade für Ölrouten

DOE-Bericht: US-Ölbestände im deutlichen Plus
Debatte um Abbau der strategischen US-Öl-Reserven
EIA: US-Ölförderung wird im Juli und August stark steigen
US-Sanktionen: Ausnahmen für Abnehmer iranischen Öls
Wachstum der globalen Ölnachfrage verlangsamt sich
Handelsstreit zwischen USA, EU und China

 

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
 

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 23.07.2018 // Alle Angaben ohne GewährDer Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 72,94 US-Dollar. Der Vergleichswert von Freitag betrug noch 72,76 US-Dollar, der Schlusspreis für Freitag wurde bei 73,07 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 643,50 US-Dollar. Der Vergleichswert am Freitag lag bei 641,00 US-Dollar, während der Schlusspreis am Freitag bei 644,75 US-Dollar festgehalten wurde.

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Die Preisentwicklung im Überblick

Das Wochenende stand im Zeichen schon bekannter News, die allerdings einmal neue Nahrung erhalten haben. Irans Drohung gegen US-Präsident Trump, „nicht mit dem Schwanz des Löwen [zu] spielen“, zielte auf die Möglichkeit einer Seeblockade der Straße von Hormus ab, die den Ölexport aus den Golfstaaten erheblich behindern würde. Diese Drohung stand bereits Anfang Juli im Raum, doch wird die Rhetorik nun schärfer.

Noch zeigt sich der Markt davon wenig beeindruckt, auch wenn die Anleger den Tonfall und den direkten verbalen Angriff auf Trump genau beobachten, genauso wie dessen ebenso scharfe Antwort. Der US-Präsident hat unterdes China erneut Währungsmanipulation vorgeworfen – auch das war bereits in einem Trump-Tweet Thema. Doch nun gilt der Vorwurf auch für die EU. Das vorläufige Ergebnis: Der Dollar ist unter Druck.

Insgesamt bringen diese News kaum neue Impulse, der Handel zeigte sich am Morgen mit einer leichten Tendenz ins Minus – wofür allerdings eher technische Signale verantwortlich sind.
 

Entwicklung Eurokurs

Der Euro hat sich übers Wochenende sichtbar nach oben entwickelt. Zum Tagesstart kostete er 1,1719 US-Dollar, der Vergleichswert für Freitag betrug 1,1645 US-Dollar. Die EZB legte den Referenzpreis für Freitag auf 1,1670 US-Dollar fest.

Trump twitterte „China, die EU und andere haben ihre Währungen manipuliert“ – und der Markt reagierte prompt – mit einem fallenden Dollar. Die Manipulationsvorwürfe gegen China sind nicht neu und wurden zuvor mit Wechselkursmauscheleien begründet. Nun steht der niedrige europäische Leitzins der EZB für Trump im Fokus.

Der Hintergrund: Während die amerikanische Notenbank Fed ihren Leitzins immer weiter erhöht und damit dem Dollar aktiv Auftrieb gibt, hält sich das europäische Pendant EZB seit Jahren zurück und belässt den Leitzins bei 0.

Ein starker Dollar klingt zwar wie eine gute Sache, doch ist es für ein Land mit einer starken Währung zunehmend schwieriger, im internationalen Handel konkurrenzfähig zu bleiben. Schließlich zahlen ausländische Abnehmer für amerikanische Waren mehr, wenn der Dollar stark ist – wie wir auch bei Heizöl sehen. Dadurch sinkt das Interesse an diesen Waren und die ausländischen Abnehmer suchen sich Alternativen.

Insofern hatte der Tweet also einen (kurzfristigen) Erfolg und drückte den Dollarwert. Doch wie bei allen Aussagen des Präsidenten über den Kurznachrichtendienst bleiben die Märkte auf mittelfristige Sicht unbeeindruckt.

Die Fed trifft ihre Zinsentscheidungen dennoch unabhängig vom Präsidenten und wird am Vorgehen wohl nichts ändern. Denn auch so ließe sich der Tweet lesen: als Vorwurf gegen die Notenbänker aus dem eigenen Land.
 

Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik

  • Iran droht Trump mit Seeblockade per Löwen-Metapher
  • Weniger US-Ölförderanlagen
  • Die Handelswoche im Überblick
     

Konflikt zwischen Iran und USA vor erneuter Zuspitzung? 

Im Konflikt zwischen Iran und USA zu möglichen Sanktionen wird die Rhetorik schärfer. Irans Präsident Ruhani drohte am Wochenende dem US-Präsidenten scharf und brachte die Möglichkeit einer iranischen Seeblockade im Persischen Golf ins Spiel. Diese könnte praktisch alle wichtigen ölexportierenden Länder der Region von einer ihrer wichtigsten Exportrouten abschneiden. Das würde in der Folge den weltweiten Öltransport auf einen Schlag um rund 30 Prozent senken.

Iran kämpft seit der einseitigen Aufkündigung des Atomabkommens durch die US-Administration im Mai um eine Lösung, wie es die zu erwartenden wirtschaftlichen Einbußen bei einem Boykott auffangen könne. Iran klopfte dafür schon bei der EU an und ließ auch hier etwas die verbalen Muskeln spielen. Schließlich besitzt Iran mit dem Atomprogramm ein durchaus wichtiges Unterpfand.

Die Europäer versuchen, iranische Öllieferungen zum Teil abzunehmen und die finanzielle Stabilität des Landes zu gewährleisten. Das reicht aber nicht weit genug, schließlich ist Iran praktisch gänzlich von Öl abhängig und Trump kündigt harte Strafen für viele Unternehmen an, die mit Iran Handel treiben. Auch wenn er in diesem Punkt schon zurückgerudert ist und Ausnahmen für die Sanktionen in Aussicht stellte, könnte die iranische Ölexportwirtschaft dennoch um 1,4 Mio. B/T sinken, wie Experten ausrechnen.

US-Präsident Trump bleibt allerdings im Kern seiner Sanktionsvorstellungen hart – und treibt damit Iran immer weiter mit dem Rücken zur Wand. So lässt sich auch die Aussage Ruhanis einordnen, die es an Schärfe definitiv nicht missen lässt.

Auch Trump ließ sich nicht lange bitten und antwortete mit gleicher Härte und verbatt sich ein für allemal Drohungen des iranischen Staatsführers gegenüber der USA.
 

Weniger US-Ölbohranlagen

Der wöchentliche Baker Hughes-Report zur Anzahl aktiver Ölbohranlagen in den USA vermeldete für die vergangene Woche einen Rückgang um fünf Anlagen. Damit liegt die Gesamtzahl nun leicht unter dem 3,5 Jahreshoch, das in der Vorwoche erreicht wurde. Allerdings zeigt der Blick auf die Langzeitentwicklung, dass die Zeiten des kontinuierlichen Anstiegs bei der Erschließung neuer Anlagen vorerst vorbei sind.
 

Die Handelswoche im Überblick

Für die Euro- oder Ölpreisentwicklung möglicherweise einflussreiche Wirtschaftsdaten der Woche im Überblick*:

Montag, 23.07.2018

  • Aktivitätsindex Chicago Fed, USA

Dienstag, 24.07.2018

  • Einkaufsmanagerindex, Eurozone
  • Markit PMI, Eurozone
  • Markit PMI, USA
  • Wöchentlicher Rohöllagerbestand American Petroleum Institute (API), USA

Mittwoch, 25.07.2018

  • Ifo-Geschäftsklimaindex, Deutschland
  • EIA Rohöl-Lagerbestand, USA

Donnerstag, 26.07.2018

  • OPEC-Treffen
  • EZB-Zinssatzentscheidung
  • Arbeitsmarktdaten, USA

Freitag, 27.07.2018

  • BIP, USA
  • Baker Hughes Wochenreport (Anzahl aktive US-Bohranlagen)

*Termine ohne Gewähr

 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 67,81 Cent pro Liter Heizöl. Am Freitag waren es 68,13 Cent, übers Wochenende 67,96 Cent.

Die deutlichen Preisschwankungen der vergangenen Woche sind vorerst passé und es kehrt etwas Ruhe ein – wie lange diese anhält, lässt sich natürlich nicht sagen. Damit wird es wieder wichtiger, sich das heutige Preisniveau zum Heizölkauf zu sichern. Das gilt insbesondere, wenn sich der Tank leert. Denn so machen Sie sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig, die den Markt seit Wochen immer wieder überraschen.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.

 

Nico Bergau - Leiter Onlinehandel

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

kontakt-heizoelnews@total.de

Aktuelles und Tipps

1 / 219
Heizöl-Rückblick Februar 2024: Geopolitik bleibt für die Ölpreise bestimmend
5. März 2024
Aktuelles / Alle Beiträge
Die Konflikte im Nahen Osten verloren auch im Februar nicht an Einfluss und nagelten die Ölpreise auf ihren höheren Niveaus fest. Deshalb konnten Spekulationen zur Nachfrageentwicklung auch keinen deutlicheren Einfluss nach unten entwickeln. » Weiterlesen
Heizöl-Rückblick Januar 2024: Zuspitzung im Nahen Osten lässt Ölpreise steigen
6. Februar 2024
Aktuelles / Alle Beiträge
Wiederholte Angriffe jemenitischer Rebellen auf US-Ziele und die internationale Schifffahrt rund um die Arabische Halbinsel haben die Ölpreise im Januar sprunghaft ansteigen lassen. Anhaltende Fragezeichen zur Nachfrage begrenzten allerdings die Aufwärtstendenz. » Weiterlesen