Steigende Ölpreise ausgebremst
5. September 2018, Peter Dudda
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- Langzeithoch bei Ölpreisen wird durch Gewinnmitnahmen begrenzt
- Einfluss von Tropensturm geringer als zuerst angenommen
- Erschließung von Ölquellen in Afrika nimmt zu
- OPEC: Preisspanne zwischen 70 und 80 US-Dollar als Ziel
- Brent bei 77,75 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 691,50 US-Dollar
- Euro fällt auf 1,1584 US-Dollar
- Heizölpreis steigt auf 78,76 Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ Hurricane Gordon rollt auf Golf von Mexico zu
▲ DOE vermeldet Rekordnachfrage auf US-Markt
▲ Iranische Ölexporte rückläufig
▲ EIA-Prognose: Unterversorgung der Märkte bis Ende des Jahres
▲ IEA-Prognose: Nachfrage dürfte weiter steigen
▲ Inkrafttreten erster US-Sanktionen gegen Iran
▲ China investiert in Öl-Infrastruktur
▶ OPEC: Preisspanne zwischen 70 und 80 Dollar soll gehalten werden
▶ Ölquellen-Erschließung in Afrika nimmt zu
▶ USA geben strategische Ölreserven frei
▶ China gibt Käufe von US-Öl frei
▶ Mexico und Venezuela wollen intensiv in die Ölindustrie investieren
▼ Erneute Strafzölle zwischen China und USA
▼ Irak auf Exporthoch – mit noch freien Kapazitäten
▼ Libyens Ölproduktion steigt wieder
▼ OPEC steigert Produktion
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Mittwochmorgen bei 77,75 US-Dollar. Der Vergleichswert von Dienstag betrug noch 78,405 US-Dollar, der Schlusspreis für Dienstag wurde bei 78,17 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 691,50 US-Dollar. Der Vergleichswert am Dienstag lag bei 697,50 US-Dollar, wobei im Tagesverlauf die Langzeithöchstmarke von 710,00 US-Dollar markiert wurde. Der Schlusspreis wurde am Dienstagabend bei 697,00 US-Dollar festgelegt.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
Nach der – zumindest nachrichtenmäßig – langen Durststrecke im letzten Monat, kommen die Märkte aktuell nicht mehr richtig zur Ruhe. Binnen weniger Tage sind die Ölpreise wieder auf die Niveaus von Ende Mai geschossen. Damals konnten erst Beschlüsse der OPEC zu einer Ausweitung ihrer Ölproduktion für etwas Entspannung an den Märkten sorgen. Die für den Heizölpreis so wichtige Notierung ICE Gasoil markierte gestern ihren 4-Jahres-Höchststand. Auch die Referenzölsorte Brent kratzte an der Marke von 80 US-Dollar. Auslöser für diese Entwicklung ist und bleibt die undurchsichtige Versorgungslage. Letztlich lassen sich in diesen unsicheren Zeiten prima Spekulationen betreiben, was die Preise letztlich in die Höhe treibt. Die Nachrichtenlage war gestern vor allem durch den über dem Atlantik aufziehenden Tropensturm Gordon dominiert. Mittlerweile ist allerdings klar, dass die Auswirkungen des Sturms auf die Ölindustrie im und am Golf von Mexiko nur sehr gering sein werden. Zusätzlich belastete jedoch eine Meldung aus Nigeria die Stimmung. So soll es aufgrund von Streiks zu Blockaden von Einrichtungen der Ölinfrastruktur im Land gekommen sein. Der Betreiber spricht bereits von realen Produktionsverlusten.
Ein starker US-Dollar sorgte zum Handel am Nachmittag für ein nachlassendes Kaufinteresse. Schließlich ist das in US-Dollar gehandelte Öl für Käufer außerhalb der USA bei einer stärkeren US-Währung schlichtweg teurer. Breit angelegte Gewinnmitnahmen zum späten Handel entspannten die Situation – zumindest was die Ölpreise betrifft – wieder etwas.
Heizölverbraucher in Deutschland, vor allem im Süden, müssen sich indes wohl mit einem weiterhin hohen Preisniveau zufrieden geben. So ist die inländische Versorgungslage aufgrund der niedrigen Flusspegel weiterhin angespannt. Auch ein durch eine Havarie herbeigeführter Raffinerieausfall im bayerischen Vohburg belastet die inländische Versorgungslage. Zusätzlich ist Öl aufgrund der Dollar-Stärke gerade teurer im Import. Diese Umstände werden entsprechend in ein höheres Heizölpreisniveau umgesetzt, so dass Heizölkunden heute nur bedingt von den leicht nachgebenden Ölpreisen profitieren können.
Entwicklung Eurokurs
Der Euro kostete zum Tagesstart 1,1584 US-Dollar. Gestern Morgen waren es noch 1,1591 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB für Dienstag wurde noch bei 1,1562 US-Dollar festgelegt.
Der US-Dollar gilt in Zeiten von US-gemachten Handelsstreitigkeiten als sicherer Hafen. Zudem wird der Dollar auch durch die wirtschaftlichen Unsicherheiten in Schwellenländern wie Südafrika belastet. Nach jüngsten Daten ist das Land in eine Rezession gerutscht, Anleger sind verunsichert. Die Dollar-Stärke belastet wiederum den Euro. Für heute könnten Umsatzzahlen aus dem europäischen Einzelhandel für neue Impulse an den Devisenmärkten sorgen.
Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
- Geht Gordon die Luft aus?
- OPEC-Informant: Ölpreis maximal bei 80 US-Dollar?
Was passiert mit Hurricane Gordon?
Hurrikan Harvey hatte Ende August des Vorjahres die gesamte ölproduzierende Küstenregion lahmgelegt. Die globalen Ölpreise sind damals zwischenzeitlich deutlich nach oben katapultiert. Die Sorge war bis zuletzt groß, dass der sich seit Tagen zusammenbrauende Tropensturm Gordon ein ähnliches Schadensbild verursachen könnte. Gestern gab es schließlich Entwarnung. Gordon hat in seiner Intensität nicht weiter zugelegt und fegt zur Zeit als Hurrikane der Stufe 1 über die Golfküste der USA hinweg. Die Behörden haben sicherheitshalber den Notstand über einige Regionen verhängt. Im Golf selbst wurden nur wenige Förderanlagen evakuiert, auch die Raffinieren im betroffenen Gebiet laufen weiter. Problematisch könnten allerdings wetterbedingte Stromausfälle sein, die im letzten Jahr immer wieder für Produktionsstopps während der Hurrikansaison gesorgt hatten.
Saudi Arabien als inoffizieller Preisregulierer?
Umso höher der Ölpreis, umso besser für die Ölfördernationen. Wenn es doch nur so einfach wäre. Vor allem Saudi Arabien ist so abhängig vom Öl wie kaum eine andere Nation auf der Welt – zumindest wenn man den in den letzten Jahrzehnten erworbenen und stetig ausgebauten Wohlstand im Land erhalten will.
Doch ein zu hoher Ölpreis hat auch seine Tücken. So rufen hohe Ölpreise weitere Produzenten auf den Plan, die eigentlich mit einer unrentablen und teuren Ölproduktion normalerweise keine Chance am Markt hätten. Gedacht sei dabei zum Beispiel an die kostenintensive Erschließung von Ölquellen in der Tiefsee, die sich bei hohen Preisniveaus plötzlich wieder bezahlt machen können.
Zusätzlich dämpft ein hoher Ölpreis auch die Nachfrage. Das wiederum kann eine Kettenreaktion zu Folge haben, an deren Ende schließlich ein Abflauen der globalen Konjunktur steht. Der Gedanke, dass Saudi Arabien damit ein berechtigtes Interesse an einem ausgeglichenen Ölpreisniveau hat, ist wohl berechtigt.
Als die Ölpreise im Juni kurzzeitig nah an der Marke von 80 US-Dollar standen, verkündeten die Saudis, dass sich ihre Ölförderung auf einem Rekordniveau befände. In der Folge gaben die Kurse wieder deutlich nach. Als wenige Wochen später die Ölpreise so deutlich abflauten, dass die Marke von 70 US-Dollar in greifbarer Nähe schien, verkündeten die Saudis plötzlich, dass ihre tatsächliche Förderung doch deutlich hinter den zuerst bekannt gegebenen Zielmarken lag. In der Folge konnte ein Absacken der Preise verhindert werden.
Aus inoffiziellen OPEC-Kreisen heißt es nun, dass die Preisspanne von 70 bis 80 US-Dollar tatsächlich dem Ziel der Saudis entspricht. Offiziell heißt es dennoch, das man sich mit dem eigenen Fördergebaren an der Versorgungslage orientieren wird. Beim aktuellen Preisniveau könnte also damit gerechnet werden, dass sich Saudi Arabien, oder vielleicht auch die gesamt OPEC, in den nächsten Tagen so positionieren werden, dass die Ölpreise wieder leicht fallen.
Heizölpreisentwicklung
Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 78,76 Cent pro Liter Heizöl. Am Dienstag waren es 77,16 Cent.
Jede langfristige Preisprognose und das Aufschieben des Heizölkaufs ist momentan eher ein Lottospiel als eine durchdachte Vorgehensweise. Vor dem Beginn der kalten Jahreszeit ist es daher die beste Überlegung, sich schnell zum Heizölkauf zu entscheiden. Die Faktoren für weitere Preisanstiege stehen leider gut – vor allem mit Blick auf die Veröffentlichung der US-Bestandsdaten heute und morgen. Sichern Sie sich daher heute das möglicherweise beste Preisniveau der Woche.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.