Raffineriebrand und Stimmungswechsel an den Märkten sorgen für deutlich steigende Preise

31. Juli 2017,

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Ein Brand in Rotterdam hat die größte Raffinerie Europas lahmgelegt, die zudem an einem der wichtigsten Umschlagplätze für ICE Gasoil auf dem Kontinent steht. Das trieb die Preise für ICE Gasoil nach oben, auch andere Ölwerte sind übers Wochenende weiter gestiegen.

Ölpreisentwicklung

Haben sonst Produktionsausfälle an Pipelines etc. in weiter entfernten Ländern für den Ölmarkt zwar stabilisierende, aber nicht so gravierende Folgen, sieht das heute Morgen deutlich anders aus. Die größte Raffinerie Europas hat am Wochenende gebrannt, die Produktion steht still.

Das senkt das Angebot an ICE Gasoil so deutlich, dass die Preise dieses Wertes heute Morgen einen enormen Sprung hingelegt haben. Auch Brent und andere Ölwerte steigen leicht an, vor allem, weil sich die Stimmung am Markt langsam in Richtung Optimismus für stabile Ölpreise zu drehen scheint. Die Vorzeichen dafür sind vorhanden.

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der europäischen Ölpreis Brent notiert momentan bei 52,67 US-Dollar. Das ist leicht über dem Schlusskurs von Freitag mit 52,52 US-Dollar, aber schon deutlicher über dem Donnerstagsschluss (51,49 US-Dollar).

Bei ICE Gasoil, dem maßgeblichen Indikator für den inländischen Heizölpreis, sieht die Situation aufgrund des Brandes etwas dramatischer aus. Er notiert momentan bei 495,00 US-Dollar. Das ist nicht nur ein enormer Sprung gegenüber dem Freitagsschluss (485,00 US-Dollar), auch der Donnerstagswert liegt deutlich darunter (475,25 US-Dollar).

Das Problem daran: Da bisher nicht abzusehen ist, wie groß der Schaden ist und wann die Raffinerie Pernis in Rotterdam wieder auf Hochtouren arbeiten kann, ist auch nicht abzusehen, wie weit die ICE-Preise noch steigen werden.

Ausgerechnet Rotterdam und damit auch die größte Raffinerie Europas sind der wichtigste Umschlags- und Referenzmarkt für ICE Gasoil, also die Grundlage für Heizöl und Benzin, in ganz Europa.

Oder anders gesagt: Wenn es hier einen deutlichen Produktionsausfall gibt, bekommt dies der gesamte Kontinent zu spüren. Das dürfte sich zwar nicht unbedingt in Angebotsknappheit, aber sicher in steigenden Preisen ausdrücken.

Baker Hughes Report zeigt wieder Anstieg bei US-Ölbohranlagen

Mit zwei neuen Anlagen, die die Gesamtzahl nun auf 766 aktive Ölbohrplattformen erhöhen, ist der Baker Hughes Report in dieser Woche wenig überraschend. Die Geschwindigkeit der Inbetriebnahme auf amerikanischem Boden hat offensichtlich nachgelassen. Das wird vor allem als wirtschaftliche Reaktion auf die bisher sinkenden Ölpreise gesehen.

Neue Stimmung an den Märkten?

Schaut man sich die Entwicklung der vergangenen zwei Wochen genauer an, häufen sich die Zeichen dafür, dass der Markt langsam aber sich eine neue Stimmungssaite anzuschlagen scheint.

Zunächst sieht es ein wenig so aus, als würden die OPEC-Kürzungen langsam doch die lang erwarteten Effekte zeigen: Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate und Saudi-Arabien haben ihre Exportquoten gesenkt, was sich in weniger Öl bei den Abnehmerländern niederschlägt.

Nigeria, bisher stets auf der Überholspur bei der Ölförderung, hat sich auf eine Produktionsbegrenzung eingelassen. Auch wenn die Juli-Produktion des Ölkartells insgesamt immer noch gestiegen ist, gelangt vieles davon nicht mehr in die Vorräte der importierenden Länder. Darauf deuten zumindest die US-Bestandsberichte der vergangenen Woche hin.

Zusätzlich gerät der Markt für Brent Oil jetzt in die sogenannte Backwardation. Dies ist eine Konstellation, bei der vereinfacht gesagt die Käufer an den Märkten eher darauf setzen, sofort verfügbares Öl zu praktisch jedem Preis zu bezahlen. Das wiederum ist ein Indikator dafür, dass sich bei Angebot, Nachfrage oder beidem neue Situationen ergeben haben.

Viele Experten gehen davon aus, dass vor allem das Angebot gesunken zu sein scheint  – und weil weniger Öl verfügbar ist, werden schnell Käufe platziert, um die Vorräte aufzufüllen. Das ist besonders interessant, weil vorher eine Stimmung herrschte, bei denen die Käufer eher darauf setzten, Öl mit einem Erfüllungszeitraum in der nahen Zukunft zu kaufen. Jetzt allerdings wird nicht mehr Öl gekauft, dass später, sondern direkt zur Verfügung steht.

Schaut man sich dies von der anderen Seite an, scheint auch die globale Nachfrage gestiegen zu sein, was in den Sommermonaten kaum überrascht – schließlich ist jetzt Reisezeit, in warmen Gegenden müssen Klimaanlagen betrieben werden etc.

Das alles heißt zwar noch nicht, dass sich der Markt, wie zum Jahresanfang prognostiziert, endlich auf höherem Niveau einpendelt, doch nach dem deutlichen Pessimismus der vergangenen Monate ist ein solcher Stimmungswechsel mehr als auffällig.

Die Handelswoche im Überblick

Für die Euro- oder Ölpreisentwicklung möglicherweise einflussreiche Wirtschaftsdaten der Woche im Überblick*:

Montag, 31.07.2017

  • Verbraucherpreisindex Eurozone
  • Einkaufsmanagerindex USA

Dienstag, 01.08.2017

  • Bruttoinlandsprodukt Eurozone
  • Individuelles Einkommen /Haushaltsausgaben USA
  • ISM verarbeitendes Gewerbe USA
  • Wöchentlicher Rohöllagerbestand American Petroleum Institute (API), USA

Mittwoch, 02.08.2017

  • Erzeugerpreisindex USA
  • EIA Rohöl Lagerbestand

Donnerstag, 03.08.2017

  • Einkaufsmanagerindex Eurozone
  • Markit PMI Eurozone
  • Markit PMI USA

Freitag, 04.08.2017

  • Baker Hughes Wochenreport (Anzahl aktive US-Bohranlagen)
  • Arbeitsmarktzahlen USA

*Termine ohne Gewähr

Entwicklung Eurokurs

Die europäische Gemeinschaftswährung bleibt zwar weiterhin über 1,17 US-Dollar, lässt aber leicht nach. Aktuell steht sie bei 1,1726 US-Dollar. Die EZB legte den Referenzpreis für Freitag bei 1,1729 US-Dollar fest.

Ein Blick auf den Wirtschaftskalender zeigt, dass in dieser Woche zahlreiche Konjunkturdaten für Bewegung auf den Devisenmärkten sorgen könnten. Momentan wird der Euro allerdings weiterhin davon getragen, dass der Dollar aufgrund der Regierungsprobleme in den USA schwächelt.

Heizölpreisentwicklung

Heute Morgen lässt sich nichts daran herum rechnen: Der Raffineriebrand mit den deutlichen Preissteigerungen bei ICE Gasoil sorgt letztendlich auch für gestiegene Heizölpreise. Allerdings nicht ganz so stark, da der Euro weiterhin auf hohem Niveau steht: Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 54,85 Cent pro Liter Heizöl. Am Freitag waren es noch 54,57 Cent.

Wenn sich Ihr Tank leert, ist momentan dennoch die beste Gelegenheit für den Heizölkauf. Wie wir dargelegt haben, könnte sich die Situation bereits in den nächsten Tagen noch weiter verschärfen, da ein offensichtlich geringeres Angebot an Öl in Europa, zusammen mit der neuen Situation an den Märkten, noch weitere Preissteigerungen nach sich ziehen könnte. Außerdem mehren sich die Hinweise, dass es mit dem Pessimismus am Markt vorerst vorbei ist.

Darum sollten Sie jetzt nicht weiter auf mögliche Preisnachlässe spekulieren, sondern sich mit dem Heizölkauf auch die Gelassenheit ins Haus holen, dass turbulente Marktveränderungen für Sie vorerst nicht mehr relevant sind.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.