OPEC: Doch nur eine moderate Produktionsausweitung?

19. Juni 2018, Peter Dudda

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Russland und Saudi Arabien haben in den vergangenen Wochen bereits Fakten geschaffen und ihre Ölproduktion ausgeweitet. Andere OPEC-Mitglieder kritisieren das scharf. Wird nun zurückgerudert? Die Ölpreise reagieren mit Kursaufschlägen. Hier erfahren Sie die Auswirkungen auf die Heizölpreise.

Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick

  • Spekulation um geringere Produktionsanhebung als erwartet
  • Strafzölle: Trump läutet nächste Runde mit China ein
  • Brent bei 74,74 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 648,00 US-Dollar
  • Euro stabil bei 1,1623 US-Dollar
  • Heizölpreis zieht auf 68,84 Euro / 100 Liter an


Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung

 OPEC-Produktionssteigerungen geringer als erwartet
Produktionsausfall in Libyen
 Bestandsabbauten bei US-Öl laut DOE
 IEA schätzt Angebotslage etwas knapper ein
 Nordkorea bekennt sich zu Denuklearisierung
 Force Majeure auf Öllieferungen aus Venezuela
 Drohende US-Sanktionen gegen Venezuela
 USA kündigen harte Sanktionen gegen Iran an

 Erneute US-Strafzölle gegen China
Russland und Saudi-Arabien produzieren mehr Öl
 US-Strafzölle auf europäische Stahl und Aluminium 
 OPEC-Produktion könnte schon im Juni steigen

 


Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
 

 

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 19.06.2018 // Alle Angaben ohne Gewähr 

Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent konnte sich wieder deutlich erholen und stand am Dienstagmorgen bei 74,74 US-Dollar. Gestern Morgen waren es noch 72,93 US-Dollar. Der Schlusspreis zum Handelsschluss am Monatag wurde bei 75,34 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, hat ebenfalls wieder zugelegt. Am Morgen stand der Kurs bei 648,00 US-DollarDer Vergleichswert vom Wochenstart am Montagmorgen lag noch bei 636,75  US-Dollar, während der Schlusspreis am Montag bei 648,00 US-Dollar stand.

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Die Preisentwicklung im Überblick

In dieser Woche ist das Hauptthema an den Märkten das anstehende OPEC-Gipfeltreffen am 22. Juni in Wien. Es geht um nicht weniger als die Zukunft des OPEC-Förderkürzungsdeals, der immerhin zu einem deutlichen Teil die Preissteigerungen der vergangenen anderthalb Jahre mitzuverantworten hat. Mittlerweile ist in den Reihen der OPEC ein heftiger Streit entbrannt, ob das Kartell die Förderquoten lockern oder wie geplant bis Ende des Jahres beibehalten soll.

Noch letzte Woche verkündete zumindest schon einmal Russland im Anschluss von Gesprächen mit Saudi Arabien, dass man die Fördermengen schrittweise um 1,5 Millionen Barrel pro Tag ausweiten werde – in der Folge gab es zum Wochenende deutliche Kursverluste bei den Ölpreisen und der Heizölpreis fiel um fast 1,5 Cent pro Liter. Gestern lautete die Meldung, dass aktuell jedoch nur eine Produktionssteigerung von maximal 0,6 Millionen Barrel diskutiert werde. Die Kurse zogen daraufhin zum späten Montagabend wieder an und schlossen damit auf ihren Tageshochs.

Bereits im frühen Handel zeichnen sich jedoch bereits Verluste ab. In Kombination mit einem leicht stärkeren Euro, können Heizölverbraucher daher nur mit moderat steigenden Heizölpreisen für heute rechnen.  
 

Entwicklung Eurokurs

Nachdem der Euro zum Donnerstag letzte Woche wieder um mehr als 2 Cent gefallen ist, konnte sich der Kurse zum Wochenende im Bereich der 1,16 US-Dollarmarke stabilisieren – und genau dort befindet er sich immernoch. Kostete die Gemeinschaftswährung zum Montag noch 1,1595 US-Dollar, waren es heute Morgen bereits wieder 1,1623 US-Dollar. Die EZB legte den Referenzpreis zuletzt am Montagnachmittag auf 1,1613 US-Dollar fest.

Der Handelskonflikt zwischen China und den USA könnte heute zur Belastungsprobe für die Aktienmärkte werden. Die Devisenmärkte, insbesondere im Europäischen und US-Amerikanischen Währungsraum könnten mitziehen. Der negative Effekt auf den Heizölpreis durch einen damit weiter fallenden Euro könnte jedoch ausgeglichen werden, da auch fallende Ölpreise bei schlechter Stimmung an den Aktienmärkten möglich ist.
 

Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik

  • Kompromiss für OPEC-Produktionsanhebungen?
  • Erneute Strafzölle gefährden Öl-Nachfrage
     

​OPEC: Produktionsausweitung nur um 0,6 Mio. Barrel pro Tag?

Seit Ende 2016 schränken die OPEC und weitere Partner im Rahmen eines Abkommens ihre Ölförderung künstlich ein. Ziel war eine Absenkung der globalen Ölbestände und damit eine Verknappung des Angebots – letztlich mit dem Ziel die Ölpreise nach ihren Tiefstständen in den Jahren 2015 und 2016 wieder steigen zu lassen. Wer seit Frühjahr diesen Jahres ab und an den Blick auf die Kurstafeln wagt und dazu die aktuelle Versorgungslage verfolgt, kann erkennen, dass der Zenit des Förderkürzungsdeals eigentlich längst überschritten ist.

Die Ölpreise haben in den vergangenen Wochen Höchststände erreicht. Im Prinzip kommt das natürlich jedem Ölproduzenten entgegen, doch liegt gerade für die OPEC und ihre Partner in den hohen Ölpreisen eine besondere Gefahr: Umso höher die Kurse, umso attraktiver ist die Ölproduktion auch für Länder außerhalb der OPEC. Vor allem die USA profitieren von der selbstauferlegten Förderbeschränkung des Kartells. Ohne das sie selbst aktiv werden müssen, nimmt die Anzahl aktiver Bohrplattformen und damit auch die US-Ölförderung von Woche zu Woche immer weiter zu – und das bei stetig steigenden Ölpreise.

Insbesondere Russland sieht hierbei die Gefahr, dass der Markt durch das Gebaren der USA wieder in ein Ungleichgewicht fallen könnte. Natürlich sieht man auch die eigenen Marktanteile gefährdet. Daher setzt der wohl noch größte Ölförderer der Welt auf eine langsame aber stete Anhebung der Ölförderung im Rahmen des Abkommens. Saudi Arabien, Wortführer innerhalb der OPEC, kommt dadurch in Bedrängnis. Einerseits muss es Russland als wichtigsten OPEC-Partner bei Laune halten, andererseits sind die Stimmen aus den eigenen Reihen laut, die Produktionssteigerungen gänzlich ablehnen. So sind es insbesondere Venezuela, Iran und der Irak, welche die Produktionssteigerungen infrastrukturell nicht mitragen können und bei niedrigeren Preisen Verluste einfahren würden.

Zumindest die von Russland ins Spiel gebrachten Produktionssteigerungen von 1,5 Millionen Barrel pro Tag scheinen nun ausgeräumt. Die Verhandlungsbasis ist dem Vernehmen nach nun ein Produktionsanhebung um 0,3 bis 0,6 Millionen Barrel pro Tag. Sollte es sich dabei um das am Ende der Woche zu entscheidende Schlussergebnis der Verhandlungen handeln, hätte das auf die Märkte zwei wesentliche Effekte. Erstens wäre die OPEC nebst Partnern weiterhin in der Lage einstimmig Beschlüsse im Rahmen des Deals zu treffen. Diese Einigkeit würden für Sicherheit und damit Preisstabilität sorgen.

Der zweite Effekt ist da schon um einiges schwerwiegender: Die globale Versorgungslage mit Rohöl ist und bleibt weiter angespannt. Venezuelas Ölproduktion ist seit Jahren rückläufig, der Iran steht unter dem Druck der US-Sanktionen und auch aus Libyen wurden aufgrund der jüngsten inländischen Konflikte hohe Lieferausfälle gemeldet. In der Summe können die Ausfälle allein dieser drei OPEC-Produzenten nicht mit einer Gesamtproduktionsanhebung von täglich 600.000 Barrel Rohöl angehoben werden. Eine OPEC-Einigung in diesem Rahmen könnte an den Märkten daher zu deutlichen Preissteigerungen führen. 

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Nächste Runde im Schlagabtausch: Trump droht China erneut mit Strafzöllen

Entspannung für die Ölpreise könnte aus dem Weißen Haus kommen. Die US-Administration hat im Handelsstreit mit China erneut eine Ausweitung von Strafzöllen ins Spiel gebracht. Die USA belegten China bereits vor einigen Wochen mit Strafzöllen auf ein Handelsvolumen von 50 Mrd. US-Dollar. China kündigte als Gegenreaktion eine Verhängung von Strafzöllen auf Importe von US-Öl an. Und genau das möchte Präsident Trump nicht auf sich sitzen lassen. Sollte China seine Drohung wahrmachen, werden die USA im Gegenzug zusätzlich ein Handelsvlumen von 200 Milliarden US-Dollar belasten.

Die Ölpreise geraten damit unter Druck, denn eine Beschränkung des Warenverkehrs führt zu weniger Ölverbrauch. Mittelfristig könnte auch das globale Wirtschaftswachstum leiden, was die Nachfrage nach Öl ebenfalls negativ belasten würde.
 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 68,84 Cent pro Liter Heizöl. Am Montag waren es noch 68,06 Cent.

Momentan lautet unser wichtigster Tipp für den Heizölkauf: Machen Sie sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig – und nutzen Sie das heutige Preisniveau für den Heizölkauf insbesondere dann, wenn sich der Tank leert.

Im Anbetracht der angespannten Versorgungslage kann es ein Fehler sein auf fallende Preise zu setzen, auch wenn eine Zuspitzung des Handelskonflikts zwischen China und den USA sicher genug Kraft hätte die Kurse an den Handelsplätzen um einige Punkte zu drücken. Aber auch dort ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.

 

Peter Dudda - Autor

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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