USA diskutieren Freigabe strategischer Ölreserven – Preise steigen dennoch leicht
16. Juli 2018, Nicola Bergau
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- USA diskutieren angeblich Freigabe strategischer Ölreserven
- Saudi-Arabien bietet Abnehmern Extra-Lieferungen an
- Lage in Libyen weiterhin angespannt
- Brent bei 74,87 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 650,25 US-Dollar
- Euro steigt auf 1,1696 US-Dollar
- Heizölpreis steigt auf 68,26 Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ OPEC kann kurzfristige Lieferausfälle nicht ausgleichen
▲ US-Sanktionen gegen Iran
▲ Produktionsschwierigkeiten in Kanada und Kasachstan halten an
▲ Steigende Ölproduktion in OPEC-Staaten begrenzt Reservekapazitäten
▶ Libysche Ölhäfen wieder geöffnet, doch Lage weiterhin angespannt
▶ US-Ölbohranlagen unverändert
▼ US-Sanktionen: Ausnahmen für Abnehmer iranischen Öls
▼ Saudi Arabien weitet Ölförderung aus und bietet Extra-Lieferungen
▼ Wachstum der Ölnachfrage verlangsamt sich
▼ Handelsstreit zwischen USA, EU und China
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 74,87 US-Dollar. Der Vergleichswert von Freitag betrug noch 74,26 US-Dollar, der Schlusspreis für Freitag wurde bei 75,33 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 650,25 US-Dollar. Der Vergleichswert am Freitag lag bei 647,00 US-Dollar, während der Schlusspreis am Freitag bei 654,25 US-Dollar festgehalten wurde.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
An beiden entscheidenden Kursen lässt sich die momentane Lage auf den Märkten sehr gut ablesen: Die Preise tendieren innerhalb kurzer Zeiträume sowohl nach oben als auch nach unten. Das Potential für deutliche Preisnachlässe, wie es in der vergangenen Woche bestand, ist vorerst ausgeschöpft, während die Anzeichen für Preissteigerungen momentan zu gering sind, um wirklich nachhaltig zu wirken.
Das liegt vor allem an den Einerseits-andererseits-Meldungen, die das Geschehen bestimmen. Einerseits hat sich die Versorgungslage in Libyen etwas entspannt, doch neuesten Berichten zufolge kam es am Wochenende wieder zu Auseinandersetzungen am größten Ölfeld Shahara, die für einen Produktionsrückgang um rund 160.000 B/T verantwortlich sind.
Einerseits wird nach Berichten in den USA diskutiert, Teile der strategischen Ölreserven freizugeben, andererseits hat sich insbesondere der Energieminister gegen diesen Schritt geäußert.
Momentan durchlaufen wir einen kurzfristig ausgeglicheneren Markt mit einer relativ stabilen Versorgungslage. Allerdings sind alle Faktoren für eine Stabilität momentan noch so wacklig, dass sich Anleger sowohl in die eine als auch die andere Richtung bei ihren Anlagestrategien entscheiden. Diese Unentschiedenheit sieht man den Preisen momentan deutlich an.
Entwicklung Eurokurs
Der Euro hat zeigt weiterhin Stabilität. Zum Tagesstart kostete er 1,1696 US-Dollar, der Vergleichswert für Freitag betrug 1,1671 US-Dollar. Die EZB legte den Referenzpreis für Freitag auf 1,1643 US-Dollar fest.
Im Devisenmarkt zeigt sich momentan so etwas wie eine Verschnaufpause nach den abenteuerlichen Veränderungen und politischen Turbulenzen der vergangenen Wochen – auf beiden Seiten des Atlantiks. Allerdings steht mit dem Treffen zwischen US-Präsident Trump und Russlands Präsident Putin bereits der nächste Hotspot im Mittelpunkt des Interesses. Im Vorfeld diskutieren Analysten heiß, wer in diesem Treffen zweier aktuell entscheidender Figuren auf dem globalen politischen Parkett das Rennen macht – und seine Interessen durchsetzt.
Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
- USA diskutieren angeblich Freigabe strategischer Ölreserven
- Saudi-Arabien bietet Abnehmern Extra-Lieferungen an
USA: Die strategischen Ölreserven als Marktinstrument?
Es liegt schon in der Natur des Wortes, das strategische Ölreserven eigentlich für besondere Notsituationen gedacht sind, in denen ein Land handlungsfähig bleiben muss. Schon deshalb wird die Idee, die US-amerikanischen Reserven in kleinen Portionen sukzessive auf den Markt zu werfen, seit dem Bekanntwerden heiß diskutiert.
Die Meldung geht auf gut informierte Kreise zurück und ist in dem Sinne nicht neu. Schon vor Monaten kursierte dieser Einfall, den Energieminister Rick Perry damals mit deutlichen Worten ablehnte. Für ihn sei eine solche Reserve kein Instrument, um den Markt zu beeinflussen.
Doch genau dies bezweckt die Regierung Trump offenbar. Indem sie wohldosierte Mengen auf den Markt werfen würde, könnte sie den Markt in Richtung Angebot verschieben und so die globalen Ölpreise drücken. Dass dieser Schritt eine offene Ansage an die von Trump immer wieder kritisierte Preispolitik der OPEC ist, überrascht wohl niemanden.
Die International Energy Agency (IEA) als Kooperationsplattform und Wächter über die strategischen Reserven der Mitglieder könnte zwar ein Veto einlegen, sollten die USA ihr Vorhaben umsetzen – allerdings nur solange, wie die vereinbarten Reserven für 90 Tage angerissen werden würden. Das ist in den USA definitiv nicht der Fall, hier liegen die Lagervorräte weitaus höher. Über das Plus dürfen die Amerikaner frei entscheiden.
Indes muss auch festgehalten werden, dass die Freigabe nur in kleinen Dosen erfolgen würde. Damit wäre die knappe Versorgungslage sicher nicht aufgelöst, doch würden sich die USA damit symbolisch weit aus der Deckung wagen und sich als aktives Gegengewicht zur OPEC positionieren – eine Stellung, die sie in den vergangenen Monaten etwas verloren hatten. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung.
Der diskutierte Schritt zeigt aber auch, dass es um die eigentliche amerikanische Ölproduktion gar nicht so rege bestellt ist, wie es zu Jahresbeginn noch der Fall war. Infrastrukturelle Schwierigkeiten sorgen dafür, dass gefördertes Öl nicht im ausreichenden Maße zu den Exporthäfen gelangt. Aus dieser Richtung wäre eine kurzfristige Angebotssteigerung zum Ausgleich des Marktes momentan also nicht möglich.
Da ist es passend, dass der wöchentliche Baker Hughes Report zur Anzahl aktiver US-Ölbohranlagen nach der Steigerung der vergangenen Woche nun wieder stagniert. Die Plattformen blieben unverändert bei einer Gesamtzahl von 863.
Saudi-Arabien bietet wohl Extra-Lieferungen an
Ähnlich wie bei Supermarktangeboten mit XXL-Packungen soll Saudi-Arabien einigen Abnehmern für Öllieferungen Extra-Barrel über die vereinbarten Mengen hinaus angeboten haben. Auch hier stehen die „gut informierten Kreise“ als Quelle dahinter.
Wer von diesem Extra-Angebot profitiert und ob diese Meldung die globalen Ölpreise nachhaltig beeinflussen könnte, stand zum Tagesstart noch nicht fest. Sicher ist nur, dass offenbar auch das größte OPEC-Mitglied versucht, die aktuelle Versorgungslage mit allen Mitteln der Marktwirtschaft zu beeinflussen.
Interessant ist hier vor allem, wie kleinere Produzenten auf diesen Schritt reagieren. Denn angesichts der vereinbarten Produktionsanhebungen im OPEC-Deal bleiben die kleinen Produzenten aus ihrer Sicht immer weiter auf der Strecke. Wenn Saudi-Arabien nun auch noch Extra-Margen anbietet, werden weniger agile Öl-Produzenten am Markt immer unattraktiver für Abnehmer.
Die Handelswoche im Überblick
Für die Euro- oder Ölpreisentwicklung möglicherweise einflussreiche Wirtschaftsdaten der Woche im Überblick*:
Montag, 16.07.2018
- Trump-Putin-Treffen
- Einzelhandelsumsätze, USA
Dienstag, 17.07.2018
- Rede Fed-Mitglied Powell, USA
- Wöchentlicher Rohöllagerbestand American Petroleum Institute (API), USA
Mittwoch, 18.07.2018
- Verbraucherpreisindizes, Eurozone
- EIA Rohöl-Lagerbestand, USA
Donnerstag, 19.07.2018
- Arbeitslosenstatistiken, USA
- Arbeitsmarktdaten, USA
Freitag, 20.07.2018
- OPEC-Treffen
- Baker Hughes Wochenreport (Anzahl aktive US-Bohranlagen)
*Termine ohne Gewähr
Heizölpreisentwicklung
Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 68,26 Cent pro Liter Heizöl. Am Freitag waren es 67,92 Cent, übers Wochenende 68,09 Cent..
Die deutlichen Preissenkungen der vergangenen Woche sind vorerst passé und damit wird es wieder umso wichtiger, sich das heutige Preisniveau zum Heizölkauf zu sichern. Das gilt insbesondere, wenn sich der Tank leert. Denn so machen Sie sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig, die den Markt seit Wochen immer wieder überraschen.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.