Mehr Öl bei geringerer Nachfrage: Heizölpreis steigt vor dem Wochenende dennoch leicht

6. Juli 2018, Nicola Bergau

Trotz preisdrückender Signale steigt heute der Heizölpreis. 06.07.2018

Saudi-Arabien senkt die Ölpreise für August-Lieferungen, die US-Strafzölle gegen chinesische Waren sollen heute in Kraft treten und das Departement of Energy vermeldet mehr Öl in den US-Lagern als das API. Dennoch notiert der Heizölpreis heute etwas höher, als am Vortag.

Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick

  • DOE vermeldet Bestandsaufbauten bei US-Rohöl
  • Saudi-Arabien senkt Preise für August-Öllieferungen
  • US-Strafzölle auf chinesische Waren in Kraft
  • Iran sucht Lösung zu Atom-Deal mit Europa in Wien
  • Brent bei 77,45 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 667,75 US-Dollar
  • Euro steigt auf 1,1691 US-Dollar
  • Heizölpreis steigt leicht auf 70,03 Euro / 100L


Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung

Anzahl der US-Ölbohranlagen sinkt US-Rohölbestände laut DOE zugelegt
US-Regierung erhöht den Sanktionsdruck gegen den Iran China bereitet Strafzölle auf US-Öl vor
 Produktionsschwierigkeiten in Libyen, Kanada und Kasachstan halten an Saudi-Arabien erklärt sich zu Produktionsausweitung bei Bedarf bereit
  OPEC-Staaten heben Ölproduktion sukzessive an
  Wachstum der Ölnachfrage verlangsamt sich
  Handelsstreit zwischen USA, EU und China

 

 

 

 

 

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 77,45 US-Dollar. Der Vergleichswert von Donnerstag betrug noch 77,77 US-Dollar, der Schlusspreis für Donnerstag wurde bei 77,39 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 667,75 US-Dollar. Der Vergleichswert am Donnerstag lag bei 664,50 US-Dollar, während der Schlusspreis am Donnerstag bei 671,00 US-Dollar stand.

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 06.07.2018 // Alle Angaben ohne Gewähr

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Die Preisentwicklung im Überblick

Die etwas unterschiedlichen Tendenzen von Brent und Gasoil heute Morgen rühren daher, dass Gasoil eher im Fahrwasser der preissenkenden Tendenzen in Politik und Wirtschaft für die Rohöl-Leitsorten mitgezogen wurde, wobei in erster Linie die amerikanische Sorte WTI von größeren Veränderungen betroffen war.

Denn mehr Öl laut DOE in den US-Lagern und der Handelskrieg zwischen (heute vorrangig) USA und China gehen zunächst auf Kosten der WTI-Notierung. Allerdings hat Saudi-Arabien mit der Preissenkung für August-Lieferungen zumindest ein Signal direkt für Brent gesetzt.

Gleichzeitig stehen aber auch Verhandlungen zwischen Iran und Europa zum Fortführen des Atom-Dals und zum Auffangen der US-Sanktionsauswirkungen auf dem Plan. Die Erfolgsaussichten sind hier allerdings laut Analysten gering, sodass dies ein Faktor ist, der deutliche Preisnachlässe zumindest bei Brent vorerst behindert.

Insgesamt tariert der Markt wohl gerade aus, welchen Einfluss die aktuellen Entwicklungen auf die weltweite Ölnachfrage haben könnten. Der Handelskrieg ist hier wichtigstes Thema und könnte laut einiger Experten das globale Wachstum um wenigstens 4 Prozent ausbremsen – ein nur scheinbar kleiner Wert, der in seinen Dominoeffekten jedoch enorm ist.
 

Entwicklung Eurokurs

Der Euro hat den Sprung über die 1,17 US-Dollarmarke geschafft. Zum Tagesstart kostete er 1,1691 US-Dollar, der Vergleichswert für Donnerstag betrug 1,1658 US-Dollar. Die EZB legte den Referenzpreis für Donnerstag auf 1,1709 US-Dollar fest.

Der Aufschwung wurde vorrangig durch erstmals seit Wochen wieder erfreuliche Konjunkturdaten aus Deutschland ausgelöst, während die ersten Signale vom amerikanischen Arbeitsmarkt gestern eher verhalten waren. Allerdings reichte das Potential nicht aus, um deutlichere Veränderungen hervorzurufen. Die US-Notenbank Fed verkündete gestern, trotz der besorgniserregenden Entwicklung des Handelskriegs am aktuell eingeschlagenen Weg vorsichtiger Leitzinserhöhungen festhalten zu wollen. Da dies vom Markt erwartet wurde, blieb auch hier eine deutlichere Reaktion aus.
 

Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik

  • Saudi-Arabien scheint Trump-Appell gehört zu haben
  • DOE widerspricht API
  • Stichtag für den Handelskrieg
  • Iran verhandelt in Wien über Atom-Deal

Preissenkung Saudi-Arabiens – Antwort auf Trump?

Wie wir gestern berichteten, hat Trump in einem Tweet von der OPEC gefordert, die Ölpreise zu senken und damit die „Preistreiberei“ zu beenden. Saudi-Arabien scheint prompt geantwortet zu haben und senkte die Preise für Augustlieferungen.

Damit wird einmal mehr deutlich, wie eng USA und Saudi-Arabien zumindest beim Thema Öl verbandelt sind. Als größter Produzent der OPEC kann das Land zudem mit seiner Preispolitik deutliche Signale für die anderen beteiligten Staaten setzen – und hat gleichzeitig einen handfesten Einfluss auf den Markt.
 

DOE widerspricht API deutlich

Erstmals seit Wochen hat der Bericht zu den US-Ölbeständen des Department of Energy (DOE) den vorher veröffentlichten Zahlen des American Petroleum Institutes deutlich widersprochen. Denn das DOE vermeldete Bestandsaufbauten bei Rohöl – und überraschte damit den Markt sichtbar.
 

Die DOE-Daten im Überblick

DOE-Bericht-US-Ölmarkt-Kalenderwoche-27-210618 // Alle Angaben ohne Gewähr

Ein Grund für die Aufbauten ist die leicht gesunkene Raffinerieauslastung. Diese war in den vergangenen Wochen über Gebühr hoch, die Unternehmen fahren nun aber leicht zurück – wohl auch, um erst einmal ihre vorproduzierten Bestände an den Mann zu bringen und nicht zuletzt auch, weil der Handelskrieg riesige Auswirkungen auf den Bedarf haben könnte.

Außerdem sind die Rohölimporte gestiegen, während die Exporte leicht abnahmen. Gründe dafür sind im DOE-Bericht jedoch erst einmal nicht auszumachen. Die Sommernachfrage nach Benzin führt dazu, dass hier Bestandsabbauten verzeichnet werden, auch wenn diese bei Weitem nicht so hoch wie laut API sind. Allerding vermeldete das DOE einen Anstieg der Gesamtnachfrage und setzte den Trend somit fort.

Erneut muss festgehalten werden, dass sich die Ölförderung einmal mehr nicht bewegt hat und nach Monaten der Zunahme auf dem Vorwochenniveau verharrt.
 

US-Zölle auf chinesische Waren treten in Kraft

Seit heute sind neuerliche US-Handelszölle auf chinesische Waren in Kraft und stellen damit die nächste Eskalationsstufe im Handelskrieg dar. Schon gestern wurde bekannt, dass China als Antwort darauf Strafzölle von 25 Prozent auf US-Öl einführen will, auch wenn ein Datum hier noch nicht genannt wurde (wir berichteten).

China nimmt ungefähr 17,4 Prozent der US-Ölexporte ab, würde damit die USA also sehr empfindlich treffen. Trump hat darauf bereits eine Antwort formuliert und wolle seinerseits die US-Strafzölle auf chinesische Waren auf einen Wert von 500 Milliarden Dollar pro Jahr ausweiten.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass mit jeder neuen Eskalationsstufe ein Potential entsteht, die Ölpreise weiter zu drücken. Denn wird der Warenverkehr zwischen den beiden Groß-Volkswirtschaften eingeschränkt, entsteht auch weniger Bedarf an Öl für das Transportwesen. Außerdem sinkt die Nachfrage vermutlich insgesamt, weil verschiedene Produktionszweige auf Öl angewiesen sind. Gibt es keinen Abnehmer für die Waren, müssen sie auch nicht produziert werden.
 

Iran in Wien – Verhandlungen über den Atom-Deal und die US-Sanktionen

Auch wenn die USA sich im Mai mit einem Paukenschlag aus dem Atom-Deal mit Iran verabschiedet haben, halten Europa, Russland und China weiterhin daran fest. Darum hat sich Iran auch an diese Staaten gewandt. Sie sollen sicherstellen, dass etwa iranisches Öl trotz US-Embargo Abnehmer findet. Zu Verhandlungen über diese und weitere Eckpunkte treffen sich Iran sowie Deutschland, Frankreich, Großbritannien, China und Russland heute in Wien.

Allerdings bescheinigen Experten dem Treffen keine guten Aussichten. Denn für Iran gehen die europäischen Bemühungen um Abnahmeverpflichtungen und finanzielle Stabilität durch den Schutz mit Iran handelnder Unternehmen nicht weit genug.

Wichtigstes Ziel soll dennoch sein, den Deal weiterhin stabil zu halten. Sollte sich Iran einseitig daraus verabschieden, wäre die Region Naher Osten schnell wieder ein Pulverfass. Doch Irans Bemühungen zeigen auch, dass sie angesichts der drohenden US-Sanktionen selbst daran interessiert sein müssen, wirtschaftlich mit dem Rücken an die Wand zu kommen.
 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 70,03 Cent pro Liter Heizöl. Am Donnerstag waren es 69,86 Cent.

Das heutige Preisniveau ist eine perfekte Gelegenheit, den Heizölkauf auszulösen – insbesondere, wenn sich der Tank leert. Denn so machen Sie sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig, die den Markt seit Wochen immer wieder überraschen. Schließlich erweisen sich alle Prognosen durch kurzfristige Gegentendenzen und unvorhergesehene Ereignisse wie die Lieferausfälle immer wieder als falsch. Wenn Sie sich heute zum Kauf entscheiden, können Ihnen die Entwicklungen der nächsten Monate vollkommen gleich sein – und Sie holen die Tankanzeige aus dem roten Bereich.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.

Nico Bergau - Leiter Onlinehandel

Der Ölmarkt und der Euro-Dollar-Kurs bestimmen Ihren Heizölpreis. Die Märkte bieten täglich Überraschungen. Wir liefern Ihnen die Hintergrundinformationen.

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