Längerer Pipeline-Ausfall und IEA-Prognose halten Ölpreise in Bewegung – Heizöl teurer

15. Dezember 2017, Peter Dudda

Heizoelpreise steigen 151217

Zwei gegenläufig wirksame News bestimmten gestern den Ölmarkt: Der Ausfall der Forties-Pipeline in der Nordsee könnte länger dauern als gedacht, die IEA sieht das Ölangebot 2018 in einem ausgeglichenen Licht. Die feste Tendenz setzt sich durch, der Euro hat wieder nachgegeben. Heizöl heute teurer.

Ölpreisentwicklung

Das Leck an der Forties-Pipeline könnte sich zum größeren Problem ausweiten als bisher gedacht. Laut Meldungen dürften die Reparaturen an der Pipeline für Nordsee-Öl möglicherweise bis in den Januar dauern. Damit stünden ungefähr 450.000 B/T noch längerfristig nicht mehr zur Verfügung. Und diese Rechnung trieb gestern die Preise nach oben.

Demgegenüber wirkte der IEA-Monatsbericht eindeutig bremsend, sieht die International Energy Agency für 2018 doch eher eine entspannte Marktsituation: In der ersten Jahreshälfte herrscht leichtes Überangebot, in der zweiten Jahreshälfte gleichen sich Angebot und Nachfrage aus. Dies widerspricht in Teilen den OPEC-Prognosen, die von einer massiven Unterversorgung in der zweiten Jahreshälfte ausgehen.

Der Euro ist wieder unter 1,18 US-Dollar gefallen, da Aussagen seitens der EZB zur weiterhin lockeren Geldpolitik die Kurse belasteten. Zweifel an der amerikanischen Steuerreform bremsten aber auch diese Entwicklung ab.

Insgesamt ist Heizöl heute Morgen deshalb teurer.

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der europäische Ölpreis Brent notierte am Morgen bei 63,47 US-Dollar. Der Schlusspreis für Donnerstag wurde bei 63,31 US-Dollar festgesetzt.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 562,75 US-Dollar – also praktisch keine letztendliche Veränderung gegenüber dem Startpreis von gestern mit 562,00 US-Dollar. Der Schlusspreis am Donnerstag betrug 561,50 US-Dollar.

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.

Dass sich Gasoil im Endeffekt kaum bewegt zu haben scheint, während Brent deutlichere Kursbewegungen zeigt, liegt im Wesentlichen auch an den Problemen an der Forties-Pipeline. Diese ist nicht nur ein wichtiger Knotenpunkt für mehr als 80 Förderstätten in der Nordsee, sie ist auch nicht zuletzt ein Versorgungsanker für den britischen Norden.

Die Folgen der Abschaltung wegen des Reparaturbedarfs reichen in beide Richtungen: Mehrere Fördergesellschaften mussten einzelne Plattformen abschalten, die Briten machen sich Sorgen um die Öllieferungen, gerade auch, weil sich dort momentan winterliche Temperaturen eingestellt haben, die einen erhöhten Bedarf nach sich ziehen.

Engpässe wird es zwar wohl nicht geben, da Öltransporte auch per Schiff möglich sind und neben der betreibereigenen Raffinerie in Grangemouth bei Aberdeen auch andere Verarbeiter zur Verfügung stehen, doch der Schiffstransport ist ungleich teurer und für die Verbraucher damit auch eine Belastung. Da die Inflation in Großbritannien momentan weiter steigt, steigen die Lebenshaltungskosten für die Bevölkerung nicht zuletzt bei den Energiepreisen deutlich.

Die Betreibergesellschaft der Pipeline Ineos hat Force Majeure für den Vorfall ausgerufen, was sich so interpretieren lässt, dass die Reparaturen über die angenommenen zwei Wochen hinaus dauern könnten. Bis zu vier Wochen sind momentan im Gespräch, was einen Ausfall von rund 11,47 Mio. B/T nach sich ziehen würde.

Abgesehen von diesen handfesten Faktoren ist das durch die Pipeline geförderte Forties-Öl auch ein wichtiger Bestandteil bei der Berechnung des Brent-Index. Fällt dieser Bestandteil weg, zieht dies den gesamten Index mit, was wiederum weltweite Auswirkungen hat.

IEA sieht ein entspanntes Öljahr 2018

Neben dem Pipeline-Problem stand gestern der Monatsbericht der International Energy gency (IEA) im Mittelpunkt des Interesses. Dieser ist hauptsächlich wegen seiner Prognosen für die Preisentwicklung 2018 interessant und stellt sozusagen ein objektiveres Gegengewicht zu den OPEC-Prognosen dar, mit denen die IEA-Werte auch verglichen werden.

Und die Unterschiede zeigen sich vor allem in der zweiten Jahreshälfte. Während die OPEC davon ausgeht, dass es dann auch aufgrund der eigenen Förderkürzungen zu einer massiven Unterversorgung des Marktes kommt, sieht die IEA nur eine sehr moderate Entwicklung im Verhältnis zur Nachfrage.

Grundsätzlich sieht die IEA einen Förderzuwachs von 1,6 Mio. B/T bei Nicht-OPEC-Ländern und liegt damit deutlich über den von der OPEC angenommenen 0,99 Mio. B/T. Gleichzeitig soll die Nachfrage nur um 1,3 Mio. B/T steigen, während die OPEC von einem Plus von 1,51 Mio. B/T ausgeht.

In der Summe rechnet die OPEC mit sinkenden Beständen von 130 Mio. B/T in der zweiten Jahreshälfte, während es bei der IEA auf ein ausgeglichenes Verhältnis hinauslaufen würde.

Welche der beiden Prognosen stimmt, steht natürlich in den Sternen. Schließlich lassen sich die Nachfrage und die Märkte nie sicher voraussagen. Aktuell kann man aber davon ausgehen, dass die IEA-Werte etwas realistischer sind. Nicht zuletzt lieferte die OPEC schon für 2017 ähnliche Prognosen ab, die Realität war aber wesentlich ausgeglichener und eher in den IEA-Dimensionen zu sehen.

Es kann auch davon ausgegangen werden, dass die IEA der US-Ölindustrie einen aktiveren Posten einräumt als die OPEC. Auch dieser Unterschied ist nicht neu, schließlich muss das Ölkartell die Kürzungen auch den eigenen Dealmitgliedern weiterhin schmackhaft machen – und da helfen Berechnungen, die von einer US-Ölschwemme ausgehen, nicht gerade weiter.

In jedem Fall bleibt im Grunde alles, wie es schon immer war: Was das Öljahr 2018 wirklich bringt, zeigt sich wohl erst 2018.

Entwicklung Eurokurs

Der Euro stand zum heutigen Berichtszeitpunkt wieder unter der 1,18-Marke bei 1,1768 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB für Donnerstag lag bei 1,1814 US-Dollar.

Nachdem die Gemeinschaftswährung von den Ergebnissen der Fed-Sitzung in den USA profitierte, sorgten Äußerungen der eigenen Zentralbank EZB gestern für den gegenläufigen Effekt. Die EZB signalisierte gestern, dass eine Abkehr von der lockeren Geldpolitik erst einmal nicht zu erwarten sei. Trotz aller positiven Entwicklung sei eine Unterstützung durch die Zentralbank weiterhin notwendig, so EZB-Präsident Mario Draghi.

Vor weiteren Verlusten wurde der Euro allerdings am Morgen bewahrt, da der Dollar im Gegenzug wieder unter Druck geriet. Grund dafür sind Meldungen, nach denen die Trumpsche Steuerreform vielleicht doch nicht vollzogen werden könnte. Hochranginge Republikaner knüpfen ihre Unterstützung im Senat an Bedingungen, welche die Reformpläne bisher noch nicht abbilden. Daraus könnte ein Domino-Effekt entstehen, der das gesamte Vorhaben kippt.

Heizölpreisentwicklung

Heizöl ist in der aktuellen Situation aus stabilen Ölwerten und gesunkenem Eurokurs teurer: Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 61,49 Cent pro Liter Heizöl. Am Donnerstag waren es 61,14 Cent.

Trotz der Teuerung ist der Zeitpunkt für den Heizölkauf heute Morgen günstig – insbesondere, wenn sich der Tank leert. Spekulationen dazu, ob die Preise demnächst fallen, sollten Sie besser nicht anstellen. Denn mit gerade der Ausfall der Forties-Pipeline ist ein hoher Unsicherheitsfaktor.

Plötzliche Preissteigerung mit enormen Aufwärtspotential sind außerdem immer möglich, und das entgegen aller allgemeinen Prognosen oder Rahmenbedingungen. Außerdem sollten Sie die kommenden Feiertage nicht außer Acht lassen.

Mit dem heutigen Kauf sichern Sie sich daher ein gefälliges Preisniveau und machen sich von allen weiteren Entwicklungen und Unwägbarkeiten unabhängig.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.