Meteorologische und wirtschaftliche Großwetterlage: Heizölpreise steigen
12. September 2018, Nicola Bergau
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- API: starke Abbauten bei US-Rohöl
- Hurricane Florence hat an Intensität gewonnen und rollt auf die US-Küste zu
- EIA: US-Ölförderung kann mit Nachfrage nicht mithalten
- Brent bei 79,44 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 691,00 US-Dollar
- Euro bei 1,1594 US-Dollar
- Heizölpreis steigt auf 79,35 Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ API meldet deutliche Bestandsabbauten bei Rohöl
▲ Sicherheitslage im Irak angespannt – Ölindustrie bedroht
▲ Hurricane Florence treibt US-Markt zu Hamsterkäufen
▲ US-Absage an Indien für Ausnahme von US-Sanktionen
▲ Iranische Ölexporte rückläufig
▲ EIA-Prognose: Unterversorgung der Märkte bis Ende des Jahres
▲ Inkrafttreten erster US-Sanktionen gegen Iran
▲ China investiert in Öl-Infrastruktur
▶ EU unter iranischen Druck
▶ OPEC: Preisspanne zwischen 70 und 80 Dollar soll gehalten werden
▶ Ölquellen-Erschließung in Afrika nimmt zu
▶ Mexico und Venezuela wollen intensiv in die Ölindustrie investieren
▼ Erneute Strafzölle zwischen China und USA
▼ Irak auf Exporthoch – mit noch freien Kapazitäten
▼ Libyens Ölproduktion steigt wieder
▼ OPEC steigert Produktion
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 79,44 US-Dollar. Der Vergleichswert von Dienstag betrug noch 77,57 US-Dollar, der Schlusspreis für Dienstag wurde bei 79,06 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 691,00 US-Dollar. Der Vergleichswert am Dienstag lag bei 681,25 US-Dollar, der Schlusspreis lag bei 687,00 US-Dollar.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
Obwohl die Entwicklung aller wichtigen Notierungen innerhalb eines Tages rasant und für inländische Heizölkäufer mehr als ungünstig genannt werden muss, steht dahinter doch eine leichte Verzerrung.
Diese ist auf das Wetter und namentlich den Hurricane Florence zurückzuführen, der nun als Sturm der höchsten Kategorie 5 auf das amerikanische Küstenland zutreibt. Er soll die Ostküste treffen, was die Ölindustrie direkt nicht belasten würde. Allerdings könnten wichtige Versorgungsstrukturen wie die Colonial Pipeline und Abnahmestellen in der Sturmregion behindert werden. Unter dieser Prämisse setzen die Kunden auf Hamsterkäufe, während der Markt die möglichen Versorgungsprobleme bereits jetzt ebenfalls mit spekulativen Hamsterkäufen einpreist.
Darum fällt der Preissprung heute Morgen wesentlich größer aus, als dies ohne Sturm der Fall wäre. Allerdings gibt es genug andere stützende Faktoren, die den Markt dazu veranlassen, die Preise steigen zu lassen. Die amerikanische Energy Information Administration hat in ihrem aktuellen Monatsbericht erneut eine knappe Versorgungslage bis Jahresende prognostiziert, das American Petroleum Institute meldet für die vergangene Woche starke Abbauten bei Rohöl.
Unter diesen Voraussetzungen ergibt es leider kaum Sinn, noch mit dem Heizölkauf zu warten – auch wenn das Preisniveau ungünstig ist. Denn all diese Faktoren dürften uns in den nächsten Wochen noch weiter beschäftigen – und werden durch die politischen Faktoren in Iran, Irak und nun auch Libyen nur noch weiter verstärkt (eine Übersicht dazu im Morgenreport vom 11. September).
Entwicklung Eurokurs
Auch der Euro mischt im ungünstigen Preisniveau mit, ist er doch seit gestern Morgen sichtbar gefallen. Zum Tagesstart kostete er 1,1594 US-Dollar, gestern um die gleiche Zeit waren es 1,1620 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB für Dienstag stand jedoch noch bei 1,1574 US-Dollar.
Das Auf und Ab hängt stark mit dem Handelsstreit zwischen China und den USA zusammen. China hat laut Berichten Sanktionen gegen die USA bei der Welthandelsorganisation WHO angefragt. Dieser Schritt belastet die Konjunkturaussichten enorm, wobei der Euro trotz guter Daten aus der eigenen Wirtschaftszone das Nachsehen gegenüber dem Dollar hat.
Diese Daten sind der wichtigste Faktor, der den Kurs grundsätzlich vor dem Absturz rettet. Heute wird es weitere Zahlen aus der Eurozone geben, die auch in Hinblick auf die Zinssatzentscheidung der EZB am Donnerstag wichtig sein werden.
Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
- API: Erheblich weniger US-Rohöl
- EIA bleibt bei Einschätzung knapper Marktlage
API-Werte uneindeutig
Deutlich weniger Rohöl, Zuwächse bei den Produkten – was wie ein Unentschieden aussieht, treibt in der aktuellen Marktlage die Preise nur noch nach oben.
Die API-Daten im Überblick
Die deutlichen Bestandsabbauten bei Rohöl lassen sich aus der API-Statistik heraus nicht erklären. Denn eigentlich fahren die Raffinerien ihre Produktion nach dem Sommer etwas runter, was Aufbauten begünstigen müsste.
Selbst, wenn man Sturmvorbereitungen hinein rechnet, ergibt das Bild kaum Sinn. Denn dann müssten insbesondere die Produkte abgenommen haben, da Benzin und Destillate für den Endverbraucher wichtige Vorräte sind.
Analysten sehen eine Erklärung für diese Zahlen in einer gestiegenen Exporttätigkeit. Zurzeit ist die amerikanische Ölsorte WTI etwa 10 Dollar pro Barrel günstiger als das Nordseeöl Brent – da schlagen Käufer im aktuellen Preisumfeld natürlich gerne zu.
Ob diese Spekulationen zutreffen, klärt sich heute Nachmittag. Dann wird der offizielle Bestandsbericht des Department of Energy veröffentlicht, der handfeste Zahlen zu Exporten, der Nachfrage auf dem US-Markt und letztendlich auch zur tatsächlichen Situation bei den Vorräten liefert.
EIA bleibt auf Prognose-Kurs
Die amerikanische Energy Information Administration EIA hat sich in ihrem jüngsten Monatsbericht erneut für eine knappe Versorgungslage in den kommenden Monaten des Jahres ausgesprochen. Dieser Befund wurde zwar bereits im vorherigen Bericht abgegeben, doch wurden die Preisprognosen nun nach oben korrigiert.
Einer der wichtigsten Faktoren, die auch wir bereits mehrfach zu den Entwicklungen auf dem US-Markt analysiert haben: Die US-Ölförderung wächst langsamer, als es noch zum Jahresanfang eingeschätzt wurde. Das Erschließen und Anbohren neuer Quellen ist nicht das Problem, allerdings ist die Infrastruktur nicht in der Lage, den Zuwachs an Rohstofflieferungen aufzunehmen. Öl kann also aus dem Boden geholt, aber nicht in entsprechender Menge durch Pipelines weiterbefördert werden. Deshalb haben auch die Ölunternehmen ein wenig die Bremse gezogen.
Im Zusammenspiel mit der immer knapperen Versorgungslage auf globaler Ebene trifft die Stoßrichtung der US-Behörde auf offene Ohren. Interessant ist, was die heute und morgen folgenden Berichte der OPEC und der International Energy Agency zu dieser Einschätzung zu sagen haben. Dass die Prognose grundsätzlich anders ausfallen könnte – daran glaubt jedoch momentan niemand.
Heizölpreisentwicklung
Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 79,35 Cent pro Liter Heizöl. Am Dienstag waren es 78,54 Cent.
Dieses Preisniveau für Heizöl ist sicherlich kein Traum, doch leider gibt es kaum eine andere Tendenz als nach oben. Die kalte Jahreszeit naht und Sie sollten Ihren Tank rechtzeitig auffüllen. Es ist die beste Entscheidung, sich möglichst schnell von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig zu machen.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.