US-Ölmarkt: Bestandsbericht sorgt für fallende Kurse

7. Juni 2018, Peter Dudda

Heizölpreise fallen zum Donnerstag 07.06.2018

Sinkende Nachfrage, gestiegene Bestände und eine Ölförderung auf Rekordniveau – die Entwicklung am US-Ölmarkt spielt Heizölverbrauchern heute in die Karten. Ein stärkerer Euro stützt sinkende Heizölpreise ebenfalls. Warum die fallenden Kurse sich dennoch schnell wieder erholen, erfahren Sie bei uns.

Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
 

  • DOE-Bericht US-Ölmarkt: Durch und durch preissenkende Aspekte
  • Öl-Angebotslage bleibt global weiter knapp
  • Ölpreise nach Kurseinbruch am Abend zum Morgen im Aufwärtstrend
  • Brent bei 75,85 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 658,50 US-Dollar
  • Euro bei 1,1778 US-Dollar
  • Heizölpreis stabil sinkt auf 68,83 Euro / 100L

 

 Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
 

 Mögliche Uneinigkeit innerhalb der OPEC zu Produktionssteigerungen
 Force Majeure auf Öllieferungen aus Venezuela
 Drohende US-Sanktionen gegen Venezuela
 USA kündigen harte Sanktionen gegen Iran an

 DOE-Bericht: US-Bestände zugenommen, Nachfrage gesunken
Russland und Saudi-Arabien produzieren mehr Öl als vereinbart
 US-Strafzölle auf europäische Stahl und Aluminium 
 OPEC-Produktion könnte schon im Juni steigen
 IEA: Ölnachfrageprognose für 2018 etwas nach unten korrigiert

 

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

 

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 07.06.2018 // Alle Angaben ohne Gewähr

Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 75,85 US-Dollar. Der Vergleichswert von Mittwoch betrug noch 75,94 US-Dollar, der Schlusspreis für Mittwoch wurde bei 75,36 US-Dollar festgesetzt. Damit sind die fallenden Kurse von Mittwochabend bereits zum Donnerstagmorgen wieder ausgeglichen.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 658,50 US-DollarDer Vergleichswert am Mittwoch lag bei 665,50 US-Dollar, während der Schlusspreis am Mittwoch bei 654,74 US-Dollar stand. In Kombination mit einem starken Euro sorgt der niedrigere Gasoil-Preis heute für gesunkene Heizölpreise.

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

Die Preisentwicklung im Überblick

Was der US-Bestandsbericht des American Petroleum Institute vom Dienstagabend hinsichtlich einer Aussage zur US-Ölmarktbewertung noch uneindeutig, liefert der Bericht des Department of Energy genau das Gegenteil. Gestiegene Bestände über alle Kategorien hinweg und eine überraschenderweise deutlich gesunkene Nachfrage sorgten nach der Veröffentlichung des DOE-Berichts am Mittwochnachmittag für eine kleine Abwärtsrallye bei den Ölpreisen.

Zum Abend konnten sich die Kurse allerdings schon wieder etwas erholen. Dies hat im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen bleibt die globale Versorgungslage bei der Ölversorgung weiter angespannt. Vor allem die Gefahr von Lieferausfällen aus Venezuela und dem Iran bürgen hier ein hohes Risikopotenzial für den Handel. Beide Staaten sehen sich neuen US-Sanktionen gegenüber, eine genaue Höhe der möglichen Lieferausfälle ist indes noch spekulativ.

Die aktuellen Bekundungen der OPEC zum Thema Produktionsausweitung haben in den letzten Wochen die Ölpreise von ihren Langzeithochs geholt, das Thema Iran und Venezuela war für ein paar Tage nicht mehr dominierend. Die Luft scheint von dieser Seite allerdings raus zu sein. Experten gehen indes davon aus, dass die angedachte Produktionszunahme der OPEC die möglichen Lieferausfälle aus Venezuela und dem Iran – wenn überhaupt – nur ausgleichen könnte. Diese Ansicht scheint auch an den Handelsplätzen zu dominieren, anders lässt sich die Ausbremsung der DOE-Daten kaum erklären.

Ein weiterer Grund für die Erholung der Kurse liefert das Konstrukt DOE-Bericht selbst: Die DOE-Daten werden vom Handel scheinbar mit einer gewissen Vorsicht betrachtet. In der Vergangenheit kam es schon oft vor, dass auf stark preissenkende DOE-Daten in der Folgewoche wiederum stark preissteigende Daten folgen. Solange sich also keine nachhaltige Entwicklung am US-Ölmarkt hinsichtlich steigender Bestände abzeichnet, wird der Druck auf die Kurse aus dieser Richtung wohl verhalten bleiben.
 

Entwicklung Eurokurs

Die Gemeinschaftswährung scheint wieder im Aufwind, lag der Kurs letzte Woche zeitweise noch auf einem Langzeittief, notierte der Euro zum Tagesstart heute bei 1,1778 US-Dollar. Am Mittwoch hatte noch mit 1,1718 US-Dollar begonnen. Der Referenzpreis der Europäischen Zentralbank wurde am Mittwoch bei 1,1765 US-Dollar festgelegt.

Gestützt wird der Euro vor allem durch die Aussichten auf die künftige Geldpolitik der EZB. Der EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hatte gestern eine Diskussion über das Anleihenkaufprogramm der EZB für die Zinssitzung in der nächsten Woche angekündigt. Ernüchternd wirken hingegen Wirtschaftsdaten aus Deutschland, wonach die Auftragsbücher der Industrie zum vierten mal in Folge weniger Aufträge zu verbuchen haben.
 

Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik

  • DOE-Bericht: Steigende Bestände, rückläufige Nachfrage, steigende Öl-Förderung
  • Einfluss der USA auf Produktionsanhebung im Juni
  • Venezuela erklärt Force Majeure
     

DOE-Bericht revidiert API: Benzinbestände im Fokus

Noch gestern wiesen wir auf die ungewöhnliche Konstellation hin: Die API-Daten und die Erwartungen zur US-Ölmarktentwicklung waren in wesentlichen Punkten übereinstimmend. Lediglich bei der Entwicklung der Benzinbestände gab es Uneinigkeit. So ungewöhnlich diese Konstellation für sich genommen schon war, ist es mittlerweile umso gewöhnlicher, dass der DOE-Bericht den API-Bericht vom Vortag in weiten Teilen revidiert hat. Einzig bei den Benzinbeständen folgt das DOE dem American Petroleum Institute, welche deutlich gestiegen sind. Der Grund für die unterschiedliche Einschätzung zwischen beiden Institutionen liegt – wir weisen immer wieder darauf hin – vor allem in der breiteren Datenerhebung des Department of Energy. Im Gegensatz zum API lässt das DOE auch Daten zur US-Im- und Export-Entwicklung, zur US-Ölförderung und zur Raffinierauslastung in sein Zahlenwerk mit einfließen.
 

Die DOE-Daten im Überblick
 

DOE-Bericht US-Ölmarkt Kalenderwoche 23 06.06.18 // Alle Angaben ohne Gewähr


Die Raffinerieauslastung hat erwartungsgemäß in Vorbereitung auf die tendenziell höhere Sommernachfrage zugenommen. Das sorgt normalerweise für sinkende Bestände an Rohöl und begünstigt gleichermaßen Bestandsaufbauten bei den Produkten wie Benzin und Destillaten (mehrheitlich Diesel und Heizöl). Das die Rohölbestände stattdessen deutlich zugelegt haben, ist auf die Ausweitung der US-Rohölförderung, aber auch auf eine gestiegene Importquote zurückzuführen. Gleichzeitig sind die Rohölexporte der USA im Vergleich zur Vorwoche gesunken.

Am beizeichnensten ist mit Blick auf die aktuellen DOE-Zahlen der Nachfragerückgang nach Ölprodukten. In Kombination mit der gestiegenen Raffinerieauslastung führt das eben zu den deutlichen Aufbauten bei Benzin. Die Bestände an Destillaten bilden eher in den kühleren Monaten des Jahres eine Referenz wenn es um die Einschätzung des US-Markts geht und werden bei der Bewertung durch die Märkte eher vernachlässigt. Dennoch macht allein der Rückgang der Destillat-Nachfrage rund ein Drittel des Gesamtnachfragerückgangs aus.

Der DOE-Bericht ist in dieser Woche durch und durch mit preissenkenden Faktoren behaftet. Doch solange sich an der Versorungslage am globalen Ölmarkt nichts in Richtung mehr Entspannung ändert, werden auch klar preissenkende Nachrichten, vor allem aus dem kurzfristigen Markt-Berichtswesen, weiter untergehen.
 

Heizölpreisentwicklung

Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 68,83 Cent pro Liter Heizöl. Am Mittwoch waren es noch 69,32 Cent.

Momentan lautet unser wichtigster Tipp für den Heizölkauf: Machen Sie sich von allen Marktmechanismen und Kehrtwenden unabhängig. Die Märkte sind gerade nicht durchschaubar und der Euro steht auf wackeligen Füßen. Wenn Sie sich heute zum Kauf entscheiden, können Ihnen die Entwicklungen der nächsten Monate vollkommen gleich sein.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.