API meldet hohe US-Rohölbestände: Ölpreise fallen in preissenkender Stimmung
24. Oktober 2018, Nicola Bergau
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- API: Bestandsaufbauten bei Rohöl, weniger Produkte
- Sorge um die Nachfrageentwicklung und Weltwirtschaft
- Saudi-Arabien bekräftigt Förderreserven
- Brent bei 76,73 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 697,52 US-Dollar
- Euro bei 1,1464 US-Dollar
- Heizölpreis bei 91,72Euro / 100L
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ IEA warnt vor Panikkäufen
▲ Weniger OPEC-Fördersteigerungen als erwartet
▲ Spekulation um Brent-Preis bei 100 US-Dollar bis Ende des Jahres
▲ Kein Freigabe strategischer US-Ölreserven
▲ Sicherheitslage im Irak angespannt – Ölindustrie bedroht
▲ Iranische Ölexporte wegen US-Sanktionen rückläufig
▲ EIA-Prognose: Unterversorgung der Märkte bis Ende des Jahres
▶ Trump will aus Atomabkommen mit Russland aussteigen
▶ USA: Rentabiliät von Schieferölproduktion steigt
▶ Verhandlungen zwischen Indien und USA zu iranischem Öl
▶ Russland will wohl Tauschgeschäft mit Iran umsetzen
▼ Libyen mit ausbaufähiger Ölförderung
▼ US-Bestände nach API mit deutlichen Aufbauten bei Rohöl
▼ Saudi-Arabien aktiviert Förderreserven
▼ China, Indien und Türkei importieren weiter iranisches Öl
▼ Irak auf Exporthoch – mit noch freien Kapazitäten
▼ OPEC und IEA erwarten sinkende Nachfrageentwicklung
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 76,63 US-Dollar. Der Vergleichswert von Dienstag betrug noch 79,47 US-Dollar, der Schlusspreis wurde bei 76,44 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 697,52 US-Dollar. Der Vergleichswert am Dienstag lag bei 714,50 US-Dollar, der Schlusspreis bei 702,50 US-Dollar.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
Wie bei einem Pendel scheint sich der Markt nach dem gestrigen Halten der Notierungen als Scheitelpunkt nun mit Schwung in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen: Die Ölnotierungen gaben gestern sichtbar nach, die amerikanische Sorte WTI fiel sogar auf ein 2-Monatstief.
Die (erwarteten) Bestandsaufbauten in den US-amerikanischen Rohöllagern gaben dabei noch nicht einmal den Ausschlag. Vielmehr setzt sich nun langsam die Sorge durch, dass die Weltwirtschaft aufgrund politisch-wirtschaftlicher Faktoren wie den Währungsabwertungen in den Schwellenländern, Iran-Boykott und China-USA-Strafzöllen nun doch einen erheblicheren Dämpfer erhält, als man in der Preishysterie der vergangenen Monate wahrhaben wollte.
Saudi-Arabien bekräftigte unterdessen noch einmal, dass das Land enorme Förderkapazitäten habe, die man demnächst anzapfen und umsetzen wolle. Nötig scheint dies allerdings nicht, denn Analysten und Zahlenwerte wie vom API rechnen vor, dass die Versorgungslage doch komfortabler (oder wenigstens weniger knapp) sein könnte als angenommen.
Der relativ unbewegte Eurokurs gibt den Preisnachlässen der Rohölbörsen keinen zusätzlichen Schwung für inländische Heizölkäufer. Leider sind auch die niedrigen Rheinpegel vorerst weiterhin hierzulande ein preissteigender Faktor. Lieferverzögerungen in Süddeutschland durch schwierigere Transportrouten sorgen dafür, dass der Heizölpreis leider weiterhin der Entwicklung an den globalen Märkten entgegenläuft. Im Tagesvergleich hat der Heizölpreis dennoch etwas nachgegeben.
Entwicklung Eurokurs
Zum Tagesstart kostete der Euro 1,1464 US-Dollar, Dienstag um die gleiche Zeit waren es 1,1451 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB für Dienstag wurde bei 1,1478 US-Dollar festgesetzt.
Weiterhin heißt es an den Devisenmärkten Abwarten, wie sich die „Woche der Notenbanken“ entfalten wird. Heute werden noch Konjunkturdaten aus dem Euroraum und den USA erwartet, die das Verharren in die eine oder andere Richtung auflösen könnten.
Im Detail: Einflussfaktoren am Markt und in der Politik
- API-Daten der Woche mit zweideutigem Interpretationsansatz
- Erste Analysten rücken von der 100 Dollar-Marke ab
API-Werte über dem Durchschnitt
Angesichts erneut deutlicher Bestandsaufbauten bei Rohöl hätte der API-Bericht eigentlich noch größere Auswirkungen auf die Ölpreise haben können. Doch die Bestandsabbauten bei den Produkten sind ein konträrer Faktor. Allerdings setzt das API einen Abwärtstrend der vergangenen Wochen sichtbar fort.
Die API-Daten im Überblick
Aufgrund einer saisonal bedingten geringeren Raffinerieauslastung sind alle Werte des Berichts kaum eine Überraschung. Wird weniger Rohöl verarbeitet, begünstigt dies Aufbauten, gleichzeitig sind weniger Produkte in den Lagern zu finden.
Allerdings liegen die Werte (vorrangig bei Rohöl) erneut über dem Durchschnitt. Wenn der Bericht des Department of Energy (DOE) heute Nachmittag dieser Tendenz folgten, wäre dies ein allgemeiner Bestandsaufbau zum fünften Mal in Folge.
Diese Konsistenz hatten wir schon lange nicht mehr und sie verleitet zur Annahme, dass zumindest auf dem US-Markt „Versorgungsprobleme“ wie die Iran-Sanktionen keine Rolle spielen. Interessant wird es sein zu sehen, was das DOE zu den Exportwerten und den Importdaten zu sagen hat – diese Zahlen gibt es bei API nicht. Der Import-Exportfaktor ist immer ein Zeichen dafür, ob ein Produzent seine Waren auch los wird und wie stark ein Land von anderen Produzenten abhängig ist.
Sollten hier die Werte gesunken sein, deutet dies vor allem darauf hin, dass sich die USA mit den eigenen Ölvorkommen komfortabel einrichten können, während der Rest der Weltwirtschaft tatsächlich etwas knirscht. Diese Konstellation erklärt auch, warum die API-Daten gestern vorrangig dafür gesorgt haben, dass die amerikanische Ölsorte WTI auf ein 2-Monatstief gesunken ist, während sich die anderen Notierungen vergleichsweise moderat bewegt haben.
Analysten rechnen zukünftige Barrelpreise nun mit Vorsicht
Noch vor wenigen Wochen haben wir die 100 Dollarmarke als neue Wahrscheinlichkeit für die Barrelpreise ausgerufen – getragen von den zahlreichen Analysten, die angesichts der knappen Versorgungslage von solchen Werten ausgegangen sind.
Einzelne wichtige Analysestimmen gehen nun in ihren Prognosen etwas niedriger und sehen den Barrelpreis 2019 eher bei 95 Dollar. Grund dafür ist vor allem die Sorge, dass die Nachfrageentwicklung deutlich abgeschwächt werden könnte, weshalb die Versorgungslage dann nicht mehr eine so große Rolle spielen würde.
Die Währungen der Schwellenländer – der intensivsten Nachfrager nach Öl – werten im Vergleich zum Dollar weiterhin ab und machen den Rohstoff so rapide teurer. Denn Öl wird immer in Dollar gehandelt. Dadurch nimmt die Nachfrage hier ab. Die US-China-Strafzölle tun ihr Übriges, um Sand ins globale Wirtschaftsgetriebe zu werfen.
Auf der anderen Seite stehen Produzenten wie Saudi-Arabien, die erneut ihre Reservekapazitäten betont haben und festhielten, die Förderung schnell und umfangreich steigern zu wollen. Diese Aussage ist weniger wirtschaftlich als politisch zu verstehen. Jüngst hatten sich aufgrund des Todes des Journalisten Jamal Khashoggi erhebliche politische Spannungen zwischen Saudi-Arabien und USA entwickelt. Mit der Aussage, man könne jegliche Ausfälle durch die Iran-Sanktionen kompensieren, will der Nahost-Staat zeigen, dass er in diesem Punkt weiterhin hinter Washington steht.
Wie wir gestern berichteten, positioniert sich Russland in diesem Machtverhältnis langsam als Gegner der USA, denn es gibt wohl ein Geheimpapier, laut dem Russland und Iran ein Tauschgeschäft mit Öl anschieben wollen, um die Sanktionen zu umgehen.
Die Frage Iran-Sanktionen bleibt also eines der wichtigsten Elemente in der momentanen Preisgestaltung und bietet noch reichlich Zündstoff – vor allem auf politischer Ebene. Darum wäre es verfrüht, den Analysten in der Aussage, dass die Ölpreise langfristig doch nicht so weit steigen/fallen werden, vorbehaltlos Glauben zu schenken.
Der Markt entscheidet sich vorerst für die Annahme, dass die Versorgungslage zwar knapp, aber längst nicht mehr so knapp ist, wie noch vor wenigen Wochen angenommen. Da die US-Sanktionen auf iranisches Öl Ende nächster Woche in Kraft treten, wird dieser Stichtag erst einmal der nächste Zeitpunkt sein, an dem man die Analysen noch einmal neu bewertet.
Heizölpreisentwicklung
Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 91,72 Cent pro Liter Heizöl. Am Dienstag waren es 92,49 Cent.
Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.
Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.