API-Daten und saudische Kritik am Iran-Abkommen: So reagieren die Heizölpreise

21. März 2018, Nicola Bergau

Heizoelpreis-steigt-zur-wochenmitte-210318

Die Zeit der trägen Preisentwicklung vom Monatsanfang scheint vorbei. Gestern gab es reichlich Bewegung in den Ölpreisen, angefeuert vom Bericht des API zu US-Ölbeständen und Äußerungen des saudischen Außenministers gegen das Atomabkommen mit Iran. Wir erklären die Auswirkungen auf die Heizölpreise.

Ölpreisentwicklung

Die Ölmärkte scheinen aus ihrer Preis-Lethargie der vergangenen Wochen endgültig erwacht. Gab es am Montag wenig sichtbare Auslöser für die zunächst fallenden und dann deutlich steigenden Kurse, hatten die Märkte gestern genug Futter, um ihre Handlungen zu begründen.

Der wöchentliche Bestandsbericht zu den US-Ölvorräten des American Petroleum Institute (API) widersprach zum zweiten Mal in Folge den Erwartungen nach gestiegenen Ölvorräten. Die Auswirkungen waren indes leicht, gehen Experten doch von einer Verzerrung bei Im- und Export und möglicherweise einer höheren Raffinerieauslastung aus.

Gleichzeitig blieb das Thema Iran-Sanktionen wichtig, dass uns schon mehrfach beschäftigt hat. Im Zuge eines Besuchs des saudischen Kronprinzen in den USA äußerte sich der saudische Außenminister dazu, dass das Atom-Abkommen mit Iran mangelhaft sei und die USA hier stärkere Maßnahmen ergreifen müssten.

Diese Äußerung kippt Öl ins Feuer, das im Nahen Osten sowieso schon schwelt. Deshalb beginnen Händler nun, eine Risikoprämie einzupreisen, die den Ölpreis zusätzlich nach oben treibt.

Der Euro hat für inländische Heizölkäufer heute Morgen leider keine ausgleichende Wirkung, befindet er sich doch wieder sichtbar unter 1,23 US-Dollar. Damit ist es klar, dass Heizöl heute insgesamt teurer ist.
 

Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:

Der europäische Ölpreis Brent notierte am Morgen bei 67,52 US-Dollar. Der gestrige Tagesstart lag noch bei 66,57 US-Dollar, der Schlusspreis für Dienstag bei 67,42 US-Dollar.

ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 595,50 US-Dollar, während es am Dienstag noch mit 586,25 US-Dollar losging. Der Schluss für Dienstag wurde bei 593,75 US-Dollar festgesetzt.
 

Heizölpreisentwicklung der letzten 30 Tage Stand: 21.03.2018


Schon im Wochenvergleich zeigen sich die deutlichen Veränderungen: Am vergangenen Mittwoch kostete Brent zum Tagesstart 64,58 US-Dollar, ICE Gasoil notierte bei 571,25 US-Dollar.

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
 

API-Bericht widerspricht erneut den Erwartungen

Zum zweiten Mal in Folge haben die Zahlen des American Petroleum Institutes die Märkte überrascht. Diese hatten mit deutlichen Aufbauten, vor allem bei Rohöl gerechnet, zumal die physischen Vorräte in Cushing, Oklahoma, wieder zugenommen haben. Doch laut API sieht es auch in dieser Woche anders aus.
 

Die API-Daten im Überblick

API-Bericht-US-Ölmarkt-Kalenderwoche-12-080318

Die größte Überraschung ist wohl das Vorzeichen bei den Rohölvorräten: Statt Aufbauten vermeldete das API Abbauten. Handfeste Gründe dafür lassen sich nur in Hinblick auf die Raffinerieauslastung ausmachen, die saisonal eigentlich wieder steigen müsste. Beweise dafür kann das API aufgrund der engen Zahlenlage nicht liefern.

So sind auch Erklärungen schnell zur Hand, die von einer Verzerrung bei Im- und Exporten aufgrund von Wetterturbulenzen in den vergangenen Wochen ausgehen. Auch hier bleibt das API-Werk zwangsläufig stumm.

Keine Überraschung sind hingegen die Abbauten bei Destillaten und Benzin, die den Erwartungen fast exakt entsprechen. Indes klärt das API nicht, warum diese Bestände abgenommen haben – möglich ist jedoch, dass die Nachfrage weiterhin über dem Durchschnittsniveau bleibt.

Insgesamt reagierten die Märkte gestern stärker auf die API-Zahlen als in den vergangenen Wochen, auch wenn die heute veröffentlichten Statistiken des Department of Energy (DOE) wiederum die größere Durchschlagskraft haben könnten, weil sie die Daten liefern, die dem API fehlen und auch bei den Beständen verlässlicher sind.

Dennoch deutet auch die Reaktion auf die API-Zahlen darauf hin, dass der Markt langsam aus seiner Unsicherheit erwacht und sich wieder stärker auf Impulse von außen einlässt. So gesehen hat er kaum eine andere Wahl, denn mit dem erwachenden Frühling geht die neue Nachfragesaison los, während sich gleichzeitig die geopolitischen Lagen zuspitzen. Und Nachfrage sowie Geopolitik gehören in diesem Jahr zu den wichtigsten Faktoren, die Einfluss auf den Ölmarkt haben könnten.
 

Auch Saudi-Arabien erhöht den Druck auf Iran

Die Lage im Nahen Osten spitzt sich weiter zu. Anlässlich des Besuchs des saudischen Kronprinzen in den USA nutzte der saudische Außenminister die Gelegenheit, um öffentlich eine härtere Gangart der USA gegenüber dem Atomprogramm Irans anzumahnen.

Damit liegt Saudi-Arabien ganz auf der Linie der Regierung Trump, doch ist die Äußerung der Saudis, das Atomabkommen mit Iran sei „mangelhaft“, keine objektive Bewertung. Schließlich ist Saudi-Arabien größter Gegenspieler Irans und selbst daran interessiert, eigene Atommeiler aufzubauen und das Brennmaterial selbst aufzubereiten. Dieses Material eignet sich ebenso zum Bau von Atomwaffen. Damit entsteht aus der Äußerung auch so etwas wie eine Drohung gen USA: Ihr müsst die Sanktionen gegen Iran verschärfen, sonst sehen wir uns gezwungen, eigene „Vorsichtsmaßnahmen“ zu ergreifen. Und das, obwohl die USA und Saudi-Arabien zumindest diplomatisch im gleichen Lager stehen.

Gleichzeitig steigt mit dem Druck auf Iran auch die Gefahr, dass das Land das Atom-Abkommen mit den USA vollständig aufkündigt und ein schrankenloses nukleares Wettrüsten einsetzt.

In jedem Fall aber hießen schärfere Sanktionen gegen Iran zunächst einmal weniger iranisches Öl auf dem Weltmarkt. Und diese Möglichkeit spiegelt sich bereits in einer Risikoprämie wieder. Die Zahlen gehen dabei deutlich auseinander, von 250.000 B/T bis zu 1 Mio. B/T sind viele Mengen möglich. Aktuell liefert Iran rund 3,8 Mio. B/T, zu Beginn der letzten Sanktionen 2011 verschwanden rund 1 Mio. Barrel täglich vom Markt.
 

In aller Kürze: Was für die Ölpreisentwicklung heute noch wichtig ist
  • Der Börsengang der weltweit größten Ölförderungsgesellschaft Saudi Aramco wurde verschoben. Statt 2018 soll es nun 2019 losgehen. Dies wird als Signal interpretiert, dass Saudi-Arabien im aktuellen Preispoker durch den Kürzungsdeal wohl noch eine günstigere Ausgangslage für die Gewinnmaximierung abwarten könnte. Oder anders gesagt: 2018 herrscht noch Zurückhaltung, nach Ende des Deals 2019 könnte es mit bestem Preismoment und steigender Förderung an die Börse gehen.
     
Fazit

Die Versorgungslage am Markt könnte knapper ausfallen als erwartet. Und das bedeutet auf einmal wesentlich mehr Potential für Preissteigerungen als noch vor wenigen Wochen. „Auf einmal“ deswegen, weil gerade Faktoren wie die Äußerungen saudischen Außenministers und die Neubesetzung des Trumpschen Außenministeriums vorher nicht abzusehen waren. Damit ist das eigentlich bekannte Minenfeld Naher Osten plötzlich wieder stark in den Fokus gerückt.
 

Entwicklung Eurokurs

Im Laufe des gestrigen Tages hat der Euro deutliche Verluste hinnehmen müssen, von denen er sich am Morgen wieder halbwegs erholen konnte. Nichtsdestotrotz rangierte er mit 1,2289 US-Dollar unter dem gestrigen Tagesstart. Der Schlusspreis der EZB lag bei 1,2276 US-Dollar für Dienstag.

Grund für den Verlust waren überraschend enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland, die als ein Zeichen für die wachsende Sorge um die US-Strafzölle interpretiert werden. Das spiegelt sich auch in korrespondierenden Daten aus der gesamten Eurozone wider.
 

Heizölpreisentwicklung

Es gibt leider nichts zu rechnen: Eine 3.000 Liter Standard Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 62,38 Cent pro Liter Heizöl. Am Dienstag waren es 61,60 Cent.

Es scheint momentan nur einen Weg zu geben: nach oben. Schon deswegen sollten Sie sich das aktuelle Preisniveau sichern und den Heizölkauf auslösen. Denn möglicherweise ist es das attraktivste der Woche. Darum ist es eine gute Idee, wenn Sie sich mit Ihrem Heizölkauf von allen weiteren Entwicklungen unabhängig machen.

Wenn Sie monatliche Zahlungsarten wie den Heizöl-Ratenkauf oder das heiz&SPAR Wärmekonto nutzen wollen, sollten Sie mehr Zeit bis zur Lieferung einplanen. Die Bearbeitungszeit kann durch den Postweg bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ein fixer Liefertermin kann erst nach Freigabe der Finanzierung durch die Bank bzw. Eingang des unterschriebenen Vertrages abgestimmt werden.

Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen unseren Service für eine regelmäßige Preisbenachrichtigung zu nutzen oder einen Heizöl-Wunschpreis anzulegen. So können Sie von Preisrückgängen profitieren und günstiger Heizöl bestellen.