Angriff auf saudische Ölanlagen und heftige Marktreaktionen: Ölpreise ziehen deutlich an
16. September 2019, Ricarda Altrichter
Ölpreisentwicklung – Wichtiges auf einen Blick
- Angriff auf saudische Ölproduktion senkt Förderung um 5,7 Mio. B/T
- Iran-USA-Verhältnis wieder deutlich gespannter
- Baker Hughes Report: 5 aktive US-Ölbohranlagen weniger
- Brent bei 66,33 US-Dollar / ICE-Gasoil bei 623,25 US-Dollar
- Euro bei 1,1070 US-Dollar
Heizölpreisentwicklung
• Heizölpreis bei 70,96 Euro / 100L
Eine 3.000 Liter Standard-Lieferung kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt rund 70,96 Cent pro Liter Heizöl. Am Freitag lag der Heizölpreis bei 67,41 Cent pro Liter Heizöl.
Wesentliche Einflussfaktoren auf die aktuelle Ölpreisentwicklung
▲ Saudische Ölproduktion bricht nach Angriffen ein
▲Verschiebung neuer Strafzölle um zwei Wochen
▲ OPEC+ Kürzungen werden verlängert
▲ USA und China planen Verhandlungen für Oktober
▲ US-Notenbank und EZB senken Zinsen
▼ EIA, OPEC, IWF und IEA-Berichte senken Nachfrageprognosen
▼ USA steigern Produktion weiter
▼ US-China-Handelsstreit
Aktuelle Ölpreise an der Londoner Warenterminbörse ICE:
Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen bei 66,33 US-Dollar. Der Vergleichswert von Freitag betrug 60,43 US-Dollar, der Schlusspreis wurde bei 60,42 US-Dollar festgesetzt.
ICE Gasoil, der maßgebliche Indikator für den inländischen Heizölpreis, stand am Morgen bei 623,25 US-Dollar. Der Vergleichswert am Freitag lag bei 577,50 US-Dollar, der Schlusspreis bei 577,00 US-Dollar.
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere aktuelle Notierungen finden Sie täglich neu auf unserer Heizölpreisseite.
Die Preisentwicklung im Überblick
Noch am Freitag lag das Handelsinteresse weit unter Durchschnittsniveau und markierte einmal mehr die Unsicherheit und daraus folgende Zurückhaltung des Marktes. Doch mit den Ereignissen des Wochenendes hat sich diese Stimmung schlagartig verändert.
Angriffe auf saudische Ölanlagen am Samstag haben die Produktion des größten OPEC-Vertreters auf einen Schlag um rund 5,7 Mio. B/T gesenkt. Grundsätzlich werden dafür die jemenitischen Houthi-Rebellen verantwortlich gemacht, die den Angriff mit Drohnen durchgeführt haben wollen und auch dazu stehen. Allerdings sehen sowohl die USA als auch Saudi-Arabien Iran in der Schuld, da das Land die Rebellen unterstütze.
US-Präsident Trump hat sofort reagiert und (militärische) Maßnahmen angekündigt – auch wenn eine iranische Mitschuld aktuell nicht bewiesen ist. Teheran selbst hat bereits präventiv ebenfalls Drohungen ausgestoßen. Fakt ist bis jetzt nur, dass diese Angriffe alle anderen Themen wie den Handelsstreit oder die drohende Rezession für den Markt erst einmal in den Hintergrund gedrängt haben.
Die Reaktionen waren heftig: Es kam zu Preissprüngen, die noch nicht einmal beim Irak-Krieg erreicht wurden. Die Risikoprämien sind deutlich gestiegen. Dies ist ein beredter Ausdruck dafür, mit welcher Sorge das „Pulverfass Naher Osten“ nun betrachtet wird. Angesichts einer drohenden militärischen Eskalation ist diese Sorge auch nicht unbegründet. Die vorsichtige Annäherung zwischen USA und Iran dürfte nun wieder vom Tisch sein.
Zunächst einmal wird aber nun darauf gewartet, dass Saudi-Arabien die tatsächlichen Schäden öffentlich macht und auch beziffert, wie groß die Ausfälle sind, ob sie über Reserven kompensiert und ob die Exportquoten erfüllt werden können. Einige Meldungen besagen, dass Teile der Produktion bereits heute wieder aufgenommen werden sollen.
Trump hat bereits die Freigabe strategischer Ölreserven angekündigt, falls es Bedarf gäbe. Theoretisch ist dies nicht nötig, da die Versorgungssituation aktuell weiterhin komfortabel ist. Doch hier geht es hauptsächlich um Marktsignale. Denn viel wichtiger ist der Symbolwert des Angriffs: Die Ölproduktion ist gegen gezielte Interventionen nicht geschützt und ein Ausfall in Millionenhöhe ist nun einmal etwas ganz Anderes als ein Rückgang um ein paar hunderttausend Barrel.
Fast folgerichtig hat der Markt in „Panik“ reagiert und die größten Preissprünge aller Börsenzeiten bei Rohöl ausgelöst. Deshalb ist es auch zu erwarten, dass es heute weiterhin deutliche Kursbewegungen gibt, wenn die Preise bereinigt werden. Das Problem dabei: Jede neue Information aus Saudi-Arabien kann auch den gegenteiligen Effekt haben und die Stimmung weiter anheizen.
Weitere Nachrichten, wie ein erneuter Rückgang der US-Ölbohranlagen laut Baker Hughes-Report oder die Aussetzung neuer Strafzölle gegen China um zwei Wochen hatten in diesem Umfeld keine Chance auf eine Reaktion.
Und am Preisniveau bei Heizöl gibt es heute Morgen nichts zu rütteln: Heizöl ist deutlich teurer und es muss erst einmal abgewartet werden, auf welchem Niveau die Preisbildung letztendlich eingependelt wird.
Entwicklung Eurokurs
Zum Tagesstart kostete der Euro 1,1070 US-Dollar, am Freitag waren es ebenfalls 1,1070 US-Dollar. Der Referenzpreis der EZB für Freitag wurde bei 1,1096 US-Dollar festgesetzt.
Auch die Ruhe im Eurokurs ist eine (indirekte) Reaktion auf den Drohnenangriff. Anleger investierten einerseits in die Währungen von Ländern mit hochaktiver Ölproduktion – was angesichts des schlagartig gesunkenen Angebots Sinn ergibt. Kursgewinner sind in diesem Fall Russland, Kanada oder auch Norwegen.
Andererseits verlegten sich die Händler auf sichere Währungen wie der Schweiz oder Japans, was die Sorge um die Dynamik des Konflikts ausdrückt. Weder Euro noch Dollar sind also aktuell „interessant“ und blieben dementsprechend ruhig.
Die Handelswoche im Überblick
Für die Euro- oder Ölpreisentwicklung möglicherweise einflussreiche Wirtschaftsdaten der Woche im Überblick*:
Montag, 16.09.2019
- Industrieproduktion, China
- Rede EZB-Mitglied, Eurozone
Dienstag, 17.09.2019
- ZEW Konjunkturerwartung, Eurozone + Deutschland
- Wöchentlicher Rohöllagerbestand American Petroleum Institute (API), USA
Mittwoch, 18.09.2019
- Verbraucherpreisindex, Eurozone
- Fed-Zinssatzentscheidung, USA
- FOMC Wirtschaftsprojektion, USA
- EIA Rohöl-Lagerbestand, USA
Donnerstag, 19.09.2019
- Arbeitsmarktdaten, USA
Freitag, 20.09.2019
- Preisindizes und Konsumklima, Deutschland
- Baker Hughes Wochenreport (Anzahl aktive US-Bohranlagen)
*Termine ohne Gewähr
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